Frisch vom HofFünf Bauernhöfe in Wipperfürth und Lindlar setzen auf Milch-Automaten

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann in einer blauen Jacke steht vor dem Milchautomat.

Auf dem Biohof von Manfred Kürten steht eine Milchtankstelle. Es ist eine von fünf solcher Anlagen, die es in Wipperfürth und Lindlar gibt.

Immer mehr Milchautomaten gibt es seit den letzten Jahren im Bergischen Land. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten setzen die Höfe ihre Arbeit fort.

„Hier gibt’s endlich wieder Milch wie früher“ freuen sich die Besucher des Spicher Hofs in Altenlinde. So erzählt es Petra Spicher. Mit ihrem Mann Theodor Spicher führt sie den gemeinsamen Biohof. Dazu gehört auch ein Hofladen mit Milchwarenautomat. Die Milch aus dem Automaten ist frisch und unbehandelt. Aus dem Milchtank kommt sie direkt in den Automaten und kann dort gezapft werden.

Im Bergischen gibt es seit den letzten Jahren immer mehr solcher „Milchtankstellen“. Und auch in Wipperfürth und Lindlar setzen Landwirte auf den Milchverkauf direkt am Hof. Dass sich in den letzten Jahren immer mehr Landwirte einen Milchwarenautomaten angeschafft haben, ist auch der Landschaftskammer NRW aufgefallen. In einem Flyer haben sie versucht, alle Höfe mit Automaten für Milch und weitere Hofprodukte aufzuzählen. „Ich denke wir haben es geschafft, nahezu alle Höfe ausfindig zu machen“, sagt Carina Steinhaus. Sie ist Beraterin für den Bereich Landservice.

Viele Milchtankstellen müssen aus unterschiedlichen Gründen schließen

Für das Bergische Land stehen insgesamt 16 Höfe im Flyer. Darunter vier für Wipperfürth. Für Lindlar ist lediglich der Spicher Hof aufgelistet. „Der große Boom der Milchautomaten ist eigentlich schon wieder vorbei. Heute müssen sogar einige Milchtankstellen wieder schließen“, berichtet Steinhaus. Die Gründe für die Schließungen seien jedoch sehr unterschiedlich. Mal seien es wirtschaftliche Ursachen, mal Krankheitsfälle innerhalb des Betriebs. Dass der wirtschaftliche Unterhalt eines Milchautomaten nicht so einfach ist, bestätigt auch Petra Spicher. „Also man hatte sich schon etwas mehr erhofft. So richtig lohnt es sich nicht“.

Verluste mache Familie Spicher mit dem Automaten zwar keine, hoch sei der Gewinn aber auch nicht. Dass weniger Leute als gedacht den Automaten nutzen, hat laut Spicher mehrere Gründe. Zum einen sei es einfach bequemer haltbargemachte Milch im Supermarkt zu kaufen. Die Milch vom Hof ist nämlich unbehandelt und lediglich gekühlt. So hält sie nur einige Tage. Außerdem sollten Kunden die Milch vor dem Trinken noch Abkochen. „Zum anderen liegen wir auch nicht wirklich zentral und an einer befahrenen Straße. Ich könnte mir vorstellen, dass der Standort an der Bundesstraße 506 besser ist“, sagt Spicher.

Genau dort, nahe der B506, in Wipperfürth-Herweg, betreiben Christian Kürten und sein Vater Manfred Kürten einen Biohof. Auch sie haben einen Milchautomaten. Hier können sich Besucher rund um die Uhr frische Milch abfüllen. „Ehrlich gesagt ist unsere Lage nicht wirklich besser. Die Straße ist zu schnell befahren. Da hält man nicht mal eben an“, sagt Manfred Kürten. Sein Sohn und er verkaufen durch den Automaten rund 30 Liter Milch am Tag. 2020, am Anfang der Corona-Pandemie, sei es doppelt so viel gewesen. „Es könnte mehr sein. Aber wir sind dankbar für die Kunden, die regelmäßig kommen“, so Kürten.

Viele Bauernhöfe setzten auf Produktvielfalt

Für einen Liter Milch zahlen die Kunden bei Ihm 1,50 Euro. Beim Spicher Hof sind es 1,30 Euro. Auch Familie Raffelsieper aus Wegerhof betreibt einen Milchautomaten. Hier gibt es einen Liter für einen Euro. Mehr als nur Milch „Also nur ein Produkt, wie zum Beispiel die Milch zu verkaufen, würde sich nicht wirklich lohnen. Deshalb setzen wir auf Produktvielfalt“, sagt Lisa Raffelsieper.

Die 20-Jährige hat vor gut zwei Jahren mit ihren Geschwistern Anna und Lutz das Bergische Land-Ei gegründet. Und wie der Name schon sagt, verkaufen sie vor allem eins: Eier. An einem Warenautomaten neben der „Milchtankstelle“ können Kunden zwischen Eiern in verschiedenen Verpackungsgrößen wählen. Außerdem gibt es selbstgeerntete Kartoffeln, Nudeln aus den Eiern und selbst gemachte „Mamalade“. „Die Marmelade von meiner Mutter verkauft sich momentan mit am besten“, erzählt Lisa.

Doch nicht alle Produkte im Automaten kommen direkt vom Hof. Familie Raffelsieper bietet auch weitere regionale Produkte oder auch Waren von befreundeten Landwirten an wie Chips, Honig und Pesto. „Wir konzentrieren uns lieber nur auf zwei Produkte. Für alles andere fehlt auch einfach die Kapazität“, heißt es von Manfred Kürten. Vom Herbst bis zum Frühjahr verkauft er neben der Milch noch Rinderfleisch. Geschlachtet wird direkt auf dem Hof. „Das besondere ist, dass die Rinder bei uns teilweise sogar ganzjährig auf der Wiese stehen. Und das zeigt sich auch im Geschmack“, sagt er.

Kundenkontakt ist wichtig

Manchmal trifft Kürten an der „Milchtankstelle“ zufällig auf Besucher. Zum Beispiel, wenn er die Milch nachfüllen muss. „Dann kommt man schnell ins Gespräch. Der direkte Kontakt zum Kunden ist mir schon wichtig“, so Kürten. Auch Petra Spicher schätzt an ihrer Arbeit im Hofladen den Kundenkontakt: „Ich freue mich so über die Leute, die in den Laden kommen. Das ist für mich das Schönste. Und die Kunden können sehen, woher ihre Lebensmittel eigentlich kommen“.

Für die Zukunft planen Petra Spicher und ihr Mann mit den Töchtern noch eine eigene Käserei. Dann soll es im Automaten nicht nur Milch geben, sondern auch in verarbeiteter Form, als eigener Käse.

KStA abonnieren