„Bester Sprecher der FDP“CDU-Abgeordneter Ploß sorgt mit Tweet über E-Fuels für Kopfschütteln

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Christoph Ploß (CDU) im Bundestag

Christoph Ploß (CDU) im Bundestag

Der Hamburger CDU-Angeordnete behauptete, im Ausland gebe es überall Tankstellen für E-Fuels. Dann verbreitete er eine Karte.

Seit einigen Wochen wird in Deutschland über das Aus für den Verbrenner-Motor gestritten. Die EU plant ein Verkaufsverbot für Neuwagen mit dieser Technologie ab 2035, die FDP hat den Beschluss trotz vorheriger Absprache in letzter Minute verhindert und sich so den Zorn auch anderer EU-Länder zugezogen.

Die FDP beharrt darauf, „technologieoffen“ zu sein und behauptet wie jüngst Bundesverkehrsminister Volker Wissing, die Klimaziele könnten nicht ohne E-Fuels erreicht werden. Alles andere sei „Klima-Blabla“, sagte Wissing, und forderte damit eine direkte Reaktion von Klimaaktivistin Luisa Neubauer heraus.

Kampf für Verbrenner: Christoph Ploß ist „bester Sprecher der FDP“

Nicht nur die FDP setzt sich vehement für synthetische Kraftstoffe ein, sondern auch Teile der Union springen auf den Zug auf. Bei einer Bundestagsdebatte am 3. März ging es um das Thema Mobilität. Der CDU-Abgeordnete Christoph Ploß aus Hamburg behauptete, Deutschland sei eines der letzten Länder in Europa, in denen man keine E-Fuels an Tankstellen bekommen könne. Ginge es nach der Union, wäre dies schon längst möglich.

Erfreulich sei, dass die FDP nun auch dafür kämpfen wolle, dass es kein Ende des klimaneutralen Verbrennungsmotors geben wird, so Ploß. Das sei im Sinne des Klimaschutzes und im Sinne von vielen hunderttausend Arbeitsplätzen.

Sein Einsatz für den Verbrenner-Motor und für E-Fuels brachte Ploß bei Twitter bereits Spott als „bester Sprecher der FDP“ ein.

Während der Rede von Ploß meldete sich der Verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Stefan Gelbhaar, mit einer Zwischenfrage zu Wort. Er wollte wissen, in welchen Ländern denn tatsächlich E-Fuels getankt würden. „Schauen Sie nur in die europäischen Nachbarstaaten. Jetzt fehlt mir die Redezeit, die alle aufzuzählen, aber ich schicke Ihnen gerne eine Grafik“, windet sich Ploß heraus. Viele Abgeordnete und Beobachter dürfte dies schon verwundert haben.

In der Tat schickte er einige Tage später Gelbhaar über Twitter, auf der auf einer Europakarte sehr viele rote und blaue Tankstellen-Symbole zu sehen sind. Das Problem: Offenbarbar weiß Ploß gar nicht, was unter E-Fuels zu verstehen ist. Für E-Fuels wird Wasserstoff mit CO₂ aus der Luft zu einem Kohlenwasserstoff und damit zum Grundbaustein von flüssigen Kraftstoffen synthetisiert. Um sie klimaneutral zu machen, muss dies mit Strom aus erneuerbaren Trägern geschehen. Bisher ist dieses Verfahren so aufwändig und teuer, dass ein massenhafter Einsatz nicht in Sicht ist.

Christoph Ploß wird für seine Tankstellen-Karte verspottet

Ploß teilte jedoch eine Karte, die nicht E-Fuel-Tankstellen, sondern Tankstellen für HVO-Kraftstoffe zeigt – so steht es auch in der Beschreibung des Tweets. Bei HVO-Kraftstoffen handelt es sich um hydriertes Pflanzenöl, das in unterschiedlichen Verhältnissen fossilen Kraftstoffen beigemischt wird. E-Fuels stehen dagegen nicht in Konkurrenzverhältnis zu Nahrungsmittelprodukten. Es gibt bislang keine einzige Tankstelle, in der man reine, aus erneuerbaren Energien hergestellten E-Fuels tanken kann.

Folglich hagelt es Häme für Ploß. Bei Twitter wird sein Auftritt als die „peinlichste Rede dieser Woche im Bundestag“ bezeichnet.

Der Verkehrs-Experte und Grünen-Mitarbeiter Christian Storch listet genau auf, welchen Trugschlüssen Ploß erlegen ist.

Christoph Ploß engagiert sich gegen das Gendern

Neben seinem Einsatz für den Verbrenner-Motor ist Ploß vor allem durch seine Initiative gegen das Gendern über die Grenzen der Hansestadt hinaus bekannt. Schon 2021 forderte, er die geschlechtsneutrale Sprache in Ämtern und Behörden zu verbieten, denn dies würde die Gesellschaft spalten. Diese Sprache sei „künstlich“ und „gefährlich“, weil Kommunikation dann nicht mehr verständlich sei.

Die Hamburger CDU unterstützt die Volksinitiative „Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung“, obwohl deren Sprecherin bei der Anmeldung dieser Volksinitiative wegen homophober Äußerungen in die Kritik geraten war. Auch die AfD erklärt ihre Solidarität mit der Initiative. (cme)

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