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Fond of kauft AlviKölner Ergobag-Erfinder greifen den Baby-Markt an

4 min
Fond of Gmbh aus Köln kauft die Baby-Marke Alvi

Die Kölner Fond of Gmbh kauft die Baby-Marke Alvi, die unter anderem Schlafsäcke herstellt.

15 Jahre nach der Gründung setzt das Kölner Unternehmen mehr als 100 Millionen Euro um. Jetzt will Fond of mit Produkten für Neugeborene weiter wachsen.

Die Geschichte von Fond of ist eine große Kölner Erfolgsstory – und soll jetzt mit Babys weitergeschrieben werden. 2010 wurde das Unternehmen von Oliver Steinki, Florian Michajlezko und Sven-Oliver Pink gegründet. Damals hieß es noch Ergobag. Eltern schulpflichtiger Kinder kennen den Markennamen: Die ergonomischen Rucksäcke sind auf Schulhöfen und in Klassenzimmern in Deutschland allgegenwärtig. Vor 30 Jahren trugen die Kinder Scout-Ranzen auf dem Rücken – heute sind es Ergobag-Produkte.

Doch die Fond of GmbH ist heute mehr als Ergobag. Erst wurde die Marke Satch ins Leben gerufen, unter der Rucksäcke für Kinder ab der 5. Klasse vertrieben werden. Danach gründeten die Kölner Affenzahn, eine Marke für Jungen und Mädchen im Kindergarten-Alter – mit einem Portfolio, das Barfußschuhe und -sandalen, aber auch Laufräder, Rucksäcke, Jacken und Brotdosen umfasst. Zwei weitere Taschenmarken für Erwachsene, Pinqponq und Aevor, wurden 2021 in die Fond-of-Tochter Baesiq ausgelagert.

Nur noch ein Gründer ist an Bord

Von den Gründern ist heute nur noch Oliver Steinki an Bord. Vor wenigen Jahren kaufte er seinen Mitgründern die Anteile ab, er ist alleiniger Inhaber von Fond of. Aus dem operativen Geschäft hat er sich zurückgezogen. Der Umsatz des Kölner Unternehmens habe im Geschäftsjahr 2024/25 über 100 Millionen Euro betragen, sagt Geschäftsführer Mathias Lievenbrück dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Mittwoch. Vor sechs Jahren, als Fond of zuletzt Zahlen kommuniziert hatte, lagen die Erlöse bei 76 Millionen Euro.

Jetzt hat sich Fond of mit einer Übernahme eine ganz neue Altersgruppe erschlossen: Babys. Mit Wirkung zum 1. Oktober übernimmt das Unternehmen die traditionsreiche Marke Alvi, die bislang von der gleichnamigen GmbH mit Sitz in Höxter im Osten Nordrhein-Westfalens geführt wurde. „Das Babysegment haben wir uns schon lange angeschaut. Mit Alvi hatten wir jetzt eine tolle Chance“, sagt Lievenbrück. Zum Kaufpreis will er sich derweil nicht äußern.

Mathias Lievenbrück verantwortet als Geschäftsführer die Supply Chain bei der FOND OF GmbH aus Köln

Mathias Lievenbrück ist Geschäftsführer von Fond of.

Alvi wurde 1961 gegründet, inzwischen gibt von der Marke Schlafsäcke, Strampler, Matratzen und Bettwäsche für Babys. Zuletzt musste das Unternehmen jedoch ums Überleben kämpfen, am 1. Juni wurde ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Sanierungsbedürftig wurde Alvi vor allem, weil die niederländische Konzernmutter vor einem Jahr Insolvenz angemeldet hatte. Das führte zu erheblichen Schwierigkeiten. Aber auch das grundsätzliche Problem der Baby- und Kinderausstatter macht vor dem Unternehmen nicht Halt: Es werden immer weniger Kinder geboren, die Zielgruppe der Eltern wird kleiner. Weitere Probleme häuften sich: gestiegene Produktionskosten am Standort in Polen und die Konsumzurückhaltung vieler Konsumenten.

Jetzt geht es für Alvi unter dem Fond-of-Dach weiter. Der Zukauf werde „behutsam weiterentwickelt und von der starken Markenplattform des Kölner Unternehmens profitieren“, heißt es in einer Mitteilung. Geschäftsführer Lievenbrück führt im Gespräch aus, was damit gemeint ist: „Wir werden Alvi in unsere funktionierende Plattform integrieren. Wir haben eine stabile Mannschaft an Designern und Produktentwicklern, die ständig darüber nachdenken, wie Eltern und ihre Kinder ticken. In diesen professionellen Strukturen können wir mit Alvi den Baby-Markt angreifen.“

PR-Foto der Fond of GmbH aus Köln - Marke Affenzahn

Das Schuhgeschäft der Marke Affenzahn wächst bei Fond of am stärksten.

Und grundsätzlich gelte: „Wir wollen Alvi erfolgreicher weiterführen als das zuletzt gelungen ist.“ Dazu gehöre auch, die Produktion in weiten Teilen von Polen nach Asien zu verlagern. In China, Indien, Vietnam und Indonesien werden auch die Produkte der anderen Fond-of-Marken hergestellt. Lediglich die Matratzenproduktion bleibe vorerst in Polen, sagt Lievenbrück.

Die Alvi GmbH in Höxter ist nicht Teil des Deals. „Wir haben die Markenrechte, die Produkte und den Kundenstamm gekauft“, sagt Lievenbrück. Viele der zuletzt 35 Mitarbeitenden von Alvi hätten in der Region schon neue Jobs gefunden. „Eine begrenzte Anzahl an Mitarbeitern wird weiter mit uns an Alvi arbeiten.“

Sortiment „extrem erweitert“

Auch im bisherigen Kerngeschäft von Fond of mache sich derweil der demografische Wandel mit immer weniger Geburten bemerkbar. Alle Spieler im Markt für Kinderprodukte treffe das. „Der beste Weg, damit einen die Entwicklung nicht so hart trifft, ist, die besten und schönsten Produkte zu designen“, lautet Mathias Lievenbrücks Antwort darauf. „Wir haben aber auch unsere Sortimente extrem erweitert.“ So gibt es nicht mehr nur ein Schuhmodell für den Winter und eins für den Sommer, „sondern ganz viele dazwischen“. Dazu gehörten auch gefütterte Krabbelschuhe, immer mehr Varianten von Übergangsschuhen und Gummistiefel, die bald auf den Markt kommen. „Mein Sohn trägt das Testpaar schon“, sagt Lievenbrück.

Vor allem ist es wohl auch lohnender, auf Schuhe zu setzen als nur auf Rucksäcke. Während Rucksäcke zum Kita- oder Schulbeginn einmal gekauft werden und dann jahrelang nicht mehr, brauchen Kinder alle paar Monate neue Schuhe – und dann auch noch verschiedene Modelle je nach Wetterlage oder Nutzung. „Das Schuhgeschäft wächst am stärksten“, sagt der Fond-of-Geschäftsführer.