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Kaffee wieder billigerKölner Kaffeeröster fürchten die Preissenkung von Aldi nicht

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4 min
Georg Hempsch, Betreiber der Köllner Kaffeemanufaktur, vor einer Auswahl Kaffee.

Kaffeeliebhaber kommen auch zu etwas höheren Preisen unvermindert in die Köllner Kaffeemanufaktur von Georg Hempsch.

An den Lebensmittelbörsen notiert Kaffee weiter nah am Höchststand. Dennoch sinken die Preise im Einzelhandel. Kölner Kaffeeröster können da nicht mitziehen.

Gute Nachrichten für Kaffeetrinker: Der Wachmacher aus der Tasse wird günstiger. Aldi senkt den Preis für seine Eigenmarken. Das Kilo ganze Bohnen kostet nun in vielen Sorten einen Euro weniger. Lidl, Kaufland, Edeka, Netto, Rewe, Penny und Norma ziehen mit. Laut einer Umfrage der dpa sinkt der Preis für den Endverbraucher im Schnitt um sieben Prozent. Bohnen der jeweiligen Hausmarken liegen damit gewöhnlich zwischen zwölf und 13 Euro. 500 Gramm gemahlenen Röstkaffee gibt es ab 5,49 Euro.

Kaffee doppelt so teuer wie im langjährigen Mittel

Ein schwacher Trost für alle, die noch die deutlich günstigeren Preise der Vergangenheit im Kopf haben. 2023 war ein Kilo Bohnenkaffee noch für acht Euro zu haben. Röstkaffee kostete häufig weniger als vier Euro das Pfund. Zwischenzeitlich haben schlechte Ernten in wichtigen Anbauländern den Preis stark nach oben getrieben. Aber nicht nur das Wetter ist schuld. „Da steckt derzeit auch viel Spekulation drin“, sagt Georg Hempsch, Betreiber des Kaffeerösters Kölner Kaffee Manufaktur in Lindenthal. Immerhin gilt Kaffee nach Rohöl als der am meisten an den Börsen gehandelte Rohstoff. „Ich habe gestern erst Kaffee zu extrem hohen Preisen gekauft“, berichtet er. Von einer Trendwende bei den Rohstoffpreisen kann nämlich keine Rede sein. Kaffee kostet die Röster im Einkauf noch immer doppelt so viel wie im langjährigen Mittel, sagt Hempsch. Seine Kunden dürfen demnach in naher Zukunft nicht mit Preisnachlässen rechnen.

Wie kommt es dann zu den Preisrückgängen im Handel? Hempsch kann nur spekulieren. Vielleicht haben die großen Händler Zwischentiefs beim Preis zu günstigen Einkäufen genutzt. „Vielleicht ist das auch eher ein Vermarktungs-Thema“, sagt Bernhard Eisheuer von der Kölner Rösterei Heilandt. Kaffee gehört zu den sogenannten Eckprodukten. So nennt der Handel Waren, bei denen die Kunden den Preis präsent haben und bei denen sie besonders sensibel auf Veränderungen reagieren. Neben Kaffee zählen Grundnahrungsmittel wie Milch oder Butter dazu. Günstige Angebote bei diesen Produkten locken Kunden in die Läden. Das Geld verdienen die Supermärkte und Discounter dann mit dem übrigen Einkauf. Eine Kalkulation, die für die Kölner Kaffeeröster natürlich nicht aufgeht.

Rösterei-Kunden haben Verständnis für höhere Preise

Dennoch ist die Kundschaft den Spezialisten nicht davongelaufen, als sie am Jahresanfang die Preise anheben mussten. „Reagiert haben die Kunden schon“, berichtet Eisheuer, „aber mit Verständnis“. Schließlich habe man die Preise nicht angehoben, um den Ertrag zu optimieren, sondern um die Erzeuger fair zu entlohnen. Heilandt wirbt damit, die Kaffeebohnen direkt vom Erzeuger zu kaufen, was auch eine gewisse Unabhängigkeit vom täglichen Börsenkurs für Kaffee mit sich bringe, erklärt Eisheuer.

Dieselbe Erfahrung hat auch Georg Hempsch gemacht. Der Premiumkaffee wird auch zu höheren Preisen gern gekauft. Das heißt nicht, dass die Kunden von Röstkaffee nicht aufs Geld schauen, glaubt er: „Gegenüber dem Discounter-Kaffee versprechen wir mehr Qualität, mehr Bekömmlichkeit, mehr Aroma, aber irgendwann ist der Preisaufschlag zu hoch. Wir können uns also dem Vergleich mit der Regalware nicht ganz entziehen“. Das gelte genauso für alle anderen Lebenskosten. „Wenn die Heizpreise steigen, muss ich auch damit rechnen, dass die Menschen anfangen, am Kaffee zu sparen“, sagt er.

Bohne macht nur die Hälfte des Endpreises aus

Weitere Preiserhöhungen seien aber nicht geplant. „Wir mussten uns zuletzt teuer eindecken, aber wir puffern das ab, um den Verbraucher nicht zu überfordern.“ Bei dem Röster macht der Einkauf der Bohne auch nur in etwa die Hälfte der Gesamtkosten aus. In den Röstungen stecke „sehr viel Handarbeit, relativ teure Verpackung für kleine Stückzahlen, kleine Röst-Chargen von 30 bis 40 Kilogramm“ zählt Hempsch die übrigen Kostenpunkte auf. Die sind zwar hoch, schwanken aber nicht so sehr wie der Kaffeekurs, der innerhalb einer Börsenwoche schon einmal Ausschläge von zehn Prozent und mehr kennt. Eine Aldi-Preissenkung um einen Euro mache ihm demnach „keine Kopfschmerzen“, so Hempsch.

Bernhard Eisheuer erwartet auch nicht, dass die Kaffeepreise in nächster Zeit wieder auf ihre alten Niveaus fallen werden. Er kann der Situation aber sogar etwas Positives abgewinnen. „Die höheren Preise haben der Branche gut getan“, sagt er. Durch sie sei das Bewusstsein der Kunden gestiegen, wie sich der Preis für Kaffee zusammensetzt. „Es wird nicht mehr für selbstverständlich genommen, dass Kaffee so günstig zu bekommen ist“, sagt er. Das komme letztlich auch den Erzeugern zugute, die endlich bekommen sollten, was sie für ihre Arbeit verdienen.