Vorsitzender kratzt an MillionWie viel verdient man bei den Sparkassen?

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Der Vorstand der Sparkasse Köln-Bonn verdient deutlich weniger als jener der Kreissparkasse Köln.

Köln – Anzug, Krawatte, Bleistiftrock und festgetackertes Zahnpastalächeln: Ganz so streng geht es an Banktresen heute nicht mehr zu. Sogar Jeans sind okay, solange sie schlicht und hochwertig aussehen. Vielleicht ein Argument, doch über eine Ausbildung bei der Bank nachzudenken? Das Gehalt soll ja auch nicht schlecht sein. Zumindest bei den privaten Banken. Aber auch bei den Sparkassen gibt es viel zu holen: Einige Führungskräfte kratzen mittlerweile am Millioneneinkommen – auch hier in Köln.

Sowohl die Kreissparkasse Köln als auch die Sparkasse Köln-Bonn gehören zu den größten Sparkassen. Erstere liegt deutschlandweit mit einer Bilanz von rund 29 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf Platz zwei hinter der Hamburger Sparkasse. Die Sparkasse Köln-Bonn folgt direkt mit rund 28 Milliarden Euro. Beide Kölner Banken müssen die Gehälter ihrer Vorstandsmitglieder öffentlich machen. Es wäre anzunehmen, dass diese aufgrund der ähnlichen Bilanz auch ähnlich hoch sind. So ist es aber nicht. Ein Überblick, was die Vorstände jeweils verdienen, woraus die Differenz resultiert, und was dagegen zum Beispiel Kundenberater oder Filialleiterinnen verdienen.

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Alexander Wüerst, Vorstandsvorsitzender Kreissparkasse Köln

Vorstände der Kreissparkasse Köln Rund 4,5 Millionen Euro – so hoch war die Vergütung der Vorstandsmitglieder der Kreissparkasse Köln im Jahr 2020 insgesamt. Fast eine Million ging dabei an den Vorstandsvorsitzenden: Alexander Wüerst erhielt feste Bezüge in Höhe von 890.000 Euro. Dazu kamen eine erfolgsabhängige Leistungszulage von 74.900 Euro und sonstige Vergütungen (hauptsächlich private Nutzung des Dienstfahrzeuges) im Wert von 10.300 Euro. Insgesamt erhielt Wüerst also 975.600 Euro. Die Gehälter der weiteren Vorstandsmitglieder rangieren etwa zwischen 500.000 und 800.000 Euro.

Vorstände der Sparkasse Köln-Bonn Die Gesamtbezüge des Vorstands der Sparkasse Köln-Bonn liegen mit rund 2,9 Millionen Euro deutlich niedriger. Vorstandsvorsitzender Ulrich Voigt erhielt insgesamt rund 170.000 Euro weniger als Wüerst: Seine festen Bezüge lagen bei 679.300 Euro, dazu kamen eine Ergebniszulage von 89.200 Euro und sonstige Vergütungen in Höhe von 37.200 Euro. Auch die Vergütungen der anderen Vorstandsmitglieder liegen tiefer – zwischen 450.000 und knapp 600.000 Euro. Neben den Vergütungen der aktuellen Vorstandsmitglieder zählen zur Gesamtvergütung auch Ergebniszulagen von 40.000 bis 60.000 Euro, die an ehemalige Mitglieder ausgezahlt werden.

Unterschiede wegen Verbandsempfehlungen

Die Differenz zwischen den Top-Gehältern bei der Kreissparkasse Köln und der Sparkasse Köln-Bonn hat einen einfachen Grund: Erstere orientiert sich nach eigenen Angaben bei der Vergütung an der Verbandsempfehlung. Der Rheinische Sparkassenverband, zugleich Lobbyist und Wirtschaftsprüfer des Geldhauses, gibt Leitlinien für die Bezahlung der Topmanager. Die Sparkasse Köln-Bonn verweist selbst darauf, dass sie unterhalb der Verbandsempfehlung vergütet.

Tarifvertrag für alle Sparkassen

Mitarbeitende der Sparkassen Das Jahresgehalt eines Otto-Normal-Verdieners einer Sparkasse liegt deutlich unter der Million und ist über einen Tarifvertrag geregelt. Der TVöD-S gilt für alle Mitarbeitenden bei Sparkassen – ausgenommen Auszubildende, Volontärinnen, Praktikanten sowie jene Mitarbeitende, die über der höchsten Einkommensstufe liegen (Vorstände und andere leitende Angestellte). Die Bezahlung hängt von der Einteilung in eine Entgeltgruppe und dann wiederum von der Erfahrung ab. Zu den Entgeltgruppen 5 bis 9a gehören Mitarbeitende, die eine mindestens dreijährige Ausbildung absolviert haben oder gleichwertige Tätigkeiten ausführen. Zu den Entgeltgruppen 9b bis 12 zählen Mitarbeitende mit einer Hochschulbildung. Für die Einteilung in Entgeltgruppe 13 und höher ist eine wissenschaftliche Hochschulbildung notwendig – ein Bachelorabschluss reicht nicht.

Individualkundenberaterinnen und -berater Um Beraterin oder Berater für Individualkunden zu werden, reicht eine abgeschlossene Bankausbildung. Damit fallen diese im Normalfall in die Entgeltgruppen 5 bis 9a. Das Einstiegsgehalt liegt hier zwischen 2531 Euro und 3015 Euro brutto pro Monat. Nach 15 Jahren in Entgeltgruppe 9a wird das maximale Gehalt von 4183 Euro erreicht. Die Abstufung zwischen den Entgeltstufen erfolgt nach den erforderlichen Fachkenntnissen und selbstständigen Leistungen.

Firmenberaterinnen und -berater Für Firmenkunden zuständige Beratende müssen meist ein Studium oder eine gleichwertige Fortbildung nachweisen. Damit zählen sie im Normalfall zur Entgeltgruppe 9b oder 9c. Hier liegen die Gehälter je nach Aufgaben und Erfahrung zwischen 3125 Euro und 4664 Euro.

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Filialleiter und Mitarbeiter mit wissenschaftlicher Hochschulbildung Zu den Entgeltgruppen darüber gehören zum Beispiel Filialleiterinnen und Filialleiter. Deren Gehalt ist von der Größe der Filiale und der Anzahl der Mitarbeitenden abhängig. Leiterinnen und Leiter von kleinen Filialen können zum Beispiel in die Entgeltgruppe 11 eingruppiert werden. Das entspricht einem Brutto-Monatsgehalt von minimal 3558 Euro und maximal 5367 Euro. In der höchsten Entgeltgruppe liegt das Gehalt auf der höchsten Erfahrungsstufe bei 7892 Euro. Dazu gehören Mitarbeitende mit einer wissenschaftlichen Hochschulbildung, also einem Master, Magister, Diplom oder einer ersten Staatsprüfung (ausgenommen von Fachhochschulen), die besonders viel Verantwortung tragen und denen zum Beispiel mindestens fünf Angestellte aus der Entgeltgruppe 13 unterstehen.

Sonderzahlungen Die Mitarbeitenden von Sparkassen erhalten darüber hinaus eine sogenannte Sparkassensonderzahlung. Bei „bankspezifischen Beschäftigten“ wird die aus einem garantierten Anteil und einem variablen Anteil (leistungs- und unternehmenserfolgsbezogen) zusammengesetzt. Das entspricht in etwa zwei zusätzlichen Gehältern. Alle anderen Beschäftigten erhalten regulär nur den garantierten Anteil, also nur ein 13. und kein 14. Gehalt.

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