„Regelrechtes Aufbruchsgefühl“Kölner Brauereien produzieren wieder mehr Kölsch

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Ein Kellner trägt einen Kranz mit Kölschgläsern.

Ein Kölsch-Kranz.

Es wird wieder mehr Kölsch getrunken. Die Zahlen des Jahres 2022 sorgen für Erleichterung bei den Brauereien. Der Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbandes lobt vor allem den Fassbier-Ausstoß.

Gegen den Bundestrend konnte der Kölschmarkt in den ersten elf Monaten des laufenden Jahres deutlich aufholen, und soll dies auch bis zum Jahresende tun. „Wir erwarten gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg des Kölsch-Ausstoßes von mehr als zehn Prozent“, sagte Christian Kerner, Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbandes im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Demnach wurden im Jahr 2022 jetzigen Prognosen zufolge 1,53 Millionen Hektoliter Kölsch verkauft. Im Vorjahr waren es nur 1,35 Millionen Hektoliter, rechnerisch wäre es somit sogar ein Anstieg von mehr als 13 Prozent, noch ist der Dezember-Ausstoß aber nicht endgültig absehbar, weswegen Kerner bei seiner Schätzung eher vorsichtig bleiben möchte.

Wendung erst in den vergangenen vier bis sechs Wochen

Die jüngsten Zahlen stimmen Köln Brauer zuversichtlich. „Die Stimmung ist gut, die Menschen haben zum ersten Mal seit Anfang 2020 die Corona-Depression wieder hinter sich gelassen und gehen wieder aus“, sagt Kerner.   „Unsere Mitgliedsbetriebe spüren ein regelrechtes Aufbruchsgefühl“, sagt Kerner. Die Saison mit den Weihnachtsfeiern in Gaststätten und Bars laufe erstaunlich gut. „Außerdem hoffen wir auf eine gute Karnevalssession“ , so Kerner. Auch bislang sei diese gut gelaufen, was man an vielen verkauften Karten für Sitzungen ablesen könne. Die Wendung hin zur besseren Stimmung der Brauer sei erst in den vergangenen vier bis sechs Wochen geschafft worden, meint Kerner.

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Der Fassbier-Auststoß ist laut Kerner besonders erfreulich. Entsprechend hoch ist der Anteil des Kölner Bieres, das in Kneipen verkauft wurde. Beim Kölsch entfällt aktuell 40 Prozent des Ausstoßes auf die Gastronomie. Verglichen mit dem gesamten deutschen Biermarkt ist das ein sehr hoher Wert. 60 Prozent des Bieres wurde zuhause getrunken.

Bislang haben die steigenden Preise für Bier selbst und für allen anderen Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs den Bierdurst der Rheinländer also nicht verschwinden lasen, im Gegenteil.

Vor-Corona-Niveau aber noch nicht erreicht

Auf Vor-Corona-Niveau sind die Kölner Brauereien aber noch lange nicht. 2019 verkaufte man 1,752 Millionen Hektoliter Kölsch. Heute ist die Menge trotze des aktuellen Anstiegs noch rund ein Achtel darunter. Im ersten Corona-Jahr 2020 war der Kölschabsatz sogar um 16 Prozent auf nur noch 1,48 Millionen Hektoliter geschrumpft. Der hohe Anteil am Gastronomievertrieb rächte sich beim Kölsch angesichts geschlossener Kneipen und Brauhäuser und anschließend schwieriger Hygieneauflagen.

Im Rest der Republik leiden die Brauer stärker an schwächelnder Nachfrage nach Bier. Der Deutsche Brauer-Bund (DBB) meldet für den Oktober deutlich sinkende Bierabsätze. Obwohl der Monat außergewöhnlich warm war, gingen die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen verglichen mit dem Vorjahresmonat um 3,4 Prozent auf 6,28 Millionen Hektoliter zurück. Stand Anfang November liegt der Absatz im Gesamtjahr 2,8 Prozent im Plus, also deutlich schwächer als der Kölner Biermarkt.

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