KryptowährungenSpekulation auf neues Finanzprodukt treibt den Bitcoin-Kurs hoch

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Ein Bitcoin-Symbol wird auf einer Bühne gezeigt.

Ein Bitcoin-Symbol wird auf einer Bühne gezeigt.

Das Kryptogeld feiert nach dem Absturz ein spektakuläres Comeback. Der Kurs steigt auf mehr als 45.000 Dollar. Ein Grund: Die Pläne von Fondsanbietern.

Der Bitcoin hat erstmals seit knapp zwei Jahren wieder einen Kurs von mehr als 45.000 Dollar erreicht. Vor allem Spekulationen über ein massentaugliches Kryptoprodukt treiben den Wert: Mehrere große Geldhäuser wollen börsennotierte Fonds (ETF) auflegen, die in Bitcoin investieren sollen. Die US-Börsenaufsicht SEC könnte in den nächsten Tagen über die Zulassung entscheiden.

Noch vor gut einem Jahr steckte der Markt der sogenannten Kryptowährungen in einer tiefen Krise. Der Zinsanstieg hatte den Hype um die hochspekulativen Anlagen beendet, der Zusammenbruch der Kryptobörse FTX zerstörte Ende 2022 weiteres Vertrauen. Der Bitcoin als größte und bekannteste Kryptowährung stürzte von seinem Rekordhoch bei 69.000 Dollar innerhalb eines Jahres auf 15.800 Dollar im November 2022. Seitdem hat er sich wieder knapp verdreifacht.

Börsengehandelter Bitcoin-Fonds wäre ein Einstiegsprodukt

Mehrere Faktoren treiben den Kurs. Die Kryptowerte reagieren stark auf die Zinsentwicklung, weil sie als riskant gelten und zudem selbst keine laufende Ausschüttung bieten. So gerieten sie mit dem Anstieg der Leitzinsen ins Rutschen und steigen wieder, seit über Zinssenkungen spekuliert wird. Außerdem steht bei Bitcoin im Frühjahr das so genannte Halving bevor, das die Schaffung neuer Bitcoins im Abstand von rund vier Jahren regelmäßig bremst.

Vor allem aber treibt die Hoffnung auf den nächsten Entwicklungsschritt den Bitcoin-Kurs. Bisher bewegen sich Kryptowährungen – die streng genommen keine Währungen sind – in einer Nische. Gehandelt werden die digitalen Werte an speziellen, nicht durch die Aufsicht regulierten Börsen. Anlageprodukte bilden den Kurs nur indirekt zum Beispiel über den Preis von Termingeschäften ab.

Ein sogenannter Bitcoin-Spot-ETF würde dagegen direkt dem aktuellen Kurs der Kryptowährung folgen und wäre ein vergleichsweise einfaches Produkt. In anderen Anlagesegmenten haben sich ETFs als unkomplizierte Anlagemöglichkeit bereits durchgesetzt. Sie könnten auch die Anlage in Kryptowährungen deutlich vereinfachen und damit nicht nur mehr professionelle Vermögensverwalter, sondern auch das Massenpublikum anziehen – so jedenfalls die Hoffnung der Anbieter.

Auch die Kryptowährung Ether könnte als Fonds an der Börse angeboten werden

In den USA stehen solche Produkte jetzt vor dem Start. Die sogenannten Bitcoin-Spot-ETFs beschäftigen die Fantasie der Szene, seit unter anderem der Vermögensverwalter Blackrock im Sommer die Zulassung beantragt hat. Auch für Ether, die zweite große Kryptowährung, sind entsprechende Produkte in der Vorbereitung.

„Im Kern geht es bei diesen Hoffnungen – einmal mehr – darum, dass ein immenser Zufluss an Kapital in den Krypto-Markt ausgelöst werden könnte“, heißt es in einer Analyse der DZ Bank. Manche Experten sagen befreits die nächste Vervielfachung des Bitcoin-Werts voraus. Einige von ihnen erwarteten aber auch schon für das vergangene Jahr Kurse jenseits von 100.000 Dollar.

Es gebe „ein großes Fragezeichen“ hinter den ETF-Plänen, meinen die DZ-Experten. Denn nach wie vor fehle ein Regelwerk, und Aufsichtsbehörden sehen Kryptowährungen skeptisch. Das werde große Anleger weiter abschrecken. International sind strengere Regulierungen in Arbeit und die SEC tut sich erkennbar schwer mit ihrer Zulassungsentscheidung.

Krypto-Spezialist Timo Emden von Emden Research bleibt deshalb vorsichtig: „Eine Absage durch die SEC wäre ein harter Schlag ins Kontor.“ Aber auch bei einer Genehmigung hält er einen Rückschlag für möglich. Schließlich nehme der Markt jetzt viel vorweg, die eigentliche Nachricht würde nicht mehr viel ändern.

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