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Maschinen und Chemie in der KriseNRW-Industrie produziert 2,4 Prozent weniger, Köln steigert Herstellung sogar

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Im Chemiewerk von Ineos wird Stickstoffdünger produziert.

Im Werk von Ineos im Chempark wird Stickstoffdünger produziert. 

In Köln legte die Industrie gegen den Landestrend um mehr als sechs Prozent zu. Deutschlandweit war der Juli ein Hoffnungsschimmer mit steigender Produktion.

Der Absatzwert der nordrhein-westfälischen Industrie war in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres nominal 3,8 Milliarden Euro beziehungsweise 2,4 Prozent niedriger als in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2020 stieg der Absatzwert um 26,0 Milliarden Euro oder  19,8 Prozent. Das teilte Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) als Statistisches Landesamt mit.

Im ersten Halbjahr 2025 sind in den fast 10.000 Betrieben des verarbeitenden Gewerbes sowie des Bergbaus und der Gewinnung von Steinen und Erden in Nordrhein-Westfalen zum Verkauf bestimmte Waren mit einem nominalen (also nicht preisbereinigten) Absatzwert von 157,4 Milliarden Euro hergestellt worden.

Innerhalb der Branchen waren im ersten Halbjahr 2025 die Bereiche Maschinen und Chemie mit einem Absatzwert von jeweils 20,5 Milliarden Euro zwar die wertmäßig größten in NRW. Gleichzeitig waren es auch die mit den vergleichsweise stärksten Einbrüchen. Der Maschinenbau verlor 2,5 Prozent an Produktion, die für das Rheinland wichtige Chemie sogar 4,7 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2024.

Es folgten die Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln (19,8 Milliarden Euro; -3,2 Prozent) und die Erzeugung von Metallen (18,9 Milliarden Euro; −5,1 Prozent). Der Absatzwert von Metallerzeugnissen lag bei 15,0 Milliarden Euro (−4,1 Prozent) und der von „Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ bei 8,8 Milliarden Euro (+3,7 Prozent).

Köln auf Platz zwei bei der Produktion

Die Verteilung der Industrieproduktion war im ersten Halbjahr 2025 in den kreisfreien Städten und Kreisen des Landes sehr unterschiedlich. Den höchsten Anteil am NRW-Absatzwert ermittelte das Statistische Landesamt mit 6,2 Prozent für die Betriebe im Kreis Gütersloh. 9,8 Milliarden Euro wurden dort erzielt. Es folgten die Betriebe in der Stadt Köln (4,6 Prozent, 7,2 Milliarden Euro) und im Märkischen Kreis (4,3 Prozent, 6,8 Milliarden Euro). Die geringsten Anteile erzielten die Betriebe in der kreisfreien Stadt Bottrop mit 0,2 Prozent  (0,4 Milliarden Euro) sowie die kreisfreien Städte Herne (0,5 Milliarden Euro) und Bonn (0,4 Milliarden Euro) mit jeweils 0,3 Prozent.

Die Produktion in Köln stieg den Zahlen zufolge um 6,1 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro. Im Kölner Umland ergibt sich ein geteiltes Bild. Der Oberbergische Kreis (- 6,8 Prozent) und der Rhein-Sieg-Kreis (-4,3 Prozent) verloren leicht. Euskirchen (+0,9 Prozent) und Rhein-Berg (+5,9 Prozent) konnten leicht zulegen. Größter Verlierer im Regierungsbezirk Köln ist der Rhein-Erft-Kreis mit einem Minus von 22,1 Prozent.

Hoffnung auf eine Belebung der deutschen Industrieproduktion machen entgegen der Zahlen für NRW die jüngsten Erhebungen auf Bundesebene für den Juli. Das produzierende Gewerbe legte im Vergleich zum Vormonat um 1,3 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Zugleich revidierte es seine Angaben zum Juni deutlich nach oben: In dem Monat ging die Industrieproduktion nicht um 1,9 Prozent zurück, sondern nur um 0,1 Prozent. Grund für diese Revision seien Korrekturmeldungen eines Automobilunternehmens sowie Datenergänzungen.

Bemerkenswert, wie gut sich die deutsche Wirtschaft derzeit hält
Sebastian Dullen, Hans-Böckler-Stiftung

Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, die aktuellen Daten zeichneten insgesamt „eine etwas günstigere Industriekonjunktur“ und „deuten auf eine sich langsam stabilisierende Industrieproduktion“. Dennoch blieben die Unsicherheiten angesichts der geopolitischen Rahmenbedingungen und der Entwicklung der in- und ausländischen Nachfrage hoch.

Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien, nannte vor allem die Aufwärtsrevision des Juni-Werts erfreulich. Angesichts des massiven Schocks durch die Zölle auf die deutsche Außenwirtschaft sei es „bemerkenswert“, wie gut sich die deutsche Wirtschaft derzeit halte. Früh- und Stimmungsindikatoren wie der Ifo-Index und der Einkaufsmanagerindex deuteten zudem auf eine weitere Erholung in den kommenden Monaten hin.

Hier zeige sich, „dass die Wirtschaftspolitik der großen Koalition - trotz berechtigter Kritik - bisher besser war als es oft in der öffentlichen Debatte dargestellt wird“, erklärte Dullien. Mit dem großen Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität habe die Regierung die Voraussetzungen für eine Konjunkturwende gelegt. Die versprochenen zusätzlichen Investitionen müssten nun zügig umgesetzt werden. Laut Statistik stieg im Monat Juli vor allem die Produktion im Maschinenbau. Zuwächse gab es auch in der Autoindustrie und in der Pharmaindustrie.