Wegen einer nicht offengelegten Beziehung zu einer direkt unterstellten Mitarbeiterin verliert Laurent Freixe seinen Posten als Nestlé-Chef.
Beziehung zu MitarbeiterinNestlé entlässt Konzernchef wegen Affäre

Nestle CEO Laurent Freixe (L) und Nestle chairman Paul Bulcke (R). Freixe muss aufgrund einer Affäre mit einer Kollegin gehen.
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Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat Konzernchef Laurent Freixe mit sofortiger Wirkung abgesetzt. Der Schritt folge auf eine Untersuchung zu einer nicht offengelegten „romantischen Beziehung“ Freixes mit einer ihm direkt unterstellten Mitarbeiterin, wie das Unternehmen in Vevey mitteilte. Das investigative Finanzportal „Inside Paradeplatz“ habe bereits im Juli von der Beziehung des Konzernchefs zu einer Mitarbeiterin der Marketingabteilung berichtet, schreibt die „Bild“.
Entlassung „notwendige Entscheidung“
Der Verwaltungsrat des Unternehmens habe seit Mai von der Affäre gewusst, wie ein Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AWP bestätigte. Erst Untersuchungen hätten den Verdacht jedoch zunächst nicht bestätigt, heißt es weiter.
Erst nachdem eine breiter angelegte Untersuchung nach neu aufgekommenen Vorwürfen durchgeführt wurde, sei das Unternehmen zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei dem Verhalten von Freixe um einen Verstoß gegen den Nestlé-Verhaltenskodex sowie interne Richtlinien handel, wie es hieß.
Affäre angeblich 2022 kennengelernt
Angeblich haben sich Freixe und seine Affäre 2022 am Hauptsitz des Unternehmens im schweizerischen Vevey kennengelernt, meldete „Inside Paradeplatz“. Die Frau soll nur anderthalb Jahre nach dem Kennenlernen Marketing-Vizepräsidentin für Amerika geworden sein. Freixe könnte sie persönlich befördert haben, lautet ein Verdacht. Denn er selbst war zu diesem Zeitpunkt Leiter von Nestlés Amerika-Abteilung.
Es ist möglicherweise nicht das erste Mal, dass sich Freixe durch Affären im Unternehmen angreifbar macht. Bereits vor rund zehn Jahren soll er mit einer jungen Kollegin eine Affäre gehabt haben, mit der er später als Paar aufgetreten sei. Später hätten die beiden sogar geheiratet.
Freixe bekommt keine Abfindung
Zum neuen Konzernchef ernannte der Verwaltungsrat Nespresso-Chef Philipp Navratil. Das Gremium betonte, die strategische Ausrichtung bleibe unverändert, man wolle aber das Tempo bei Wachstum und Effizienz steigern.
Navratil ist seit 24 Jahren bei Nestlé. Er begann seine Karriere bei dem Unternehmen 2001 in der internen Revision. Vor einem Jahr wurde er zum Nespresso-Chef ernannt. Seit Anfang Januar sitzt Navratil in der Konzernleitung.
Die Entlassung von Freixe sei „eine notwendige Entscheidung“, sagte Nestlé-Chairman Paul Bulcke. Er dankte Freixe für seine jahrelangen Dienste für Nestlé. Der Franzose hatte fast 40 Jahre im Unternehmen verbracht und arbeitete sich hoch. Freixe war erst im vergangenen Jahr an die Spitze von Nestlé gerückt. Eine Abfindung bekommt Freixe nicht.
Nestlé kommt nicht zur Ruhe
Für Nestlé ist es der nächste abrupte Führungswechsel in vergleichsweise kurzer Zeit. Freixe hatte erst im September 2024 die Führung bei Nestlé übernommen und damals den deutschen Manager und früheren Fresenius-Chef Mark Schneider abgelöst.
Nestlé mit rund 277.000 Beschäftigten ist der größte Lebensmittelkonzern der Welt. Das Unternehmen vertreibt nach eigenen Angaben mehr als 2.000 Marken in 185 Ländern und kommt auf einen Börsenwert von mehr als 200 Milliarden Euro. In den vergangenen Jahren hatte sich der Aktienkurs schwach entwickelt, was Kritik von Investoren hervorrief. (kgoo mit dpa)