Ausschreitungen bei BauernmesseMacron streichelt Kühe – um ihn herum herrscht Chaos

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Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron streichelt eine Kuh. Im Vorfeld des Pariser Salon de l'Agriculture kam es zu Auseinandersetzungen.

Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron streichelt eine Kuh. Im Vorfeld des Pariser Salon de l'Agriculture kam es zu Auseinandersetzungen.

Der französische Präsident konnte die Pariser Messe wegen der Handgreiflichkeiten erst mit fast fünf Stunden Verspätung eröffnen.  

Chaos auf der Pariser Landwirtschaftsmesse: Am Eröffnungstag ist es am Samstag zu teils gewaltsamen Protesten gegen Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron gekommen. Hunderte Demonstranten durchbrachen am Morgen ein Tor auf dem Messegelände und lieferten sich Auseinandersetzungen mit dem Sicherheitspersonal. Macron eröffnete die Messe mit viereinhalb Stunden Verspätung, während Rufe wie „Hau ab“ und Rücktrittsforderungen aus dem Publikum zu hören waren.

Unter den Beteiligten an den Zusammenstößen waren Mitglieder der Bauernverbände FNSEA, Jeunes agriculteurs und Coordination rurale. Als sie Macron zur Rede stellen wollten, kam es zu Handgreiflichkeiten mit Sicherheitsleuten. Zahlreiche Polizisten eilten herbei, um die Demonstranten zurückzudrängen. Die Polizei nahm nach Angaben des Pariser Polizeichefs Laurent Nuñez sechs Menschen fest, acht Beamte wurden verletzt.

Die Landwirte protestierten mit Pfiffen und Buhrufen gegen Macron und forderten dessen Rücktritt. „Die Jagd auf Macron ist eröffnet“, skandierten einige Demonstranten.

Emmanuel Macron ruft Bauern zu Zurückhaltung auf

Der Präsident, der sich vor der offiziellen Eröffnung der Messe mit den Vorsitzenden der Bauernverbände zu einem Gespräch getroffen hatte, rief die Landwirte zur Zurückhaltung auf. Die Messe müsse „ruhig verlaufen“, forderte er. Es sei nicht zu erwarten, dass die Regierung „in wenigen Stunden eine Antwort“ auf die Krise in der Landwirtschaft liefere. Macron kündigte an, alle Gewerkschaften und Vertreter aller landwirtschaftlichen Bereiche in drei Wochen zu einem Treffen im Elysée-Palast zu empfangen.

Bei seinem Messerundgang wurde Macron von Spezialkräften der Polizei begleitet. Sie hielten Protestierende auf Abstand, während der Präsident Kühe und Kaninchen streichelte und Honig aus der Normandie und Käse aus den französischen Alpen probierte.

Emmanuel Macron macht Landwirten Zusagen

Macron blieb letztlich 13 Stunden auf der Landwirtschaftsmesse und sprach spontan weitere zwei Stunden lang mit Bauernvertretern. „Ich ziehe immer den Dialog der Konfrontation vor“, sagte der Staatschef und versicherte den Landwirten, dass die Regierung ihre Arbeit mache. „Solange das nicht auf den Bauernhöfen konkrete Formen annimmt, werden wir Ihnen im Nacken sitzen“, entgegnete ihm einer der Landwirte.

Macron machte den Landwirten auch einige Zusagen wie die Schaffung eines Mindestpreises zur besseren Entlohnung der Bauern. „Es ist schon eine kleine Revolution, dass das Wort Mindestpreis überhaupt in den Mund genommen wird“, sagte ein Sprecher des linken Bauernverbands Confédération paysanne.

Bauern in Frankreich blockieren Autobahnen

Die gewaltsamen Proteste auf der Landwirtschaftsmesse verurteilte Macron. Es sei „lächerlich“, dass einige Landwirte ihre „eigene“ Messe für Gewalt nutzten. Auch die Politik der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National (RN) griff Macron scharf an und verurteilte diese als „Partei des Frexits“, eines Ausstiegs Frankreichs aus der EU. „Ich sage Ihnen, wenn es kein Europa gibt, gibt es auch keine Landwirtschaft“, sagte er.

In Frankreich hatte es in den vergangenen Wochen heftige Proteste von Bauern und Bäuerinnen gegeben, darunter tagelange Autobahnblockaden. Die Regierung kam den Protestierenden bereits weit entgegen. Sie sagte ein Hilfspaket im Umfang von 400 Millionen Euro sowie eine Verringerung bürokratischer Auflagen zu. Die EU-Kommission lockerte zudem die Vorschriften für einen Mindestanteil an Brachland auf Ackerflächen.

Kleinere Proteste flammten danach aber immer wieder auf - so kippten Lastwagen am Mittwoch im Westen des Landes Schutt vor einen Supermarkt.

Die französischen Staatschefs verbringen in der Regel Stunden oder den ganzen Tag auf der Landwirtschaftsmesse. Dabei kam es auch in der Vergangenheit immer wieder zu Zwischenfällen: 2016 wurde der damalige Staatschef François Hollande von Landwirten ausgebuht und als „Nichtsnutz“, „Mistkerl“ und „Vollidiot“ beleidigt.

Zuvor hatte der 2008 amtierende Präsident Nicolas Sarkozy für Schlagzeilen gesorgt, als er einem Besucher, der ihm nicht die Hand geben wollte, ein „Hau ab, du Idiot“ entgegenschleuderte. (afp)

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