Trotz RekordumsatzCovestro macht Millionenverlust und streicht Boni und Dividende

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Logo vor der Covestro-Zentrale in Leverkusen.

Logo vor der Covestro-Zentrale in Leverkusen.

Der Leverkusener Kunststoffkonzern Covestro macht einen Millionenverlust und streicht Boni und Dividende.

Der Leverkusener Kunststoffkonzern Covestro weist trotz eines Rekordumsatzes ein Minus aus. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 wurde ein Verlust von 272 Millionen Euro verbucht, wie Covestro-Chef Markus Steilemann am Donnerstagmorgen vor Journalisten in Leverkusen mitteilte.

Das hat unmittelbare Folgen für Management, Aktionäre und Angestellte. Für das Jahr 2022 wird erstmals in der Geschichte des Unternehmens keine Dividende ausgeschüttet, im Vorjahr hatte es noch 3,40 Euro je Aktie gegeben. Auch der Vorstand und alle anderen Angestellten sollen laut Finanzvorstand Thomas Toepfer keine Boni erhalten.

Covestro: 2021 das bislang beste Jahr des 2015 aus der Bayer AG ausgegründeten Unternehmens

2022 war für das erfolgreiche Jahr 2021 noch ein Rekordbonus von insgesamt 475 Millionen Euro an die Mitarbeiter ausgezahlt worden. Damals war der Gewinn auf 3,1 Milliarden Euro mehr als verdoppelt worden, das bislang beste Jahr in der Geschichte des 2015 aus der Bayer AG ausgegründeten Unternehmens.

Die Gründe für den Einbruch sind unterschiedlich. „2022 war ein Jahr der Polykrise mit nie dagewesenen Herausforderungen für Covestro. Dies spiegelt sich entsprechend in unseren Ergebnissen für das Geschäftsjahr wider“, sagte Markus Steilemann, Vorstandsvorsitzender von Covestro.

„Erwartungsgemäß haben die globalen Krisen unsere Geschäftsentwicklung beeinträchtigt und durch die hieraus resultierenden Sonderabschreibungen zu einem erstmalig negativen Konzernergebnis geführt“, ergänzte Thomas Toepfer, Finanzvorstand von Covestro.

Covestro: Sonderabschreibungen in Höhe von 463 Millionen Euro

Die genannten Sonderabschreibungen seien konkret außerplanmäßige Abschreibungen auf das Anlagevermögen in Höhe von 463 Millionen Euro sowie latente Steuerforderungen auf Verlustvorträge in Höhe von 255 Millionen Euro. „Latente Steuern“ sind das Ergebnis von unterschiedlichen Bewertungen von Gütern oder Forderungen in der Handelsbilanz einerseits und der Steuerbilanz andererseits.

Beachtlich ist der hohe Verlust für das Jahr 2022 insgesamt angesichts der Tatsache, dass der Umsatz des Leverkusener Konzerns um mehr als ein Achtel auf rund 18 Milliarden Euro gesteigert worden war. Die Ergebnis-Zahlen spiegeln laut Markus Steilemann die massiv gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten und die konjunkturellen Probleme im zweiten Halbjahr wider.

Konjunkturlage in Europa weiterhin rückläufig – noch nicht die erhoffte Erholung in China

Über weite Strecken des Jahres gelang es Covestro zwar, die Belastungen über Preiserhöhungen zu mindern. Doch weitere Erhöhungen sind für die Chemieunternehmen in der aktuellen Konjunkturlage schwerer durchzusetzen. Das erklärt auch die schwache Gewinnprognose von Covestro. Laut Konzernchef Markus Steilemann ist die Konjunkturlage in Europa weiterhin rückläufig, zugleich gebe es in China noch nicht die erhoffte Erholung.

Der Kunststoffkonzern Covestro traut sich im schwierigen Konjunkturumfeld für 2023 keine konkrete Prognose zu. Das operative Ergebnis (Ebitda) dürfte im laufenden Jahr deutlich sinken, ebenso wie der freie operative Mittelzufluss, wie Toepfer und Steilemann weiter ausführten.

Thomas Toepfer, seit 2018 Finanzvorstand bei Covestro, wechselt zum 1. September in gleicher Funktion zu dem Flugzeugbauer Airbus, bei dem der Posten in wenigen Wochen vakant wird. Direkt nach Bekanntgabe der Zahlen fiel der Kurs der Covestro-Aktie deutlich um fast fünf Prozent und konnte dieses Minus auch im Laufe des Tages nicht wieder aufholen.

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