Donald Trump bringt den türkischen Staatschef mit Wahlmanipulation in Verbindung. Der kuriose Moment passt nicht zum Tenor des Treffens.
Treffen in WashingtonBeiläufige Bemerkung von Trump über Erdogan birgt Brisanz

US-Präsident Donald Trump (r) schüttelt die Hand des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan während eines Treffens im Oval Office des Weißen Hauses.
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Viel Lob und freundschaftliche Gesten: Während so mancher Staatschef bei einem Besuch im Oval Office unerwartet von Donald Trump in die Mangel genommen wurde, lief das Treffen mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan weitgehend harmonisch ab.
Trump äußerte sich während des Treffens mehrmals bewundernd über Erdogan. Trotz des Vorgehens gegen die türkische Opposition sagte der US-Präsident: „Er leistet in seinem Land hervorragende Arbeit“. Man habe ein ausgezeichnetes Verhältnis zueinander.
Trump lobt Erdogans „hervorragende Arbeit“
Der US-Präsident stellte bei seinem Treffen mit dem türkischen Präsidenten gar die Aufhebung von Sanktionen gegen die türkische Verteidigungsindustrie in Aussicht. Im Weißen Haus von einem Journalisten darauf angesprochen, wann die Strafmaßnahmen beendet werden könnten, sagte Trump: „Wenn wir ein gutes Treffen haben, dann fast sofort“.

Trump und Erdogan vor dem Weißen Haus in Washington.
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Hintergrund sind Spannungen mit der Türkei während Trumps erster Amtszeit im Zusammenhang mit dem russischen Luftverteidigungssystem S-400. Die Türkei hatte das System 2019 erworben - die USA schlossen Ankara anschließend aus einem Projekt zur Entwicklung des Kampfjets F-35 aus und belegten später das türkische Direktorat der Verteidigungsindustrie (SSB) mit Sanktionen. Erdogan sagte, er hoffe, er könne mit Trump auch über die Kampfjets F-35 und F-16 sprechen.
Kurioser Moment bei Treffen zwischen Trump und Erdogan
Für einen kuriosen Moment sorgte Trump indessen, als er über die Wahl 2020 sprach. Als er einmal mehr die unbelegte Behauptungen darüber äußerte, dass ihm die Wahl angeblich gestohlen worden sei, zeigte der 79-Jährige plötzlich auf Erdogan und sagte: „Niemand kennt sich mit manipulierten Wahlen so gut aus wie er.“
Erdogan nahm den Kommentar zunächst ohne nennenswerte Reaktion zur Kenntnis und ging auch in der Folge nicht darauf ein. Der türkische Staatschef praktiziert in seinem Land einen autoritären Regierungsstil – und steht deswegen immer wieder in der Kritik.
Bei der Präsidentschaftswahl 2023 erhielt Erdogan in der Stichwahl 52,2 Prozent der Stimmen und Kemal Kilicdaroglu (47,8 Prozent). Wie unter anderem die österreichische Presseagentur APA berichtete, sahen Forscher damals Hinweise auf Manipulation und Wählerbeeinflussung.
In der Regierungsära der AKP unter Recep Tayyip Erdogan erlebten Verfassung und Wahlsystem der Türkei einen tiefen Umbruch. Das Land wandelte sich 2018 zu einem autoritären Präsidialsystem. In der Türkei werden seit Monaten immer wieder Oppositionspolitiker festgenommen. Ekrem Imamoglu, ein aussichtsreicher Herausforderer von Erdogan bei einer zukünftigen Präsidentschaftswahl, sitzt seit einem halben Jahr ohne Anklage in Untersuchungshaft. Dessen Verhaftung im März dieses Jahres bezeichnete die Bundesregierung als „schweren Schlag gegen die Demokratie in der Türkei“. Imamoglus Festnahme löste Massenproteste in der Türkei aus. (mit dpa)