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Reichshof-KaserneBundeswehr-Rückkehr wäre das Ende für Forensik-Pläne

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Das Bild zeigt das ehemalige Luftwaffen-Munitionsdepot in Reichshof.

Das ehemalige Luftwaffen-Munitionsdepot in Reichshof.

Wenn die Bundeswehr tatsächlich in die Reichshof-Kaserne zurückkehren sollte, wären die Forensik-Pläne vom Tisch.

Die Nachricht, dass die Bundeswehr eine künftige Nutzung der seit 2004 nicht mehr genutzten Reichshof-Kaserne oberhalb von Wildbergerhütte erwägt, kam überraschend. Untergebracht war dort einst das Luftwaffenmunitionsdepot 82. Jetzt steht das 55 Hektar große Gelände   auf einer Liste von 187 Liegenschaften, über die das Bundesverteidigungsministerium am Montagabend ein Moratorium verhängte (wir berichteten). Es ist auf dieser Liste die einzige ehemalige Bundeswehrliegenschaft im Oberberg. Eine Umwandlung zum Zwecke einer zivilen Nutzung ist damit vorerst unterbunden.

Denn dann hätten wir die Forensik vom Hals.
Hans-Günter Weidenbrücher aus Wildbergerhütte würde eine Rückkehr der Bundeswehr begrüßen

Hans-Günter Weidenbrücher aus Wildbergerhütte würde eine Rückkehr der Bundeswehr in die Kaserne begrüßen. „Denn dann hätten wir die Forensik vom Hals.“ Bekanntlich gibt es im NRW-Gesundheitsministerium seit 13 Jahren Begehrlichkeiten das alte Bundeswehrgelände betreffend – um dort eine forensische Klinik für bis zu 150 psychisch kranke und suchtkranke Straftäter zu errichten. So alt wie diese Idee ist aber auch der massive Gegenwind von Bürgern und Politik.

Bundesbehörde ist Eigentümerin

Weidenbrücher, der unter anderem dem Vorstand der Dorfgemeinschaft Wildbergerhütte angehört und 30 Jahre lang im Gemeinderat mitarbeitete, kann sich gut erinnern, wie es war, als die Reichshof-Kaserne noch als solche genutzt wurde. 90 Soldaten und noch einmal so viele Zivilbeschäftigte verrichteten dort ihren Dienst. Von einer Wiederbelebung der Kaserne durch die Bundeswehr verspricht er sich auch eine Belebung des Ortes: „Wildbergerhütte und die Gemeinde Reichshof würden aufleben.“

Eigentümer des rund 55 Hektar großen Geländes ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Die Bundesbehörden halten sich allerdings sehr bedeckt und geben sich wortkarg.

Jede Menge Fledermausarten Selbst gestern wollte das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr offiziell noch nicht bestätigen, dass der Konversionsstopp überhaupt für Wildbergerhütte gilt. „Ich bitte um Verständnis, dass wir zunächst die betroffenen Kommunen über die in Rede stehenden Entscheidungen informieren. Details zur Umsetzung des Moratoriums werden wir zu gegebenem Zeitpunkt über die bewährten Kanäle bekannt geben“, ließ sich ein Sprecher des Bundesamtes entlocken.

Viele Fledermausarten

Eine Frage, die in der Diskussion um die Zukunft der Liegenschaft zu klären sein wird, ist die nach dem Naturschutz – ganz unabhängig davon, was sich in Zukunft auf dem alten Militärgelände abspielen wird. Ein Teilstück von etwa fünf Hektar steht inzwischen unter Naturschutz. Dort lebt die vom Aussterben bedrohte Fledermausart „Großes Mausohr“, aber auch Zwergfledermaus, Bartfledermaus, Fransenfledermaus, Langohrfledermaus und Großer und Kleiner Abendsegler sind einst festgestellt worden.

Könnte das eine Nutzung für die Bundeswehr verhindern? Fest steht: Erst vor zwei Wochen haben zahlreiche Einsatzkräfte verschiedener Hilfsorganisationen und Bundeswehrreservisten auf dem Gelände des ehemaligen Munitionsdepots die Großübung „Romerijke Berge“ abgehalten, organisiert vom Kreisverbindungskommando Oberberg der Bundeswehr und dem Oberbergischen Kreis. Vor Ort war auch zur Sprache gekommen, dass die Übung im Vorfeld mit dem Umweltamt des Oberbergischen Kreises angesprochen worden ist.


Bundeswehr in Oberberg

Neben der Reichshof-Kaserne gab es im Oberbergischen weitere Bundeswehr-Standorte, die allerdings allesam nicht auf der Moratoriums-Liste stehen:

  1. In Wiehl-Brächen gab es bei Drabenderhöhe bis in die 1990er Jahre ein Munitionsdepot.
  1. In Gummersbach-Vollmerhausen war bis 1993 das Luftwaffen-Materialdepot 83 untergebracht.
  1. In Marienheide unterhielt die Bundeswehr bis 1991 die Hermannsberg-Kaserne. Dort war eine von vier Batterien des Flugabwehr-Raketenbataillons 22 (FlaRakBtl 22) stationiert, eine andere in Waldbröl.
  1. In Waldbröl gab es zudem die Akademie für Psychologische Verteidigung.