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Update

Israel-Iran-Krieg
Trump meldet „völlige Zerstörung“ von iranischen Atomanlagen – Angriffe gehen weiter

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt US-Präsident Donald Trump an einem Rednerpult. Foto: Carlos Barria / AFP

Gab den US-Angriff gegen iranische Atomanlagen über sein eigenes Soziales Netzwerk Truth Social bekannt: US-Präsident Donald Trump.

Bei Angriffen der USA sind die iranischen Atomanlagen laut Donald Trump zerstört worden. Iran reagiert mit massivem Beschuss auf Israel.

Innerhalb zwei Wochen wolle er sich entscheiden, ob die USA in den Krieg gegen den Iran eintreten werde, ließ US-Präsident Donald Trump noch vor wenigen Tagen verlauten und schien auf Diplomatie, anstatt auf Bomben zu setzen. In der Nacht zu Sonntag (Mitteleuropäische Zeit) haben US-Kampfflugzeuge die iranischen Atomanlagen in Isfahan und Natans sowie die Uran-Anreicherungsanlage Fordo angegriffen und nach Angaben des US-Präsidenten „völlig zerstört“ („completely and totally obliterated“). Das teilte Trump über sein eigenes Netzwerk Truth Social mit. Dort feierte Trump den „spektakulären militärischen Erfolg.“

Bei dem Angriff zum Einsatz gekommen sind Flugzeuge des Typs B-2, auch unter dem Namen „Tarnkappenbomber“ bekannt. Das berichtet unter anderem der israelische Journalist Barak Ravid auf X und bezieht sich auf israelische Offizielle. Diese sollen laut Quellen des US-Nachrichtensenders CNN unter anderem eine sogenannte bunkerbrechende Bombe benutzt haben. Dies sei laut CNN der erste bekannte operative Einsatz der Waffe gewesen. Beteiligt an der Operation waren laut The New York Times auch U-Boote, die rund 30 Marschflugkörper auf Ziele in den Städten Isfahan und Natans abgefeuert hätten.

Trump droht Iran mit weiteren Angriffen

„Wenn der Frieden nicht schnell kommt, werden wir die anderen Ziele mit Präzision, Schnelligkeit und Geschick angreifen, die meisten von ihnen können in wenigen Minuten ausgeschaltet werden“, warnte Trump die Führung in Teheran. Das Ziel der USA sei die Zerstörung der iranischen Kapazitäten zur Anreicherung gewesen und die Beendigung der nuklearen Bedrohung durch den „weltweit größten staatlichen Sponsor des Terrors“, erklärte Trump. Auf den Stützpunkten des US-Militärs in der Region – etwa im Irak, in Katar oder in Kuwait – sind US-Medien zufolge insgesamt gut 40.000 Soldaten stationiert.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einer „mutigen Entscheidung“ des US-Präsidenten. „Ihre mutige Entscheidung, die nuklearen Anlagen Irans mit der gewaltigen und gerechten Macht der Vereinigten Staaten ins Visier zu nehmen, wird die Geschichte verändern“, sagte Netanjahu in einer Video-Botschaft. Vor den Angriffen hatte Trump betont, der Iran dürfe niemals in den Besitz einer Atombombe gelangen. Eigentlich war er mit dem Ziel zur Wahl angetreten, die USA nicht in neue Kriege zu führen.

Mit den US-Angriffen auf iranische Atomanlagen sieht Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eines seiner zentralen Versprechen im Krieg gegen den Iran eingelöst. In einer Videoansprache an die Bürger Israels erklärte er, sein Wort gegenüber den Menschen gehalten zu haben: Zu Beginn der Offensive gegen die Islamische Republik habe er angekündigt, dass die iranischen Atomanlagen auf die eine oder andere Weise zerstört würden. „Dieses Versprechen wurde gehalten.“

Der US-Angriff sei in Abstimmung zwischen ihm und US-Präsident Donald Trump sowie zwischen den Armeen beider Länder erfolgt, sagte der israelische Regierungschef weiter.

UN-Chef warnt vor Folgen – Iran bestätigt Angriff

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich nach den US-Angriffen „zutiefst beunruhigt“ und warnte vor katastrophalen Folgen für die Welt. „In dieser gefährlichen Stunde ist es von entscheidender Bedeutung, eine Spirale des Chaos zu vermeiden“, sagte Guterres in der Nacht. Die Mitgliedsstaaten seien aufgefordert, ihren Verpflichtungen aus der UN-Charta nachzukommen. „Es gibt keine militärische Lösung. Der einzige Weg nach vorne ist die Diplomatie. Die einzige Hoffnung ist der Frieden“, sagte Guterres.

Der Iran bestätigte einen Angriff auf die Atomanlagen des Landes. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete allerdings nur, dass ein Teil des Bereichs um die Uran-Anreicherungsanlage Fordo beschädigt worden sei. Sie zitierte einen Sprecher des Krisenstabs der betroffenen Provinz Ghom, demzufolge die Lage in den Gebieten nun jedoch wieder ruhig sei. Ein hochrangiger Sicherheitsbeamter der Provinz Isfahan bestätigte laut der mit den mächtigen Revolutionsgarden verbundenen Nachrichtenagentur Tasnim zudem Angriffe „in der Nähe“ der Atomanlagen von Isfahan und Natans.

Nach dem US-Angriff auf Fordo besteht nach Darstellung einer iranischen Behörde kein Risiko. Es bestehe keinerlei Gefahr für die Bevölkerung von Ghom und die umliegenden Gebiete, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna unter Berufung auf die Krisenmanagementzentrale der betroffenen Provinz.

Auch nach Einschätzung der internationalen Atombehörde IAEA wurde keine Strahlung außerhalb der Einrichtungen freigesetzt. „Nach Angriffen auf drei Atomanlagen im Iran – darunter Fordo – kann die IAEA bestätigen, dass bislang keine Erhöhung der Strahlenwerte außerhalb der Anlagen gemeldet wurde“, teilte die Behörde auf X mit.

Die Anlage Fordo liegt etwa 100 Meter tief unter der Erde. Es ist unklar, ob bei einer schweren Bombardierung radioaktive Strahlung aus der Anlage austritt. Wärmebilder von Nasa-Satelliten zeigten unterdessen auffällige Wärmequellen, die auf Brände infolge der Bombardierung bei der Anlage hindeuten.

Irans Atomorganisation: Nuklearprogramm werde nicht gestoppt

Irans Atomenergieorganisation verurteilte die US-Angriffe auf ihre Nuklearanlagen scharf. Die Organisation rief die Weltgemeinschaft auf, die Bombardierungen ebenfalls zu verurteilen. Die Angriffe auf die Atomanlagen Fordo, Natans und in Isfahan bezeichnete die Organisation als „barbarischen Aktion“, die gegen internationales Recht verstoße.

Israeli first responders inspect the damage at the site of an Iranian strike that hit a residential area in the port city of Haifa on June 22, 2025. President Donald Trump said the US military had carried out strikes early on June 22 on three Iranian nuclear sites and that Tehran "must now agree to end this war", following days of speculation over whether the United States would join its ally Israel's bombing campaign. (Photo by Fadel SENNA / AFP)

In Haifa sind Raketen eingeschlagen.

Vorwürfe machte Teheran auch der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA. Die Angriffe seien „unter der Gleichgültigkeit oder gar Mitwirkung“ der IAEA erfolgt. Irans Atomorganisation erklärte, dass trotz der „bösartigen Verschwörungen der Feinde“ Irans Nuklearprogramm nicht gestoppt werde. „Die Ereignisse von heute Morgen sind ungeheuerlich und werden dauerhafte Folgen haben“, schrieb Irans Außenminister Abbas Araghtschi auf X.

Gefecht zwischen Iran und Israel geht weiter

Israel hat nach den US-Angriffen auf Atomanlagen im Iran die Zivilschutz-Regeln für seine eigene Bevölkerung verschärft. Mit Billigung des Verteidigungsministers Israel Katz und nach einer Lageeinschätzung sei beschlossen worden, dass in allen Landesteilen nur noch essenzielle Aktivitäten erlaubt seien, hieß es in einer Mitteilung der Armee. Die Öffentlichkeit müsse sich an Anweisungen des Heimatschutzes halten.

Die israelische Luftwaffe habe indes „eine Reihe von Angriffen auf militärische Ziele im Westen des Iran begonnen“, teilte das israelische Militär am Sonntagmorgen mit. Israels Luftwaffe habe Raketenwerfer sowie iranische Soldaten angegriffen, hieß es in einer Mitteilung der israelischen Armee weiter.

Wenige Stunden nach den US-Bombardierungen im Iran haben auch die iranischen Revolutionsgarden erneut Raketen auf Israel gefeuert. In Israel heulten die Sirenen, wie die israelischen Streitkräfte auf Telegram mitteilten. Bei der Attacke wurden etwa 30 Raketen eingesetzt, wie Irans staatlicher Rundfunk berichtete. Die Revolutionsgarden – Irans Elitestreitmacht – hatten zuletzt am Freitag ballistische Raketen auf Israel gefeuert und dabei Ziele in der Mittelmeerstadt Haifa getroffen. (mit dpa)