Auf Schatzsuche am RheinSo finden Sie am Ufer Achate, Quarze und waschen Gold

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Geologe Sven von Loga erklärt, wie man am Rhein besondere Schätze findet. Hier zeigt er Goldflitter, die er im Rhein gewaschen hat.

  • Wussten Sie, dass man in Köln am Rhein Achate, Quarze und sogar Fossilien finden kann?
  • Geologe Sven von Loga erklärt, wie man sich in Porz-Langel am besten auf Schatzsuche begibt.
  • Dabei kann man sogar bis zu 200 Millionen Jahre alte Fossilien finden.
  • Auch Gold waschen ist möglich – der Experte verrät wie.
  • Also, ab auf eine Schatzsuche am Rhein!

Köln-Porz – Manchmal offenbart das Näherkommen eine Überraschung. Von weitem sah er noch aus wie ein gewöhnlicher Sandstein, erzählt Sven von Loga, „dann bin ich trotzdem mal hingegangen und wollte ein Foto machen, weil er da so dekorativ im Sand lag. Erst als ich ihn in der Hand hielt, habe ich erkannt, dass es ein Achat ist, einer der größten, den ich je gefunden habe.“ Der Geologe spricht von einem seiner schönsten Funde am Rhein. Man brauche Glück und Ausdauer, doch an sich könne jeder auf einer Expedition am Rhein  Rheinkiesel sammeln oder gar Gold waschen.

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Mit etwas Glück und Geduld kann man am Rhein echte Hingucker finden: zum Beispiel einen Achat.

„Hier hat man immer ein bisschen Urlaubsstimmung“

Von Loga bückt sich und hebt einen weißen Quarzkiesel auf. Von denen gibt es hier in Porz-Langel viele. Der Flussabschnitt ist sein Lieblingsplatz zum Rheinkiesel sammeln. „Hier hat man immer ein bisschen Urlaubsstimmung, kann zwischendurch die Sonne genießen und Wasservögel oder Schiffe auf dem Rhein beobachten“, sagt der 58 Jahre alte Kölner. Er hebt einen anderen Stein auf, Lava, sagt er, „aus der Mittelmosel“. Er schlägt mit dem Hammer drauf. „Man muss den Stein kaputt schlagen, um frisches Gestein sehen zu können. Die Oberfläche hat sich mit der Zeit verändert.“ Im Stein sind kleine Kristalle zu erkennen.

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Geologe Sven von Loga auf Expedition am Rheinufer in Porz-Langel.

Über 100 Gesteine gibt es am Rhein zu entdecken

Es gibt über 100 verschiedene Gesteinsarten. Die Kiesel, die am Rhein zu finden sind, seien alle aus der letzten Eiszeit – also etwa vor 15 000 Jahren dort abgelagert worden. In der Eiszeit ist das Wasser gefroren, was die Gesteine aufbrechen ließ. Als zum Ende der Eiszeit alles taute, hat der Rhein die Trümmer weggespült und abgerundet, sagt von Loga. Wo der Rhein breiter ist, das Wasser langsamer fließt und weniger Kraft hat, blieben die Kiesel liegen. Die Schicht dieser Steinchen sei heute mehrere 100 Meter dick.

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Verkieseltes Holz ist im unpolierten Zustand oft nicht zu erkennen – danach leuchten die Farben umso schöner.

Auch Quarzit, ein dunkler Stein, oft mit weißen Strichen, ist häufig zu finden. Die Steine stammten „von einem großen Gebirge, das hier vor 350 Millionen Jahren gestanden hat. Dieser ist aufgebrochen und durch die Brüche floss heißes Quarz-Wasser. Der Quarz hat die Erdspalten verkittet.“ Dadurch seien die weißen Linien entstanden. Auch in Sandsteinen finde man diese Spaltenfüllungen. Da Sandsteine aber schneller verwittern als Quarz, blieben davon oft nur die weißen Milchquarzkiesel übrig. Die sind am Rhein häufig zu finden, weil sie aus der Eifel, dem Westerwald, dem Taunus und dem Hunsrück hergespült wurden.

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Vom Siegerland bis zur Eifel: So bestimmen Sie die Herkunft der Steine

Sehr vielen Steinen im Rhein sehe man an, woher sie kommen, zur Bestimmung müsse man nur die Geologie der Region kennen. „Da muss man wissen, was bringt die Sieg mit, was wird im Siegerland abgebaut? Da gibt es zum Beispiel braune Eisenerze. Die Lahn bringt hingegen rote Eisenerze mit.“ Auch die verschiedenen Sandsteine könne man leicht unterscheiden. Zuerst schlägt von Loga auf einen Buntsandstein, der aus der Region um Trier oder aus dem Neckar-Gebiet kommen muss. In seiner Hand sammeln sich Sandkörner. Dann schlägt er auf einen Eifelsandstein. Dieser bricht glatt – weil er viel härter ist. Der Unterschied: „Der Buntsandstein ist etwa 180 Millionen Jahre alt und noch nicht so verfestigt wie der etwa 390 Millionen Jahre alte Eifelsandstein.“

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Wo der Rhein breiter ist, das Wasser langsamer fließt und weniger Kraft hat, bleibt mehr Gestein liegen.

Was jeder finden will: Achate. „Kleine findet man schnell – nur die schönen Großen sind selten.“ Eigentlich ist ein Achat auch nichts anderes als Quarz. Allerdings unterscheidet er sich in der Kristallstruktur. Man spricht von „mikrokristallin“, weshalb er so bunt ist. Der Geologe holt eine Lupe hervor. Gerade hält er einen Stein in der Hand, der nur aus kleinen Schnecken besteht. „Der muss aus einem Steinbruch in Wiesbaden sein. Nur dort gibt es diesen Hydrobienkalk.“

Die „Die Schätze des Rheins“: Über 200 Millionen Jahre alte Fossilien

Sven von Loga ist schon seit seiner Jugend von der Geologie begeistert. Mit seiner Familie sei er oft in die Eifel gefahren und habe Fossilien gesucht. Später studierte er Geologie. Heute ist er Autor, bietet Exkursionen und Kurse wie „Die Schätze des Rheins“ an. Und bei diesen Schätzen handelt es sich nicht nur um Rheingerölle, sondern auch um Fossilien von Meerestieren oder um versteinertes Holz. Gerade das verkieselte Holz sei im unpolierten Zustand oft nicht zu erkennen. Poliert leuchten dagegen Farben und Jahresringe. „Das ist wohl aus dem Erdzeitalter Keuper, also etwa 215 Millionen Jahre alt.“

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Was unscheinbar erscheint, kann sich als mehr als 200 Millionen Jahre altes Fossil herausstellen.

Mit etwas Glück könnten am Rhein in Langel auch eiszeitliche Pferdezähne gefunden werden – oder Überbleibsel von Hirschen, Rentieren, Wildschweinen oder ganz selten von Mammuts.

Das brauchen Sie für eine Expedition am Rhein

Wer selbst eine Expedition zum Rhein plant, der braucht nichts weiter als Hammer und Lupe. Und vielleicht ein Buch zur Bestimmung von Steinen.  Für das Goldwaschen braucht man eine Goldwaschpfanne und eine durchsichtige Pipettenflasche. Gold waschen kann man in Langel nicht. Das Edelmetall bleibt in den Innenkurven des Rheins hängen, zum Beispiel in Niehl. Dort fließt das Wasser langsamer, weshalb Gold als Schwermineral liegen bleibt.

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Sven von Loga zeigt eine Goldwaschpfanne, die bei der Expedition von Nutzen sein kann.

Von Loga hat ein Glasröhrchen dabei, er hält es gegen das Licht – darin sind kleine Flitter Gold zu sehen. Ein Gramm Gold – zwei Wochen Arbeit. Hochgerechnet seien es rund 200 000 kleine Flitter. Als Tipp verrät er: „Überall dort, wo schwarzer Sand – Magnetit – liegt, da findet man auch Gold!“ Denn auch der schwarze Sand ist schwer und lagert sich wie Gold an Stellen ab, wo das Wasser langsam fließt. Den Sand füllt man in die Goldwaschpfanne und lässt das Wasser schwenkend über die Rillen schwappen – so lange, bis der helle Sand heraus gewaschen ist und nur noch schwarzer übrig bleibt. Darin glitzern dann die Goldflitter. 

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Die Goldflitter glitzern im Glasröhrchen.

Weiterführende Tipps

Anreise: Ausgangspunkt ist das Rheinufer am Ende der Frongasse in Porz-Langel. Anreisen kann man mit der Bus-Linie 164. Sie steigen Langel-Kirche aus und gehen in die Heinrich-Klein-Straße, die in die Frongasse übergeht. Am Ende biegen Sie links in einen Waldweg bis zum Sportplatz. Rechts führt dann ein Pfad zum Rhein hinunter.

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Der idyllische Waldweg führt hinunter zum Rhein.

Picknick-Ort: Gleich am Parkplatz liegt der „Beach Langel“, die Bucht lädt zu einem Picknick mit integriertem Planschen ein.

Fürs Picknick am Rhein: Lauch-Käse-Schnecke

Zutaten für 24 Stück: ½ Würfel Hefe, 1 TL Zucker, ½ TL Salz, 100–150 ml Wasser, 200 g Mehl, 1 EL Olivenöl, 150 g  Crème fraîche Salz, Pfeffer, Muskat, 150 g Bergkäse (Greyerzer), 100 g Cheddar, 1 Stange Lauch, 1 rote Zwiebel, optional: 150 g Speck, fein gewürfelt

Zubereitung: Hefe mit Zucker und Salz in lauwarmem Wasser auflösen und auf das Mehl gießen. Alles 2 Minuten land zu einem glatten Teig kneten. Das Olivenöl dazugeben und 10 Minuten weiter kneten. Teig zu einer Kugel formen und abgedeckt 45 Minuten gehen lassen. Crème fraîche mit Salz, Pfeffer und Muskat verrühren. Käse reiben. Lauch waschen, halbieren und in feine Streifen schneiden. Lauch in kochendem Salzwasser zwei Minuten blanchieren, abschrecken und abtropfen lassen. Zwiebel schälen und in feine Ringe schneiden. Den Teig in Backblechgröße ausrollen und längs halbieren. Jede Teighälfte mit Crème fraîche bestreichen. Käse, Lauch und Zwiebelringe großzügig verteilen. Wer möchte kann noch Speck darüberstreuen. Jede Teigplatte der Länge nach aufrollen und in jeweils 12 Scheiben schneiden. Insgesamt erhält man also 24 Schnecken. Das Backblech mit Backpapier auslegen. Den Backofen auf 200 Grad Ober-Unterhitze vorheizen. Hefeschnecken mit der Schnittfläche nach oben auf das belegte Blech legen und 20 Minuten backen lassen. (Rezept: Julia Floß)

Beste Zeit: Das perfekte Wetter für das Rheinkiesel-Sammeln ist ein sommerlicher Nieselregen. Dann sind die Kiesel am Ufer reingewaschen, die  Steine leuchten.

Für Kinder: Auf dem Rhein können Baggerschiffe beobachtet werden, in den Wiesen Wasservögel.

Alternative Sammel-Orte: Vorausgesetzt, der Pegel des Rheins ist nicht zu stark gestiegen, finden sich am Kölner Rheinufer, aber auch den Rhein entlang Richtung Düsseldorf teils massenhaft Kieselsteine. In Niehl gibt es bei einem Spaziergang am Ufer zudem die Chance auf Goldfunde.

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