FilmtourismusUS-Serie „Outlander“ kurbelt Besucherzahlen in Schottland an

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Highland Folk Museum

Highland Folk Museum

Kaum eine Romanverfilmung wurde von der weltweit Millionen zählenden Fangemeinde so sehnsüchtig erwartet wie die der „Highland-Saga“ von Diana Gabaldon (siehe Kasten links). Die 50 Millionen teure US-Produktion „Outlander“ ging letztes Jahr erst in den USA bereits nach der ersten Folge durch die Decke, wurde dann flugs in alle Herren Länder verkauft und machte ihre zuvor eher unbekannten Hauptdarsteller über Nacht bekannt. Der eigentliche Star musste jedoch nicht erst gecastet werden, denn von Anfang an war klar: Es ist das Land selbst.

Die Location Scouts wurden in Schottland so üppig fündig, dass die komplette erste Staffel dort entstand und die Zuschauer sich nun an den wilden Landschaften der Highlands sowie jeder Menge Burgen erfreuen dürfen. Balsam für die Augen nicht nur für Schottland-Fans – und eine prima Werbung für das Land. Zwar lockten die Bücher schon zuvor viele Touristen an, aber seit der Tolkien-Verfilmung „Der Herr der Ringe“ und der darauffolgenden Neuseeland-Ekstase kennt man das Zauberwörtchen Filmtourismus.

Zeitreise ins 18. Jahrhundert

„Die Faszination liegt darin, ein Wie-im-Film-Gefühl zu erfahren“, erklärt Andrea David, die den Blog www.filmtourismus.de betreibt und Touristikverbände zum Thema berät: „Durch Filme können Orte eine besondere Bedeutung bekommen, zu Sehnsuchtsorten werden.“ Für das schottische Fremdenverkehrsamt Visit Scotland lag es also nahe, nicht nur eine ganze Werbekampagne auf den Serienhit zuzuschneiden, sondern auch mit Anbietern zusammenzuarbeiten, die spezielle „Outlander“-Touren im Programm haben. Mit Erfolg: Die (Film-)Touristen strömen, einige der Attraktionen, wo gedreht wurde, verzeichneten schon zu Beginn der Saison einen Besucherzuwachs von mehr als 50 Prozent.

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Germanwings fliegt von Köln/Bonn direkt nach Edinburgh.

Fakten und Hintergründe zur TV-Serie „Outlander“ und Schottland allgemein bündelt das schottische Fremdenverkehrsamt Visit Scotland. Auf der Homepage findet man auch zahlreiche Hinweise auf lokale Veranstalter, die „Outlander“-Touren und Specials im Programm haben.

www.visitscotland.com

Die in Edinburgh ansässige Reiseorganisation Rabbie’s Trail Burners, die auf kleine Gruppen und schottische Guides Wert legt, bietet die „Burning the Claire and Jamie Trail“-Tour ab 889 Pfund pro Person an.

www.rabbies.com

In Linlithgow westlich von Edinburgh sitzen Mary’s Meanders, die nicht nur spezielle Touren zu den Drehorten der Serie anbieten, sondern auch die „A Taste of Outlander“-Dinner-abende mit Musik (55 Pfund) veranstalten. www.marysmeanders.co.uk

Es gibt auch einige deutsche Reiseanbieter, die speziell zugeschnittene Pakete geschnürt haben: Mit DerTours geht es eine Woche per Bus „Auf den Spuren von Jamie und Claire“ für 1523 Euro pro Einzelbuchung auf Reise. Die British Travel Company liefert eine Woche „Highland Saga per Minibus“ für 1762 Euro pro Person. Spezielle Gruppenangebote hat CTS zusammengestellt.

www.dertour.de

www.btco.de

www.cts-reisen.de

Visit Scotland hat eine „Outlander“-Karte aufgelegt, die den Weg zu den Drehorten weist. Darauf zu finden ist auch Blackness Castle, wo die Filmcrew im Februar 2014 vier Wochen zu Gast war. Die Festung aus dem 15. Jahrhundert am Firth of Forth diente als Vorlage für Fort William, wo Hauptfigur Jamie Fraser eingekerkert und ausgepeitscht wird. „Zwei Wochen lang haben die Filmleute für die Vorbereitungen gebraucht“, erzählt Property Manager Graeme Sinclair, „es war tatsächlich wie eine Zeitreise ins 18. Jahrhundert, wenn ich abends in die ausgestatteten Räume kam, um für die Nacht dichtzumachen“. Bisher war Blackness Castle eher ein Geheimtipp. Das hat sich gründlich geändert, auch wenn die Filmcrew die Einrichtung wieder mitgenommen hat: „Die Besucherzahlen vom letzten Jahr haben sich bereits verdoppelt“, bestätigt Sinclair.

Lesen Sie weiter, was den Touristen in der speziellen „Outlander“- Dinnershow geboten wird.

Stetig wachsender Touristenstrom

„Outlander“ ist nicht der erste Streich Hollywoods, der Schottland als Destination in den Fokus rückt, schon „Braveheart“ habe einen Boom ausgelöst, erzählt Mackenzie Dalrymple, der als Guide mit einem Minibus des Reiseveranstalters Rabbie’s Trail Burners quer durchs Land düst. „Der war historisch nicht wirklich korrekt, das ist bei »Outlander« zum Glück anders, auch die Ausstattung ist super“. Rabbie’s „Outlander“-Touren steuern unter anderem Doune Castle bei Stirling an, wo man mit Filmteams schon Erfahrung hat: Monty Python’s „Ritter der Kokosnuss“ wurde hier in Szene gesetzt. „»Outlander« ist super für uns, viele Leute kommen allein wegen der Serie. Wir müssen wohl bald den Parkplatz erweitern“, schmunzelt Führerin Catherine Mason. Seit die Burgruine in „Outlander“ als Castle Leoch, Sitz des MacKenzie-Clans, auftauchte, schwillt der Touristenstrom stetig an. Das auf das späte 14. Jahrhundert zurückgehende Doune Castle gehört zu den am besten erhaltenen mittelalterlichen Burgen des Landes.

Wer authentisches Highlander-Leben kennenlernen will, eine Kultur, die nach der von den Jakobiten verlorenen Schlacht von Culloden am 16. April 1746 unterging, muss weiter in die Highlands vordringen. In der malerischen Landschaft des Cairngorms National Park, der ebenfalls als Kulisse für „Outlander“ diente, kann man im Highland Folk Museum von Newtonmore ins 18. Jahrhundert eintauchen. Hier wurden alte Häuser aus ganz Schottland wiederaufgebaut – für das Filmteam ein idealer Drehort, um Szenen in einem Highlander-Dorf einzufangen. Heute können Besucher im Freiluftmuseum mehr über das oft beschwerliche Leben der Menschen in den Hochlanden vor mehreren Hundert Jahren lernen.

Authentisches Flair

Wem das noch nicht Zeitreise genug ist, bucht bei Mary’s Meanders die „A Taste of Outlander“-Dinnershow. Serviert werden Gerichte, die vor 250 Jahren auf dem Speiseplan der Schotten standen und in den Büchern vorkommen. Dazu gibt es Musik von der Band Boorach und schottischen Tanz. Das Ganze findet im Star & Garter Hotel von 1759 in Linlithgow statt. Der Ort gilt als „Versailles Schottlands“, wenige Schritte entfernt liegt die Ruine des Linlithgow Palace, dem Schloss der Stuart-Könige, wo Maria Stuart geboren wurde. Auch hier kommen „Outlander“-Fans auf ihre Kosten: Die Katakomben des Palasts dienten als Wentworth Prison im Finale der ersten Staffel.

„Outlander“ scheint für Schottland ein absoluter Gewinn – nicht nur für die Tourismusindustrie. „Viele Schotten sind sich ihrer eigenen Geschichte gar nicht so bewusst, da sie in der Schule nicht gelehrt wurde. Durch die Serie sehen sie ihr Land mit neuen Augen“, so Dalrymple. Die zweite Staffel „Outlander“ kann kommen.

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