Zeche, Brauerei, HafenDiese Industriedenkmäler im Ruhrgebiet sind einen Ausflug wert

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Die Zeche Zollverein zählt zum Weltkulturerbe der Unesco. 

Köln – Keine andere Region weist mehr Industriedenkmäler auf als das Ruhrgebiet. Wo früher Stahl gekocht, Kohle aus der Erde befördert oder Getreide verschifft wurde, haben sich heute lebendige und moderne Kultur- und Freizeitziele entwickelt. Rolf Kiesendahl war lange Reporter mit Schwerpunkt Ruhrgebiet für die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ in Essen. Kürzlich hat er ein Buch mit den spannendsten Industriedenkmälern geschrieben. Wir stellen sechs besonders reizvolle Ausflugsziele daraus vor. 

1. Innenhafen Duisburg

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Am Duisburger Hafen wurde früher Getreide verladen. 

In den 1920er und -30er-Jahren galt der Innenhafen Duisburg als Brotkorb des Ruhrgebiets, weil hier in großen Schleppkähnen die Getreideernte der gesamten Region ankam. Das Getreide wurde in Silos gelagert, in Mühlen gemahlen und anschließend wieder verladen. Auch das Holz für den Stollenausbau der Zechen im Revier kam hier an. Später wurde es einfacher, alles per LKW zu transportieren und der Hafen verkam zum Industriegebiet. Heute haben sich in den alten Gebäuden das Museum Küppersmühle, innovative Firmen, Gastronomen und Kreative angesiedelt. Das Backsteinensemble steht unter Denkmalschutz. An der Hafenseite findet man noch die alten Pflastersteine und die Schienen der ehemaligen Hafenbahn.

Schifferstraße/Philosophenweg 47051 Duisburgwww.innenhafen-portal.de 

2. Zeche Zollverein Essen

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Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Zollverein gibt es viel zu sehen. 

Weitere Ausflugstipps und Bücher rund um das Ruhrgebiet

Rolf Kiesendahl: Zeitzeugen aus Stein, Stahl und Kohle. Industriedenkmäler im Ruhrgebiet, Ellert & Richter Verlag, 160 Seiten, 9,95 Euro

Wolfram Eilenberger: Das Ruhrgebiet. Versuch einer Liebeserklärung, Tropen Verlag, 144 Seiten, 16 Euro

Sylvia Lukassen/Rolf Kiesendahl: Die schönsten Ausflugsziele im und rund um das Ruhrgebiet, Ellert & Richter Verlag, 208 Seiten, 9,95 Euro

Seit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 und der Eröffnung des Ruhr Museums, des Denkmalpfads Zollverein und des Besucherzentrums in der umgebauten Kohlenwäsche ist die Zeche Zollverein sehr bekannt. Das Gelände ist riesig. Einerseits gibt es noch viel von der alten Industriekultur zu sehen (hier wurden bis 1986 täglich 12000 Tonnen Steinkohle gefördert), andererseits hat sich hier ein lebendiger Kulturstandort entwickelt. Zollverein wird als „schönste Zeche der Welt“ bezeichnet. Den Architekten ist es gelungen, die enormen technischen Anforderungen mit ästhetischen Ansprüchen zu verbinden. Der zentrale Schacht steht seit 1986 unter Denkmalschutz, die Kokerei wurde 2001 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt.

Gelsenkirchener Str. 161 45309 Essen www.zollverein.de

3. Nordsternpark Gelsenkirchen

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Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Nordstern entstand zur Bundesgartenschau 1997 der Nordsternpark mit Amphitheater, Kanalbrücke und viel Grün. 

Kaum eine andere Stadt ist in der Industrialisierung so stark gewachsen wie Gelsenkirchen. Durch die Bergbaukrise erlebte sie einen brutalen Strukturwandel, als gleich drei Bergwerke schlossen, darunter 1993 die Zeche Nordstern. Das Gelände wurde zunächst von Altlasten wie Öl und Blei befreit, dann entstand zur Bundesgartenschau 1997 der Nordsternpark mit Amphitheater, Kanalbrücke und viel Grün. Einige historische Gebäude blieben erhalten, ein Besucher-Bergbaustollen erinnert an die mühsame Arbeit unter Tage. Von der Besucherterrasse des Nordsternturms hat man eine tolle Aussicht auf das Ruhrgebiet. Außerdem gibt es Spielplätze, einen Klettergarten und Beachvolleyballfelder.

Am Bugapark 1 45899 Gelsenkirchenwww.gelsenkirchen.de/nordsternpark

4. Jahrhunderthalle Bochum

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In der Jahrhunderthalle in Bochum finden heute viele Veranstaltungen statt. 

Die Bochumer Jahrhunderthalle gehört zu den Leuchttürmen unter den Industriedenkmälern im Ruhrgebiet, hier treffen Geschichte und moderne Unterhaltung aufeinander. Konzerte und Shows erhalten durch das von alter Technik geprägte Ambiente ihren besonderen Reiz. Die Jahrhunderthalle ist auch Hauptspielort der Ruhrtriennale. Dabei galt die 1902 errichtete Gaskraftzentrale mit ihrer luftigen Stahlkonstruktion nur als zweckbestimmter Ingenieurbau. 1993 wurde sie saniert und bildet seitdem das Zentrum des Westparks. Dort beginnt auch die Erzbahntrasse, von der aus früher die Hochöfen mit Erz versorgt wurden. Sehr beliebt sind auch die Stirnlampenführungen durch die Unterwelt der Halle. (Anmeldung erforderlich)

An der Jahrhunderthalle 1 44793 Bochumwww.jahrhunderthalle-bochum.de 

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5. Alte Brauerei: Dortmunder U

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Das Dortmunder U auf der alten Brauerei ist das Wahrzeichen der Stadt. 

Kohle, Stahl, Bier - dieser Dreiklang prägte über Jahrhunderte das Ruhrgebiet. Dortmund galt schon immer als Bierhauptstadt des Reviers. 1826 produzierten hier gleich 38 Brauereien Bier. Den Niedergang der Zechen bekamen auch die Brauereien zu spüren. Viele gaben auf oder fusionierten mit einer weltweit tätigen Braugruppen. Eng mit der Brauerei-Tradition verbunden ist das bekannteste Wahrzeichen der Stadt, das Dortmunder U. Es steht seit 1968 auf dem ehemaligen Gär- und Lagerhochhaus der Union-Brauerei und wurde mit 450 Gramm Blattgold veredelt. Die Brauerei zog 1994 in den Norden der Stadt, das Gebäude verfiel und wurde 2008 in ein „Zentrum für Kunst - und Kreativität“ mit vier Ausstellungen verwandelt.

Leonie-Reygers-Terrasse 44137 Dortmundwww.dortmunder-u.de 

6. Camera obscura Mülheim

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In der Kuppel des alten Wasserturms in Mülheim kann man durch eine Camera obscura (Lochkamera) die Stadt betrachten. 

Die Mülheimer Landesgartenschau 1992 schaffte es, eine öde Industriebrache in eine Parklandschaft mit hohem Freizeitwert zu verwandeln. Die Camera obscura befindet sich im ehemaligen Broicher Wasserturm, nur wenige Gehminuten von Schloss Broich entfernt. Der 38 Meter hohe Turm wurde 1904 errichtet, um die zum Ringlokschuppen fahrenden Loks mit Wasser zu versorgen. Zur Gartenschau wurde das Gebäude restauriert und im ehemaligen Wasserspeicher in der Kuppel die größte begehbare Camera obscura (Lochkamera) der Welt installiert. Dank einer speziellen Spiegeloptik von Zeiss lässt sich auf einem Projektionstisch das 360-Grad-Panorama der Stadt betrachten.

Am Schloss Broich 42 45479 Mülheim an der Ruhrwww.camera-obscura-muelheim.de 

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