Restaurant-TippQuer durch die russische Küche

Das russische Restaurant "Sochi", Berliner Straße 992 in Dünnwald.
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Dünnwald – Ein Hauch von Weihnachten liegt in der Luft. Festliche Garderobe, Kerzen auf den Tischen, Live-Musik, üppiges Buffet. Etwa 120 Gäste und das Duo Cosmos haben sich im großen Saal des Restaurants Sochi eingefunden, um für einige Stunden den Alltag auszublenden. Der Abend ist noch jung, der Name des Hauses ist es auch. Vor kurzem erst hat sich Inhaber Viktor Oujegov vom Jahrzehnte alten Vorgänger-Schriftzug getrennt: „Alt-Dünnwald“ passte nun wirklich nicht zu einem russischen Restaurant. Nun steht „Sochi“ auf der Fassade an der Berliner Straße – der Name jenes Urlaubsorts am Schwarzen Meer, in dem der freundliche 56-Jährige viele Jahre in einem Touristenhotel arbeitete und dann vor dem „russischen Chaos“ nach Deutschland floh.
Endlich ist auch von außen zu erahnen, was Oujegov seit acht Jahren im Innern bietet: ein gutes Stück russische Feierkultur. Das Interieur des Sochi mit seiner dunklen Holztheke und den altfränkischen Trink- und Feiermotiven erinnert zwar kaum an Moskau oder die sibirische Steppe. Die Partys am Wochenende dafür umso mehr. Das Buffet, das Oujegov, seine Frau und die Angestellten immer samstags auffahren, ist ein Schlemmerparadies aus Pelmeni (Tortellini mit Fleischfüllung), Wareniki (Teigtaschen mit Kartoffeln und Pilzen) oder Olivje (Wurst-Kartoffelsalat). Dazu gibt es Fleisch, Fisch und eingelegtes Gemüse. „Das ist ein Querschnitt durch die russische Küche“, sagt Oujegov. Natürlich gibt es auch Wodka in mehreren Variationen. Doch der fließt nur begrenzt: „Das ist ein Familienrestaurant“, stellt Oujegov klar.
Beliebte Buffet-Partys
Die Gäste – vor allem russischstämmige, aber auch deutsche – nehmen dafür lange Anfahrten in Kauf. Unter der Woche, wenn à la carte gegessen wird, hält sich der Ansturm zwar in Grenzen. Die Buffet-Partys sind dafür so beliebt, dass eine frühzeitige Reservierung sinnvoll ist. „Die Leute kommen oft aus anderen Städten“, sagt Oujegov: „Aus Olpe, Siegen, Wuppertal.“
Nadja und Johannes Hartmann hatten es nicht so weit. Sie sind aus Volkhoven/Weiler gekommen, um zusammen mit Tochter Anna ihren 36. Hochzeitstag zu feiern. Die drei haben sich für den Abend in Schale geworfen, auf dem Tisch steht eine Flasche Kindzmarauli, ein lieblicher Rotwein, der schon Stalin geschmeckt haben soll. Russische Restaurants haben die Russland-Deutschen schon einige getestet, in Köln oder Düsseldorf. An das Sochi reichten sie nicht heran. „Die Atmosphäre ist gemütlich wie zu Hause“, sagt Nadja Hartmann, deren Garderobe ein Meer aus Gold und Glitzer ist. Inhaber Oujegov habe großen Anteil daran: „Er hat ein großes Herz und große Erfahrung.“ Gatte Johannes machen die Abende im Sochi nicht nur wegen des hausgemachten Essens Spaß. „Einfach nur essen und sitzen“ sei nichts für ihn: „Feiern heißt singen und tanzen“, sagt der 59-Jährige. Lieder seien das, was ihn am Leben erhalte. Vor allem russische Lieder, denn die „verbinden mit der Heimat“.
Später werden Profitänzer den beschwingten Teil des Abends einläuten. Das Duo Cosmos spielt live bis Mitternacht. Natürlich auch russische Melodien. Die Abende im Sochi – sie enden ganz im Sinne von Johannes Hartmann.
