Kampfsport in KölnMehr Schutz für Frauen auf der Straße mit Krav Maga

Im Krav Maga wird gelehrt, Angriffe abzublocken, danach schnell zurückzuschlagen und wegzulaufen.
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Wer beim Krav-Maga-Training zuschaut, spürt Respekt und große Lust zu lernen. Was Roland Wingert mit seinen Schülern übt, macht Eindruck und sieht sehr wirksam aus. Sie lernen von ihm, Schläge, Würgegriffe und Tritte abzuwehren und sich selbst zu verteidigen. Im Krav Maga sollen alle Angriffe schnell neutralisiert werden. „Das bedeutet: Schlag oder Tritt ableiten, mit zwei, drei guten Schlägen kontern, den Gegner wegstoßen und dann unbedingt weglaufen“, erklärt Roland Wingert. Das sieht zuweilen brutal aus, ist aber höchst effektiv und leicht zu lernen, weil die Methoden einfach und logisch sind. „Die Techniken basieren auf natürlichen Abwehrreflexen und Instinkten, die wir schulen und aktivieren. Es gibt keine komplizierten Abfolgen“, sagt Wingert.
Krav Maga kommt aus dem Hebräischen und bedeutet Kontaktkampf. Ursprünglich kommt die Methode aus der israelischen Armee, viele Techniken werden in ausgefeilter Form auch von Polizisten, Vollzugsbeamten, Personenschützern und Türstehern angewandt.
Krav Maga kann man z.B. hier lernen:
Studio 06, Kommerner Straße 72, 53879 Euskirchen, 01578/6894322 (Dominik Lansen). Ab März auch in Köln. www.krav-maga-euskirchen.de
Maindo, Maarweg 141, 50825 Köln, 0221/29999680 (Studio) oder 0177/3881940 (Roland Wingert)www.kravmaga-koeln.com
Protego Krav Maga im Sportcenter Bushido, Sechtemer Straße 5, 50968 Köln, 0221/9347620www.protego-kravmaga.de
Krav Maga Institut, Siegburgerstr. 235W, 50679 Köln, 0221 98 51 00 47, Zusätzliche Standorte in Sankt Augustin und Bonn
Gut für Frauen geeignet
„Grundsätzlich ist Krav Maga aber für jeden geeignet, unabhängig von Alter und Geschlecht“, betont Dominik Lansen, der in Euskirchen und ab März auch in Köln-Ehrenfeld unterrichtet. Und weiter: „Meine Gruppe ist sehr heterogen, von 16 bis 63, Frauen und Männer gemischt. Bei mir hat Krav Maga nichts mit dem Militär zu tun. Ich zeige ganz normalen Menschen, wie sie gefährliche Situationen vermeiden und sich notfalls wehren können.“ Sein Trainingsansatz ist individuell, je nachdem, was die Person lernen möchte. Alle Übungen können variiert werden. Seiner Meinung nach ist Krav Maga - „Körperkraft ist gar nicht so entscheidend, es geht mehr um Techniken und Kampfgeist“, sagt auch Roland Wingert.
Kratzen, Beißen und Tritte erlaubt
Krav Maga versteht sich nicht als Sport im klassischen Sinne, es gibt keine Wettkämpfe, Gürtel oder Meister. „Der Schwerpunkt liegt ganz klar auf der Selbstverteidigung. Krav Maga ist nicht traditionell wie asiatische Kampfsportarten“, erklärt Wingert. Einige Techniken sind aus Kampfsportarten wie Karate, Mixed Martial Arts (MMA), Thaiboxen und Jiu Jutsu entlehnt. Verwendet wird alles, was einfach und wirkungsvoll ist, wie zum Beispiel mit den Fingern in bestimmte Körperpunkte des Gegners zu stechen und ihn damit zu schwächen. Außerdem sind Kratzen, Beißen und Tritte in die Weichteile erlaubt.
Wichtig ist vor allem, dass die Reaktionen auch in Stress-Situationen leicht abrufbar sind. Im Training werden daher möglichst realitätsnah verschiedene Situationen simuliert, etwa ein Angriff im Treppenhaus oder beim Aufschließen des Autos.
Wichtig ist auch, Gefahren bereits im Vorfeld zu erkennen und ihnen aus dem Weg zu gehen. „Bei uns trainieren wir auch Möglichkeiten zur verbalen Deeskalation“, sagt Lansen. Bei allen Techniken soll immer auch die Umgebung miteinbezogen werden, „checking the area“ nennt Wingert das: „Was passiert um mich herum, wo ist ein Fluchtweg, welche Gegenstände sind in der Nähe, die ich als Waffe benutzen kann?“ Damit die Schüler lernen, sich auch unter psychischem Druck wehren zu können, werden Stress-Szenarien kreiert. Bei Roland Wingert sieht das so aus: Die Musik wird ohrenbetäubend laut gedreht, seine Schüler stellen sich mit geschlossenen Augen in einen Kreis. Wingert greift sie nacheinander von hinten an. Sie wissen nicht, wer als Nächstes dran ist und müssen sich möglichst schnell wehren.
Auch Psychologie spielt eine große Rolle. So werden Angreifern beispielsweise Augen oder Ohren zugehalten, um sie zu verunsichern. Bei einem Angriff kann man auch versuchen, sich die Hand abzulecken und sie dem Gegner durchs Gesicht zu ziehen. Das soll ihn kurz ablenken, so dass die Chancen steigen, wegzulaufen.
Roland Wingert, der vorher Karate, Aikido und Schwertkampf praktiziert hat, ist sich sicher: „Wer Krav Maga beherrscht, geht selbstbewusster und aufrechter durchs Leben. Das macht ihn vom Opfer zum Gegner. Denn in geduckter Haltung zieht man mehr Ärger an.“