Das „Maison Blue”Ein Stück Paris in der Kölner Südstadt

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Das Maison Blue in der Südstadt.

Das Maison Blue in der Südstadt.

Köln – Entgegen aller Erwartung hat ein Restaurantbesuch mit Gastronomen im Schlepptau, genauer mit anderen Köchen, häufig nichts mit Genuss zu tun. Aber auch gar nichts.

Von den schlecht gemangelten Vorhängen über das künstliche Lächeln der Servicemitarbeiter, vom uninspirierten Aufbau der Menükarte über die altmodische Porzellanauswahl, von der überambitionierten Anrichteweise der Speisen über die erwartbare Weinempfehlung bis hin zum welken Blumensträußchen auf der Fensterbank – alles wird analysiert. Akribisch!

Egal ob das gerade gefordert ist oder nicht. Man sitzt nicht in freudiger Erwartung am Tisch, sondern skeptisch. Da wird gestochert, gedrückt, gekleckst, geschnuppert – als ginge es darum, den Preis für die meisten gefunden Patzer abzuräumen.

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Diese zwanghafte Fehlersuche, diese permanente Seziererei ist ein schleichender Prozess und hat zur Folge, dass man das Wichtigste vergisst: dieses wohlige Gefühl, dieser leichte Rausch, der sich ausbreitet, wenn man mit lieben Menschen in einem schönen Restaurant sitzt und gemeinsam eine ehrlich gekochte Mahlzeit genießt.

Klassisch französisch, bodenständig, lecker!

Das „Maison Blue“ ist für mich persönlich eine Art Gastro-Klugscheißer-Reha-Zentrum: hinkommen, wohlfühlen, glücklich nach Hause gehen. Punkt. André Niediek kocht dort seit elf Jahren klassisch französisch, bodenständig und vor allem lecker.

Klassisch französisch essen und glücklich nach Hause gehen.

Klassisch französisch essen und glücklich nach Hause gehen.

Alle vier Wochen wird das Menü gewechselt, bestimmte Evergreens bleiben glücklicherweise bestehen: Die Jakobsmuscheln werden mit einer milden Fischvelouté, Champignons und Mis-de-Pain überbacken. Zur fein würzigen Boudin Noir (Pariser Blutwurst) werden köstlich geschmorte rote Zwiebeln und ein süß-saures Gurken-Relish gereicht.

Das Entrecôte ist saftig, kernig und das Gratin dazu schmeckt so, wie ein Gratin schmecken soll: nach Kartoffel, Sahne und Muskat. Die Paprikacrème zum Wolfsbarsch macht Lust auf Urlaub in Südfrankreich.

Gratinierte Jakobsmuscheln // 16 Euro

Pastinakencremesuppe mit Kräuterklößchen // 7,50 Euro

Boudin Noir im Knuspermantel mit Dreierlei Chutney // 10,50 Euro

Pâté Maison // 9 Euro

Loup de Mer „Provençal“ mit Ratatouille // 22 Euro

Entrecôte mit Bärlauchbutter, Gratin und Salat // 22 Euro

Pâté Maison vom Duroc-Schwein mit Cornichons

Pâté Maison vom Duroc-Schwein mit Cornichons

Der Service ist familiär herzlich und beeindruckend unkompliziert. Monika Danebrock schenkt zum provenzalischen Klassiker kräftig blumigen Sauvignon blanc von der Loire aus, zum Entrecôte gibt’s wunderbar weichen Bordeaux von der Côtes de Blaye . Das Dessert passt kaum noch, muss aber sein – Patissier-Ehre: Schokoladen-Fondant mit verboten gutem Salzkaramell-Eis.

Die klassisch französische Küche ist für viele Köche der Ursprung, die Wurzel ihrer Leidenschaft. André Niediek setzt dieser Art zu Kochen ein Denkmal. Es geht um kräftige Saucen, um Produktqualität, um Kupfertöpfe auf Gasflammen, um Wildschwein von Jägern, die mit ihren Gummistiefeln morgens den halben Wald ins Restaurant schleppen. Es geht um weiße Jacken und umgeklappte Latzschürzen. Rehabilitation erfolgreich abgeschlossen.

Maison Blue, Im Ferkulum 18-22, ☎ 0221/9328996, Öffnungszeiten: Mi-So: 18.30-22.30 Uhr

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