"Gut Lärchenhof"Kulinarische Landpartie

Das "Gut Lärchenhof" in Stommeln. (Bild: Neumann)
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Köln – Zugegeben, es kann durchaus etwas abgefahren, um nicht zu sagen leicht spinnert wirken, als Nicht-Golfer wie ich diese kulinarische Landpartie nach jwd (janz weit draußen) - nach Pulheim-Stommeln ins Clubheim eines vornehmen Golfclubs der oberen Zehntausend - zu empfehlen. Aber so schreibe ich hier und kann nicht anders, weil es aus mehreren Gründen ein großes Vergnügen ist.
Bodenständige Küche mit Niveau
In diesem Fall sogar gerade dann, wenn man mal das ebenfalls sehr empfehlenswerte und mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant links liegen lässt. Denn im selben Haus mit der hohen, hellen Holzgiebelkonstruktion und der vollverglasten Front mit der sanften Aussicht über die sattgrünen Hügelchen des Golfareals gibt es zugleich einen Bistroteil mit bodenständigen Gerichten, die der Golfer wohl gerne zu sich nimmt, nachdem er mehr oder weniger erfolgreich eingelocht hat.
Dass diese Gerichte trotzdem ein Niveau mit relativ niedrigem Handicap erreichen, hat natürlich mit der engagierten Küchen-Crew und der überdurchschnittlichen Qualität der verwendeten Produkte zu tun. Nur bei manchen Favoriten von der Klassiker-Karte schwächeln sie schon mal, wie neulich bei den Frikadellen, die allerdings von einem immer sehr leckeren, warmen Kartoffelsalat begleitet wurden (9 Euro), oder bei den Fritten zum hausgemachten Burger vom Wagyu-Rinderhack (15 Euro), die noch etwas länger in der Fritteuse hätten bleiben sollen, um richtig knusprig zu sein.
Soweit zur Chronistenpflicht des vergangenen Spiels, nun zu den Lobgesängen bei der Siegerehrung der Saisonhighlights. Alle Gänge mit herausragend aromatischem Spargel aus dem pfälzischen Bruchsal sind durchweg formidabel, das Spargelmenü (vier Gänge 47 Euro, alle Gänge auch einzeln) eine umwerfende Hommage an das Edelgemüse: Ob mit gezupftem Kabeljau oder Saiblingstatar auf mit zurückhaltender Vinaigrette mariniertem und perfekt abgeschmecktem Spargelsalat mit Tomatenwürfelchen, mit feinstem Kalbstafelspitz und einer exzellenten Hollandaise zu dicken, schön bissfest gegarten Stangen.
Ohne Spargel? Zartestes Roastbeef zu krossen Bratkartoffeln und Remouladensauce (als Vorspeise 8 Euro), geschmorte Ochsenbacke zu tiefgründig dunkler Sauce mit cremigem Kartoffelpüree (22 Euro), ein wunderbar altmodischer Eismeer-Garnelen-Cocktail (12 Euro), hervorragende Königsberger Klopse in geschmeidiger Kapernsauce mit Butterreis - alles einwandfrei zubereitet und harmonisch abgestimmt.
Der klassische Flammkuchen wird mit Zwiebeln und Speck als elsässisches Vorzeigeobjekt auf sehr dünnem, knusprigem Teig serviert (7 Euro), die Desserts sind durchweg eine Wonne. Nur ganz knapp unterhalb der Sternekategorie zu Trostpreisen von je 8,50 Euro: das umwerfende "After Eight" im Glas aus Minzgelee und geeistem Minzgranité zu Schokoladen-Espuma ebenso wie das Espresso-Parfait mit Amarettinis, Mascarpone und Mangosorbet. Lustvolle Werke eines Patissiers, dessen Leitlinien glücklicherweise nicht die Figurbedenken seiner Gäste sind.
Gut gelaunte, professionelle Crew
Peter Hesseler als großartiger Gastgeber und seine in jeder Hinsicht so professionell wie locker und immer gut gelaunte Crew sorgen immer für absolutes Wohlbefinden, die spektakuläre Weinkarte listet schon ab 30 Euro pro Flasche sehr empfehlenswerte Weine auf.
Damit sind also die Schuldigen dafür genannt, dass der Besuch hier trotz der angemessenen Einzelpreise immer teurer wird als gedacht. Und die guten Gründe zusammengefasst, sich hier gelegentlich verwöhnen zu lassen.
Das RestaurantGut LärchenhofHahnenstraße50259 Pulheim-Stommeln02238/92310-0Geöffnet Mo bis So 12-22 Uhr, nur nach Reservierung