Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

"Le Patron"Hollywood in Rodenkirchen

Lesezeit 2 Minuten

Pavé von Valrhona-Schokolade

Köln – Wenn Hollywood eine Filmkulisse „Spitzenrestaurant“ sucht, sollte einfach kurz nach Rodenkirchen geflogen werden, denn hier steht das „Le Patron“. Kristalllüster, Spiegel, Antiquitäten aus dem 18. Jahrhundert, Baccarat-Gläser, Christofle-Silber, Prunk und Pomp wohin man schaut. Manchem – unter anderem mir – mag das zu viel sein, doch eins ist es auf jeden Fall: einzigartig. Wie auch der Bentley Shuttleservice zu und vom Restaurant. Nicht einzigartig, aber trotzdem schön: der Blick auf den Rhein.

Essen ohne Mut

Doch wie ist das Essen? Ein wenig drängte sich mir der Eindruck auf, als sei es auch Teil des Dekors. Häufig sehr vorsichtig bis zur Fadheit gewürzt, den Komponenten auf den Tellern fehlte oft der geschmackliche Zusammenhang. Der Blumenkohl „kalt und warm“ mit jungem Lauch und Gewürzgarnele war viel zu kalt, die geröstete Brioche beim Geeisten von der Erdbeere fast ranzig-fettig, die sauren Zwiebeln zum Wagyu „Teppanyaki Cut“ (Nackenstück) mit gebratener Entenleber einfach nur süß. Keine groben Fehler, aber auch kein geschmackliches Feuerwerk, kein Mut, wie man ihn von einem jungen Koch wie Saloum Raphael Doucouré erwarten würde. Das Essen scheint so konzipiert, dass es ausgehend von guter Produktqualität bloß keinen Gast fremdeln lässt und dabei stets attraktiv aussieht. Das „Le Patron“ ist eine Art Illusion eines Spitzenrestaurants. Oder anders ausgedrückt: Es mag kein absolutes Spitzenrestaurant sein, ein Luxusrestaurant ist es aber auf jeden Fall. Und wer jemanden mit einer Einladung beeindrucken will, sollte nirgendwo anders hin. Schicke Kleidung ist dann Pflicht, erst so wird das Erlebnis komplett und man kommt sich nicht underdressed vor.

Faire Weinkarte

Die Weinkarte von Sommelière Juliane Gierlich ist für ein Restaurant dieser Klasse fair kalkuliert, viele Flaschen stammen aus Deutschland, aber es gibt auch etliche Kultweine aus aller Welt, unter anderem beeindruckend viele Jahrgänge Mouton-Rothschild.

Zwei Menüs werden geboten, dazu ein stattliches Angebot à la carte – heute bei weitem nicht mehr überall üblich –, und zum Abschied gibt es einen Beutel aus dem Süßigkeitenregal mit Leckereien wie früher am Büdchen. Das ist nicht luxuriös, aber charmant. Und damit eine schöne Überraschung dieses bemerkenswerten Haus.

Restaurant Le Patron Uferstraße 16, 50996 Köln-Rodenkirchen, 0221/3480655, Di bis Sa 18 bis 23 Uhrwww.lepatron.de

Fazit: Luxus-Optik und Top-Produkte, aber das Geschmackserlebnis bleibt oft blass.

Bewertung: Vier von sechs Sternen