Lieblingsorte in KölnKaffeeduft am Baudriplatz

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Rösterei Kaffeebaum, Baudriplatz 7, ein Geheimtipp von Julia Floß.

Rösterei Kaffeebaum, Baudriplatz 7, ein Geheimtipp von Julia Floß.

Das Wort „quirlig“ ist in der schreibenden Zunft verpönt. Ein No-Go sozusagen. (Anglizismen übrigens auch.) Und dennoch trifft kaum ein Ausdruck so sehr auf den Kölner Stadtteil Nippes zu wie eben quirlig. Das Straßenbild ist geprägt von Jung und Alt, Tradition und Moderne, Kinderwagen und Rollatoren. Nippes ist familienfreundlich, durch und durch kölsch und hat diesen Hauch von Bioladen. So ähnlich wie eine leicht schrullige Lieblingstante: Irgendwie unaufgeräumt, der Esoterik-Fimmel nervt manchmal, die Batikhosen sind auch leicht peinlich, aber alles in allem eine großartige, herzensgute Person. Ein Beispiel für diese sympathische Mischung ist der Baudriplatz im Herzen des Viertels.

In der Mitte thront die St. Marien-Kirche. Drumherum gibt es ein paar Boutiquen (es wäre nicht Nippes, wenn nicht mindestens ein Kinderschuhladen dabei wäre) und Bistros. Es duftet nach frisch gemahlenem Kaffee und mein Blick fällt auf ein weißgefliestes Eckhaus – Der Kaffeebaum. Seit über sieben Jahren versorgt Anna Baum ihre Kundschaft mit frisch geröstetem Kaffee und Espresso. Die eher kräftige Nippeser Melange ist die hauseigene Mischung und macht aus dem alltäglichen Filterkaffee etwas Besonderes, mit einer kleinen Prise Lokalpatriotismus. Auch das ist typisch für Nippes.

Rüstige Rentner debattieren über junge Mütter

Drei Ladenlokale weiter riecht es nach frischem Apfelkuchen: Das Café Eichhörnchen. Die Holztische wackeln ein wenig, der Dielenboden hat schon bessere Zeiten gesehen und die belgischen Bierflaschen im Regal haben ordentlich Staub angesetzt. Aber ehrlich gesagt, interessiert das hier niemanden. An einem Tisch sitzen ein halbes Dutzend rüstige Rentnerinnen, am nächsten debattiert eine Gruppe junger Mütter. Der Cappuccino ist schön kräftig und kommt in der französischen Bol ohne Henkel. Dazu gibt es ein Täfelchen exquisite, belgische Schokolade. Der Apfelkuchen ist – Hand aufs Herz – einer der Besten, die ich je essen durfte. Kein Zimt, keine Karamell, kein Ablenkungsmanöver: Der pure Apfel, einfach großartig.

Das Café Eichhörnchen verbindet Belgien mit Nippes und herauskommt, zugegebenermaßen eine gewisse Portion Chaos, aber vor allem Lebensqualität. Für diese Mischung gibt es nur ein Wort und das lautet: Familie.

Café Eichhörnchen, Baudriplatz 2, ☎ 1208888, Öffnungszeiten: Mo bis So, 9 bis 20 Uhr Rösterei Kaffeebaum, Baudriplatz 7, ☎  16827776, Öffnungszeiten: Mo bis Fr, 10 bis 13.30 + 15 bis 18.30 Uhr; Sa, 10 bis 14 Uhr

Cappuccino // 2,50 Euro

Apfel-, Birne-Walnuss oder

Baiserkuchen // 3 Euro

Quiche Lorraine mit Salat //

6,30 Euro

Frühstück Eichhörnchen mit Brot, Butter, Croissant, Konfitüre, Schoko und Milchkaffee // 7,20 Euro

Ardennenteller mit Salami, Schinken und Pfeiffe // 9,50 Euro

Apfelbier // 2,90 Euro

Gefüllte Paprika mit frischem Ziegenkäse // 5,50 Euro

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