Ox & KleeZwischen Bistro und Studentenkneipe

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Im Ox & Klee gibt es die passenden Plätzchen zum Abschluss.

Im Ox & Klee gibt es die passenden Plätzchen zum Abschluss.

Köln – Ox&Klee“, da denke ich an große, ochsige Steaks, mit ein ganz klein bisschen Deko-Salat. Klarer Fall von: Denkste! Fleisch gibt es, ja sogar Wagyu (wobei ich das maßlos überschätzt finde), aber gerade was Koch Daniel Gottschlich mit Fisch und Meeresfrüchten zaubert, ist ganz stark. Werden andere bei diesen übervorsichtig, um den feinen Geschmack nicht zu überlagern, kombiniert Gottschlich gleichermaßen mutig wie klug. Der wildgefangene Steinbutt erhält als knackige Komponente Cashewkerne, zusätzlich betonen Miesmuscheln und Passepierre-Algen den salzigen Meeresgeschmack. Der Kingfish von hervorragender Qualität findet sich in einer Symphonie aus Grün mit cremigen Avocado und frischen Gurken wieder.

Halver Hahn „neu interpretiert“ - Gouda Classe Royal, Röggelchen, Schalotten, Senf

Der Wald und seine Bewohner - Wild, Trüffel, Waldpilze, Beeren

Dessertvariation „Ox&Klee“ (fünf kleine Desserts)

Kingfish (Hamashi Qualität), Avocado, Gurke, Kräuter

Blutwurst & Jakobsmuschel, Senfsud, Lorbeer, Spitzkohl

Wan-tan vom Hummer, Kokos, Blumenkohl, Rettich, Ponzu

Wildgefangener Steinbutt, Miesmuscheln, Passepierre-Algen, Safran-Steckrübe, Cashewkerne

Drei-Gang-Überraschungs-Menü // 33 Euro Vier Gänge // 44 Euro Fünf Gänge // 55 Euro Frühlingsmenü (4 Gang) // 59 Euro

Spanisches Sprichwort

Der Name des Restaurants kommt übrigens von einem spanischen Sprichwort: Wenn der Ochse Klee findet, wird die ganze Herde satt. Das wird sie hier. Und noch wichtiger: Das Restaurant ist die günstigste Gelegenheit in Köln, moderne Spitzenküche kennenzulernen. Zum Beispiel mit der ungewöhnlichen, aber schlüssigen Kombination von würziger Blutwurst mit butterzarter Jakobsmuschel. Oder – herrlich winterlich – das kernige Onglet vom Rind, mit Okraschoten, Buchenpilzen und dazu angenehm kontrastierender süßer Karottencreme. Gottschlich ist ein Koch, der in der Moderne angekommen ist und dreidimensional denkt, was Konsistenzen (weich, knusprig, fest), Temperaturen (kalt, lauwarm, warm) oder Geschmäcker (sauer, süß, salzig, bitter) betrifft, was seiner Küche Tiefe verleiht. Stets würzt er subtil, stets sind die Speisen schön angerichtet, und seine Partnerin Felicitas Assmuth leitet den Service stets charmant, nein, sie leitet ihn richtig nett. Von der Inneneinrichtung findet sich das kleine, weiß gehaltene Souterrain-Restaurant allerdings irgendwo zwischen feinem Bistroschick und Studentenkneipe (die überquellende Garderobe, die manchmal herüberwehenden Gerüche aus der Küche, die sehr einfachen Toiletten).

Kritik am Nachtisch

Leider stehen Ochsen anscheinend nicht auf Nachtische. Die mit Bananen-Sorbet gereichte Nougat-Pistazien-Tarte ist ebenso hart wie trocken, die Schokoladenvariationen sind schlicht einfallslos. Eine weitere Kritik betrifft die Weinkarte – die eines solchen Restaurants unwürdig ist. Eine läppische Seite, und die Weinflaschen werden am Tisch nicht präsentiert, sondern in Karaffen gebracht. Ein dickes Plus dagegen für die Käsekarte. Ja, richtig gelesen, die gibt es hier. Darauf stehen neun Käse samt Infos. Eine sehr gute Idee, um in aller Ruhe überlegen zu können, worauf man Lust hat.

Auch wenn nicht alles gelingt, hier steht definitiv keiner wie der Ox vorm Berg. Diese Weide ist saftig, die Herde fühlt sich wohl. Also hingehen und einen schönen Abend haben!

Ox & Klee Richard-Wagner-Straße 20, 50674 Köln, 0221/16956603, Mo bis Sa 18-22 Uhr www.oxundklee.de

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