Restaurant „Fertig im L. Fritz“So schmeckt Himmel un Ääd op französisch

Gastgeber Katharina van Hoffs und Ingo Fertig; das Restaurant im ehemaligen Gesellensaal
Copyright: Stefan Worring Lizenz
Das „Fertig“ in der Südstadt verdankt seinen kultigen Charme dem Gegensatz zwischen uriger Kölsch-Kneipe und französischer Küche. In Ingo Fertigs neuem Restaurant (Eröffnung Juli 2014) fehlt dieser Gegensatz nun, denn das lange leerstehende Restaurant des Hopper-Hotels St. Antonius im Kunibertsviertel ähnelt von Deckenhöhe und halliger Akustik eher einer Bahnhofshalle – allerdings einer schicken. 70 Plätze gibt es im ehemaligen Gesellensaal, 80 im Innenhof. Fertig war immer schon für seine handwerklich überzeugende französische Küche in großen Portionen bekannt. Und daran hält er weiterhin fest. Hier gibt es Klassiker wie Fischsuppe mit Rouille, Paté Maison von der Entenleber, aber auch leicht aus der Mode gekommenes wie Wachtel in Honig, Sauerbraten vom Pferd oder die leider oft verpönten Nieren- und Zungengerichte.
Kartoffelsuppe mit gebratener
Foie Gras // 9 Euro
Frische Crevetten gebraten, mit Chili, Knoblauch und Ingwer // 10,50 Euro
Boudin Noir „Himmel un Ääd“ op
französisch, mit Kartoffelpüree und
Endiviensalat // 16,50 Euro
Skrei in Zitronensauce mit Gemüsen und Pommes Dauphines // 20,50 Euro
Crème brûlée // 7 Euro
Mousse au chocolat von Valrhona mit Tahiti-Vanillesauce // 7 Euro
Eine Spezialität des alten „Fertig“ ist die Boudin Noir „Himmel un Ääd“ op französisch. Auch hier ist sie eine gute Wahl, obwohl der Brickteig sehr fest und die Boudin Noir trockener ist als mancher erwartet. Kartoffelpüree, karamellisierte Äpfel und grober Senf runden diesen herzhaften Genuss ab. Wer frische Crevetten bestellt, bekommt – auch das typisch französisch – die ganzen Tiere und daneben eine Schüssel mit Zitronenwasser zum Fingersäubern. Allerdings war vom in der Karte angekündigten Chili, Knoblauch und Ingwer dabei kaum etwas zu spüren. Das große Stück Skrei (arktischer Winterkabeljau) ist perfekt gegart. Belanglos wirken jedoch die Gemüse dazu – ein Allerlei statt einer passenden Beilage. Ohne Wenn und Aber überzeugend dagegen die herrlich sämige Kartoffelsuppe mit gebratener Foie Gras. Ein paar Neuerungen wie Couscous zeigen, dass ein altes Zirkuspferd wie Ingo Fertig doch noch ein paar neue Tricks lernen kann. Auch die Nachtische überzeugen: Die Karamellkruste der Crème brûlée ist geradezu mustergültig, die Mousse au Chocolat in der Süße und Feinherbe sehr gut ausbalanciert.
Freundlich und aufmerksam zeigt sich der Service, die Weinkarte bietet beeindruckende 17 Offene, viele um faire fünf Euro das Glas (0,15l). Was mich erstaunte: Einen Gruß aus der Küche gibt es, Petits Fours später nicht. Beim Anspruch des Hauses sollte beides sein. Ärgerlich: Die Butter zum Brot kostet einen Euro extra.
Zu später Stunde setzt sich Ingo Fertig zu einem der Tische. Im weißen T-Shirt. Im Südstadt-Fertig wirkte das immer authentisch und charmant, im stylischen neuen Restaurant dagegen etwas unplatziert. Aber trotzdem durch und durch sympathisch.
Fertig im L. Fritz, Dagobertstr. 32, 50668 Köln
0221/1660500, Di-Sa ab 17 Uhr, Küche 18-23 Uhr