Restaurant GoldfischWie bei den alten Griechen

Ur-Weine gehören zum Angebot im Goldfisch.
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Ehrenfeld – In der griechischen Stadt Thessaloniki gibt es ein Restaurant namens Chrysopsaro, übersetzt Goldfisch. Dimitri Nastos verbrachte dort viele schöne Stunden, als er in Griechenland, der Heimat seiner Eltern, studierte. „Wenn ich eines Tages mein eigenes Restaurant habe, dann heißt es auch Goldfisch“, beschloss der in Nettetal geborene Mann.
„Eines Tages“ ist jetzt, und das Restaurant mit dem hübschen Namen liegt an einer Ecke in Ehrenfeld, wo die Subbelrather Straße den Gürtel kreuzt und die Straßenbahn eine quietschende Kurve macht. Die undurchsichtigen Bleifenster über dem grauen Asphalt an der vielbefahrenen Kreuzung lassen kaum vermuten, dass dahinter mediterrane Speisen serviert werden. Einzig der freundlich blickende rote Fisch auf dem Eingangsschild ist ein Hinweis darauf, dass es hier ein kulinarisches Angebot gibt. Unter den altmodischen Messingleuchtern und zwischen holzvertäfelten Wänden hat vor drei Jahren Dimitris deutsch-griechische Wunderwelt Einzug gehalten. Hier reicht der Ladeninhaber Bifteki, also mit Halloumi-Käse gefüllte Hackfleischsteaks an Mandel-Minze-Pesto und gegrillten Oktopus über die Theke – und plaudert mit den Stammkunden. Mit viel Einfallsreichtum kocht er moderne griechische Speisen. Wenn die Gäste eines der Gerichte bestellen, bestärkt er sie gerne mit den Worten „Gute Wahl!“.
Besonders beliebt sind das Lammfrikassee, das Kalbsgulasch im Auberginenmantel, aber auch süße Leckereien wie das Mangomousse mit karamellisierten Walnüssen. Die Speisen drapiert er auf rechteckigen Tellern zu kleinen Türmen oder architektonisch harmonischen Ensembles und bepflanzt sie mit einem Kräuterzweig.
Dimitri Nastos ist eigentlich Bauingenieur. Er hat aber sein Hobby zum Beruf gemacht. „Ich habe schon als Kind ständig meiner Mutter beim Kochen zugeschaut. Während des Studiums in Griechenland habe ich mit meiner Schwester zusammengewohnt. Wir hatten den Deal: Ich koche. Sie räumt auf.“ Als Student sammelte er auch seine ersten wichtigen Erfahrungen am Herd und als Gastgeber. Im Internet suchte er nach interessanten Rezepten, kochte für Freunde und schaute befreundeten Köchen über die Schulter.
Handgeschriebenes Gedicht
Nastos hat aber noch ein weiteres Hobby: Sprachen und Sprache im Allgemeinen. Ein handgeschriebenes Gedicht in griechischer Sprache hängt eingerahmt an der Wand. „Das ist von unserem bekanntesten Dichter, Odysseas Elytis“, sagt der Grieche, der am Rhein aufgewachsen ist, wo Lokale mit Holzvertäfelung rustikalen Charme verbreiten.
Als er das Restaurant vor drei Jahren eröffnete, hat er an der Einrichtung nicht viel verändert. „Meine Vermieter wollten das nicht. Schließlich wurde in dem Raum dort hinten einst die Bürgervereinigung Ehrenfeld gegründet“, sagt Dimitri ehrfürchtig. Am Tisch direkt vor der Theke sitzt ein älterer Herr, der aussieht wie eine Mischung aus der Filmfigur Alexis Sorbas und Willy Millowitsch mit seiner ebenso freundlich wirkenden Gattin. Es sind die Eigentümer des geschichtsträchtigen Lokals. Dimitri reicht seinen Vermietern Schokoladen-Täfelchen. Dann nimmt er am Nebentisch eine Bestellung auf. Welchen Wein er empfehlen kann? „Malvazia.“ Ob der griechisch ist? „Nein, der kommt aus Kroatien, ist aber aus einer griechischen Rebe hergestellt“, lautet die Antwort. Der Wein schmeckt herb, fruchtig und edel. Wenn der Wirt merkt, dass er es mit experimentierfreudigen Gästen zu tun hat, holt er eine Flasche mit einem bunten Etikett. Darauf sind die Winzer namens Vincent und Menu höchstpersönlich abgebildet, wie sie in einem großen Weinfass stecken. Eine trübe Flüssigkeit ist in der Flasche: Es handelt sich um einen Ur-Wein aus Trauben, die völlig unbehandelt gegoren sind. Sie reifen auf Weinbergen, die naturbelassen betrieben werden. Auf Zusatzstoffe wird verzichtet. So gärten auch bereits die Amphoren-Weine in der Antike. Die alten Griechen gehörten zu den ersten Winzern Europas. Heute schenkt ihr Nachfahre seinen Kölner Gästen ihren trüben Wein ein. Geschmacklich erinnert er entfernt an den harzigen Retsina. Der sulfatfreie altmodische Tropfen ist gerade im Trend.
„Das ist ein sehr ehrlicher Wein. Viele Weine schmecken einfach zu gefällig, zu künstlich“, findet eine Besucherin. „Man kann sich daran gewöhnen“, ergänzt eine andere. „Ja, nicht wahr?“, sagt Dimitri Nastos, schenkt nach und blickt selbst mindestens ebenso freundlich wie der Goldfisch auf dem Schild über der Eingangstür.
Gerichte zu Preisen zwischen fünf und 20 Euro gibt es im Goldfisch. Zu erreichen ist das Restaurant mit der U-Bahn Linie 13, Haltestelle Subbelrather Straße. Adresse: Subbelrather Str. 221, Ecke Ehrenfeldgürtel; Telefon/Fax : 0221/16 99 78 54; Öffnungszeiten: Di.-So. 17.30-24 Uhr