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Restaurant "Poisson"Fabelhafte Fischküche

Lesezeit 3 Minuten

Köln – Der schönste Platz ist immer an der Theke“, sang das Steingass-Terzett – es stimmt nicht nur in der Kneipe, sondern auch in einem Kölner Spitzenrestaurant. Das „Poisson“ (französisch für „Fisch“) bietet eine offene Küche, und es macht einfach Spaß, den flinken Händen der kleinen Kochtruppe um Chef Ralf Marhencke zuzuschauen. Auch sonst sitzt man gut in dem hellen Interieur mit großer Glasfront. „Lück luure“ ist bekanntermaßen eines der beliebtesten Hobbys des Rheinländers. Wenn man in Köln irgendwo beim Essen eine Art Schickeria beobachten kann, dann hier. Kein Wunder, bietet doch niemand so gute Austern. Dreierlei gibt es roh, eine auch überbacken – für Einsteiger sicherlich der beste Weg, wenn auch nicht die wahre Lehre. Die Champagnerkarte ist entsprechend groß und wer will, der kann auch 50 Gramm iranischen Kaviar für 165 Euro genießen – oder eben anderen dabei zuschauen.

Menü für 35 Euro

Das „Poisson“ ist aber nicht nur etwas für solche mit dickem Geldbeutel. Das Drei-Gang-Lunch-Menü kostet 35 Euro und bietet schon all das, was das Restaurant ausmacht: Herausragende, extrem frische Fischqualität, fachkundig zubereitet. Marhencke ist so klug, dass er ihr die Bühne überlässt. Er ist kein übermäßig kreativer oder mutiger Koch, aber ein sehr guter Handwerker, der die einfache, schlüssige Zubereitung schätzt und sich mediterran, asiatisch oder deutsch inspirieren lässt. Er nennt seinen Stil „Kreative leichte Feinschmeckerküche“, und tatsächlich steht man hier nicht schwer gesättigt, sondern angenehm satt auf. Etwa von der in dieser Form in weitem Umkreis unerreichte Fischsuppe mit großer Aromentiefe; oder vom herrlich rustikal erweiterten Kabeljau mit schlotzigem Rahmsauerkraut und als Clou eine herzhafte Flönz-Kartoffel-Krokette. Marhencke hat keine Angst vor kräftigen Geschmacksnoten, er weiß, welche Begleiter seine Flossentiere vertragen, ja brauchen. So souverän und gelassen wie er mit blauer Schürze und modischer Brille durch das Restaurant flaniert ist auch seine Küche. Die Teller sind nicht einfallsreich, aber sorgsam angerichtet – Bistro-Stil.

Gänseleber und Rumpsteak

Es gibt auch hausgemachte Gänseleber-Terrine und ein US-Rumpsteak – aber wer hier Fleisch isst, ist selber schuld. Ebenso verhält es sich mit den Desserts: Wobei das Stückchen Sachertorte zu trocken und das Mango-Sorbet mit Kokos-Espuma und Ananas-Kompott belanglos sowie ohne schlüssigen Zusammenhang ist.

Die Kalkulation der Weinkarte gehört nicht zu den niedrigsten, glasweise gibt es schon Schönes. Sinnvoller ist es sowieso, sein Geld in Fisch anzulegen. Denn das „Poisson“ ist nicht „ein“ Kölner Fischrestaurant, es ist „das“ Kölner Fischrestaurant. Die Stadt kann sich glücklich schätzen, es zu haben. Nach einem Besuch wünscht man sich, dass immer Karfreitag wäre.

Poisson

Wo? Wolfsstr. 6-14, 50667 Köln Innenstadt

Tel: 0221/27 73 68 83,

Wann: Di bis Fr 12-15 & 18-22 Uhr, Sa 12-22 Uhr

www.poisson-restaurant.de