„Ristorante Alfredo“ in KölnItalienische Küche mit Stern
Köln – Das „Ristorante Alfredo“ existiert seit 40 Jahren und ist eine Kölner Institution. Alljährlich hier zu Essen ist für mich Pflicht. 1999 übernahm Roberto Carturan es von seinem Vater. Freitagabends zeigt der ausgebildete Bariton hier, dass er neben kochen auch singen kann. Aber in dieser Kritik soll es um die italienische Küche jenseits von Pizza und Bolognese gehen.
Der Gruß aus der Küche, ein Pilzstrudel auf Bärlauchcreme, könnte größer sein und animiert den Gaumen wenig. Die Pasta mit Ente dagegen ist eine Bank, die Nudeln haben perfekten Biss und saugen die feinwürzige Sauce auf. Auch das kernige Risotto di Pesce kann mit dem richtigen Maß an Cremigkeit überzeugen. Carturan ist bekannt für seine Fischgerichte, und der saftig-glasige Kabeljau mit Spargel löst dies, wenn auch wenig inspiriert, ein. Der Steinbutt dagegen gerät mehr als einen Hauch zu trocken, die dazu gereichten Perlzwiebeln sind teilweise zu hart, und das Erbsen-Kartoffel-Püree schmeckt fade.
Bei den Desserts sind sowohl die vielversprechend betitelte „Sinfonia di Cioccolato“ wie auch „Fragola“ (Erdbeervariationen) solides, aber allzu klassisches Allerlei. Das Tiramisu als Petit Four ist zwar herrlich durchfeuchtet, aber genauso überschaubar wie der Gruß aus der Küche – auch bei einem Restaurant dieser Preisklasse darf man ein wenig mehr erwarten. Ebenso beim Anrichten. Auf Risotto wie Kabeljau schlicht Petersilie zu legen, ist zwar Alfredo-typisch, doch nicht mehr zeitgemäß. Kongeniale Kräuterpartner würden die Speisen noch besser akzentuieren.
Papardelle Ente // 15,50 Euro
Risotto di Pesce // 19 Euro
Steinbutt, Perlzwiebel, Erbsen // 43,50 Euro
Bacala Kabeljau, Spargel // 35,50 Euro
Sinfonia di Cioccolato // 13 Euro
Fragola // 12 Euro
Und da auch das Ambiente wichtig ist: Das rosa Blumenarrangement wirkt im stylischen Schwarz-weiß-Interieur so klassisch als stamme es noch aus dem Gründungsjahr. Der Service macht seinen Job gut, vor der Bestellung werden alle Gänge ausführlich erklärt, und auf Nachfrage war es möglich, das eigentlich nur für zwei Personen zubereitete Risotto solo zu bekommen. Aber warum steht nirgendwo, dass es für zwei Personen ist? Warum werden die Speisen beim Servieren nicht mehr erklärt? Und warum hat mein Roero Arneis, bei dem ich vor dem ersten Gang um Kühlung gebeten hatte, erst nach dem Hauptgericht die richtige Temperatur?
Roberto Carturan ist ein charmanter Gastgeber, sein „Alfredo“ trägt den Michelin-Stern zu Recht – doch selbst hier ist man nicht vor einem schlechten Tag gefeit. Erfreuliche Neuerungen sind eine Weinkarte per Tablet und das Menü auf LCD-Bildschirm (früher wurde es nur mündlich vorgetragen). Kulinarische Innovationen vom hochbegabten Chefkoch wären sogar noch erfreulicher.
Tunisstraße 3 (Am Opernhaus), 50667 Köln
0221/2577380, Mo bis Do 12-15 Uhr, 18-23.30 Uhr, Fr 12-15 Uhr, 19-23.30 Uhr