Sekt, Prosecco und Champagner im TestWelcher Schaumwein schmeckt zum Fest?

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Weihnachten und Silvester stehen vor der Tür – jetzt haben die verschiedensten Schaumweine Hochsaison. Wobei, nicht nur zu den Feiertagen knallen bei uns ordentlich die Korken. Wir Deutschen sind offensichtlich immer in Sektlaune, wie die Zahlen des Verbandes Deutscher Sektkellereien nahelegen: So liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei vier Litern im Jahr. Das bedeutet, dass fast ein Viertel der weltweit erzeugten Schaumweine hierzulande in den Gläsern prickelt. Besonders beliebt sind Sekte von heimischen Herstellern. Aber auch Cava, Prosecco und natürlich der luxuriöse Champagner sind gefragt.

Die Auswahl an Schaumweinstilen ist groß. Neben der Herkunft und den verwendeten Traubensorten ist die Herstellungsmethode für den Geschmack entscheidend. Besonders feine und nachhaltige Kohlensäureperlen sind ein Qualitätsmerkmal und entstehen vor allem bei der klassischen Flaschengärung, gefolgt von einem langen Hefelager. Doch auch in der Tankgärmethode, wie für den fruchtigen Prosecco oder herkömmlichen Sekt üblich, können gute Schaumweine entstehen. Hier kommt es darauf an, welche Qualität die Grundweine hatten. Aus einem mittelmäßigen Wein wird schlicht kein großartiger Sekt. In einem großen Test haben wir verschiedene Schaumweine verkostet. Unsere Tester haben in Supermärkten, Discountern, Biomärkten und auch bei drei Kölner Fachhändlern die Regale durchstöbert. Getestet wurden bekannte Sektmarken genauso wie günstiger Prosecco und populäre Discountchampagner.

Es war eine sehr ambitionierte und gut gelaunte Testrunde, in der wir auch zwei Leser des „Kölner Stadt-Anzeiger“ begrüßen konnten: Sissi Fröhlich und Norbert Huppert waren mit von der Partie. Aus der Magazin-Redaktion kamen Nina Klempt und Hannah Schneider dazu, fachlich unterstützt von mir und Weinakademikerin Mari Lax-Hoffmann.

Legende: Die Schaumweine wurden mit Hilfe eines 20-Punkte-Systems bewertet. Die jeweilige Punktzahl ist wie folgt zu verstehen:

18 – 20 Punkte = Spitzenqualität 16 – 18 Punkte = ausgezeichnet 14 – 16 Punkte = sehr gut 12 – 14 Punkte = gut Weniger als 12 = nicht empfehlenswert

Der Sekt-Test

In Deutschland ist vor allem der Sekt beliebt bei den Weingenießern. Damit Schaumwein „Sekt“ heißen darf, muss dieser eine zweite Gärung durchlaufen. Falls kein Vermerk auf dem Etikett auf die „klassische Flaschengärung“ hinweist, wird Sekt mit Hilfe der Tankgärmethode hergestellt. Besonders die beliebten großen Marken haben diese Methode perfektioniert. Steht nur „Sekt“ auf dem Etikett, kommen die Grundweine aus ganz Europa, im Gegensatz zum „Deutschen Sekt“. Ein „Winzersekt“ hingegen darf nur mit Hilfe der Flaschengärung hergestellt werden und die Trauben müssen von weingutseigenen Weingärten kommen. Übrigens bedeutet „trocken“ beim Sekt, dass dieser bis zu 32 Gramm pro Liter Restzucker enthalten kann und damit deutlich süß schmeckt. Wer es herber mag, sollte Sekte mit der Bezeichnung „Brut“ wählen.

Gefälliger Trinkfluss

Riesling Sekt trocken/ Fürst von Metternich/ 9,49 Euro, Bezugsquelle: u.a. Rewe, Bewertung: 15 Punkte

Der Klassiker überrascht mit seiner sehr guten Qualität und gefälligem Trinkfluss. Er verfügt über ein sauberes, klares Rieslingbukett; Süße und Perlage sind angenehm. Für Norbert Huppert ein Sekt, der vielen Weinfreunden schmecken wird und immer passt.

Frischer Aperitif

2012 Riesling Sekt Brut/ Zellertaler Keller GmbH/ 8,99 Euro Zertifiziert: EU-Biosiegel und Naturland, Bezugsquelle: Denn’s Biosupermarkt, Bewertung: 14 Punkte

Der Sekt gefällt durch seine feine Perlage und einen frischen Duft mit Aromen von Zitrone und Pfirsich. Am Gaumen eine angenehme frische Säure. „Ausgewogen“ war der treffende Kommentar von Nina Klempt. Ein frischer Schaumwein zum Aperitif.

Vollmundiger Winter-Sekt

Spätburgunder Weißherbst extra trocken/ Weinhaus Köster-Wolf/ 9,95 Euro Bezugsquelle: Weingut Köln, Aachener Str. 1256, 50859 Köln-Weiden, Bewertung: 14 Punkte

Der Wein ist stark perlend und zwiebelschalenfarben. Das Bukett ist sehr typisch für Spätburgunder mit Aromen von Beeren, Kirschen sowie erdig-mineralisch. Angenehm trocken und ausgewogen ist dies ein kräftiger, vollmundiger Sekt für die Winterzeit.

Angenehmer Beerenduft

Sekt Rosé de Blanc et Noir trocken/ Auerbach/2,79 Euro Bezugsquelle: Aldi, Bewertung: 13,5 Punkte

Der Wein verfügt über eine sehr ansprechende Farbe, eine feine Perlage und angenehm süßlichen Beerenduft. Am Gaumen wirkt er deutlich süß und ist mit dezenten Fruchtnoten ausgestattet. Ein fruchtiger Publikumsliebling und für alle Rosé-Fans.

Solider Wein

Henkell trocken/ 4,49 Euro Bezugsquelle: u.a. Edeka, Bewertung: 13 Punkte

Ein solider und gut gemachter Sekt. Er verfügt über verhaltene Aromen und ist deutlich lieblich am Gaumen. „Ein neutraler und guter Sekt, der keinem wehtut“, lautete die treffende Zusammenfassung von Mari Lax-Hoffmann.

Enttäuschender Prickler

2012 Linderhof Jahrgangssekt trocken/ 2,79 Euro Bezugsquelle: Lidl, Bewertung: 10 Punkte

Dieser Sekt hat uns weniger überzeugt. Er schäumt sehr stark auf und verfügt über ein diffuses und zurückhaltendes Aromenprofil. Am Gaumen wirkt er eher klebrig süß und mit kurzem Nachhall. „Ein wenig harmonischer Prickler“, kommentierte Mari Lax-Hoffmann.

Auf der nächsten Seite finden Sie Prosecco, Champagner und Crémant im Test

Prosecco im Test

Ein Schaumwein aus Italien, der mit Hilfe der Tankgärmethode aus der Rebsorte Glera hergestellt wird, wird als Prosecco bezeichnet. Nach der zweiten Gärung trennt man ihn zügig von der Hefe, um das fruchtige Bukett nicht zu beschweren. Prosecco soll von den duftigen Aromen der Rebsorte getragen werden, unterstützt von einer schaumigen Perlage. Steht Prosecco DOC auf dem Etikett, kommen die Trauben aus den fruchtbaren Weingärten Venetiens. Die mit hohen Erträgen geernteten Trauben sind geschmacklich relativ neutral. Die daraus erzeugten Schaumweine werden von Gäraromen wie Weingummi und Banane dominiert, die schnell verfliegen. Steht Prosecco DOCG auf dem Etikett, kommen die Grundweine aus den besten Lagen und sind in der Regel charaktervoller. „Frizzante“ ist preislich günstiger als „Spumante“, weil durch den geringeren Kohlensäuredruck die Sektsteuer von 1,02 Euro pro Flasche entfällt.

Fruchtgeprägte Aromatik

Prosecco Spumante Extra Dry/ Conegliano-Valdobbiadene DOCG/ Allini/ 5,49 Euro Zertifiziert: EU-Biosiegel und Naturland, Bezugsquelle: Lidl, Bewertung: 14,5 Punkte

Hellgelb und blumig-duftig mit nachhaltiger Perlage. Im Mund leicht aufschäumend, lieblich, fruchtgeprägt und mit moderater Säure ausgestattet. Sissi Fröhlich lobte die gute Qualität, auch für sie war es der beste Prosecco in dieser Testrunde.

Frisch und frizzante

Vabene/ Prosecco DOC Frizzante/ Ponte di Piave/ Italien/ 5,29 Euro Zertifiziert: EU-Biosiegel, Bezugsquelle: Basic-Bio-supermarkt, Bewertung: 14 Punkte

Im Glas zeigen sich frische Aromen von Zitrus und Aprikose. Wie für „Frizzante“ üblich verfügt der Wein über weniger Kohlensäure. Am Gaumen sanft prickelnd, süßlich mit moderater Säure und kurzem Abgang. Ein ordentlich gemachter Bio-Prosecco.

Prickelnd für die Party

La Jara/ Prosecco DOC Frizzante/ Italien/ 7,99 Euro Zertifiziert: EU-Biosiegel, Bezugsquelle: Denn’s Biosupermarkt, Bewertung: 12 Punkte

Der Wein verfügt über eine sehr helle Farbe und zurückhaltende Aromen von Zitrone und Streichholzabrieb. Am Gaumen angenehm trocken, leicht prickelnd und mit knackiger Säure ausgestattet. Ein Partyprosecco, den man gut mit Likören mischen kann.

Champagner und Crémant

Luxuriöser Genuss wird vor allem mit Champagner verbunden. Die Champagne bietet mit ihrem Zusammenspiel aus Burgunderrebsorten, Kalkböden, kühlem Klima und traditionellem Flaschengärverfahren die Voraussetzung für einzigartige Schaumweine. Die besten Champagner erreichen wie kaum ein zweiter Schaumwein ein besonders feines Kohlensäurespiel und komplexe Aromen von Brioche, getrockneten Aprikosen, Blüten und Mandeln. Aufgrund der weltweit hohen Nachfrage und des begrenzten Angebotes sind die Preise hoch. Wir haben daher die für Champagner günstigen Discount-Produkte getestet. Schöne Alternativen bieten die Crémants aus den anderen Weinbauregionen Frankreichs.

Klassischer Genuss

Champagne Grand Cru/ Blanc de Blancs Brut/ Jean Pernet/ 23,50 Euro Bezugsquelle: Weinhandelshaus Scholzen, Venloer Straße 234, 50823 Köln, Bewertung: 14,5 Punkte

Ein solider und guter Winzerchampagner mit angenehmen Hefenoten und Aromen von Nüssen, Zitrone und Apfel. Spritzige Perlage, eine ausgewogene Säure und ein angenehm trockenes Finish machen den Pernet zum Genuss.

Markantes Bukett

Crémant de Loire Brut/ Marquis de Beaucel/ 5,99 Euro Bezugsquelle: Aldi, Bewertung: 14 Punkte

Der Wein verfügt über ein ansprechendes und markantes Bukett mit Aromen von Quitte, Rauch und Bienenwachs. Der Wein ist trocken, verfügt über eine ansprechend knackige Säure und hinterlässt ein frisches Mundgefühl. Hier stimmen Qualität und Preis.

Feinperlig und gefällig

Crémant d’Alsace/Wolfberger/ 9,49 Euro Bezugsquelle: Rewe, Bewertung: 13 Punkte

Der Crémant läuft zitronengelb ins Glas und ist feinperlig. Das Bukett wirkt parfümiert mit Aromen von Granny Smith. Der Schaumwein ist ordentlich und gut zu trinken. Allerdings hat uns das Preis-Genuss-Verhältnis nicht überzeugt.

Trocken und kurz im Abgang

Chardonnay Blanc de Blancs/ Sekt Brut/ Brut Dargent/ 6,49 Euro Bezugsquelle: u.a. Rewe, Bewertung: 12 Punkte

Hannah Schneider erinnerten die Aromen dieses Champagners an Gummibärchen. Am Gaumen irritiert die sehr aufschäumende Kohlensäure. Fast neutral im Geschmack, ist dieser Schaumwein angenehm trocken, doch eher kurz im Abgang.

Säure kaum eingebunden

Champagne Monsigny/ Brut Selection/ 12,99 Euro, Bezugsquelle: Aldi, Bewertung: 11 Punkte

Dieser Champagner verfügt über ein dumpfes Bukett mit Aromen von Kartoffelkeller. Im Mund schäumt die Kohlensäure sehr stark auf und die sehr knackige Säure ist wenig gut eingebunden. Dieser Champagner hat die Testrunde nicht überzeugt.

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Besondere Empfehlung

Komplexer Cava

Cava Tresor Reserva Brut/ Pere Ventura/ 16,90 Euro Bezugsquelle: Beissel Bazar, Luxemburger Straße 48, 50674 Köln, Bewertung: 16 Punkte

Spanischer Cava muss mit traditioneller Flaschengärung hergestellt werden. Bei einer Reserva fällt das Hefelager länger aus. Das verleiht hier die besonders feine Perlage und eine intensive, angenehme Hefearomatik. Dieser komplexe Cava hat ausgeprägte Aromen von Brioche, Nussbutter, gerösteten Mandeln und Limone. Am Gaumen zeigt sich ein mittelkräftiger Körper, erdige und tiefgründige Aromen und ein langer Nachhall. Ein Aperitif, der zu Salzmandeln oder Iberico-Schinken besonders gut passt.

Hochgenuss aus der Lombardei

Franciacorta Brut/ Monzio Compagnoni/ Lombardei – Italien / 14,90 Euro Bezugsquelle: Weinhandelshaus Scholzen, Venloer Straße 234, 50823 Köln, Bewertung: 16 Punkte

Franciacorta ist vielen kein Begriff, obwohl er sich mit den besten Schaumweinen der Welt messen kann. Die Trauben stammen von den von Gletscher-Moränen geprägten Böden südlich des Lago d’Iseo. Traditionell ist Flaschengärung vorgeschrieben, dann folgt ein ausgeprägtes Hefelager. Dieser Wein war für alle ein Hochgenuss: duftiges Bukett mit Aromen von Limonenschale, weißen Blüten und Mandel sowie feine und nachhaltige Perlage; am Gaumen angenehm trocken, saftig und mit langem Nachhall.

Testsieger

Parfum am Gaumen

Champagne Comte de Brismand/ Brut Reserve/ 12,99 Euro Bezugsquelle: Lidl, Bewertung: 16 Punkte

Unser Testsieger verfügt über ein ganz sauberes Bukett, das geprägt ist von zarten Hefenoten wie Brioche und Toast sowie Aromen von Steinobst, kandierten Früchten und Mandeln. Ein sehr ausgewogener Champagner mit feiner Perlage sowie frischer, aber gut eingebundener Säure. Der feine Prickler kommt angenehm trocken daher und hinterlässt, ganz typisch für Champagner, ein zartes und animierendes Parfum am Gaumen. „Etwas Besonderes für recht wenig Geld“, war das Fazit von Sissi Fröhlich. Wir schlossen uns alle an.

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