Lieblingsorte in KölnEntspannt pausieren im Café Lichtenberg und im Stanton

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Autorin Julia Floß im Cafe Lichtenberg. 

Autorin Julia Floß im Cafe Lichtenberg. 

Köln – Einer der schlimmsten Sätze meiner Kindheit war: „Kind, du brauchst eine Übergangsjacke.“ Das darauf folgende familiäre Desaster lief immer nach dem gleichen Schema ab: Samstags in der Fußgängerzone – im Orkus des Familienausflugs. Die Zankerei ging schon am Frühstückstisch los, spätestens im Parkhaus brüllten sich weite Teile meiner Familie an.

Meine Mutter wollte „Etwas ’was die nächsten Jahre hält“ und ich H&M. Meine große (damals pubertierende) Schwester konnte sich natürlich nicht in der Öffentlichkeit mit ihrer voll peinlichen Familie sehen lassen, schmollte fortan und fand alles total zum Kotzen. Mein Vater ergab sich seinem Schicksal und trottete, kurz vor der Selbstaufgabe, dem Zeter und Mordio schreienden Haufen hinterher.

Clubsandwich im Café Lichtenberg.

Clubsandwich im Café Lichtenberg.

Club Sandwich mit geräucherter Putenbrust, Speck, Mango-Chili-Crème und Salatbouquet // 9,50 Euro

Buongiorno // Rührei mit Tomaten, Basilikum und Baguette// 5,50 Euro

Skandinavisches Frühstück mit Toast, Schwarzbrot, Butter, Lachs, geräucherter Forelle, Sahne-Meerrettich und Heringssalat // 10,90 Euro

Obstsalat // 4 Euro

Apfelkuchen // 2,90 Euro

Rieslingsekt // 5,90 Euro

Wie meine Mutter diesen ganzen Affenzirkus durchstand, ist mir bis heute ein Rätsel. Zwischendurch gab’s Pizzazunge auf die Hand und das Highlight des Tages war der Cheeseburger im goldenen M. Wir reden hier über die frühen Neunziger, da war Fast Food noch etwas Besonderes. Auf der Rückfahrt waren alle zu erschöpft um weiter zu zanken – Familie eben.

Das Café Lichtenberg und auch das Stanton an der Antoniterkirche sind Orte, die Familien mit ähnlichen Erfahrungen helfen könnten – Essen verbindet ja schließlich. Beide Cafés sind zwar miteinander verwandt, aber nicht identisch. Sie beziehen ihre Produkte von einem Demeter-Hof in Kerpen-Türnich und einem gemeinsamen Gemüsebauprojekt mit der Alexianer Klostergärtnerei. Die Menükarten sind sehr ausführlich und man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Bis 15 Uhr gibt es köstliche und vor allem sättigende Frühstücksvariationen.

Täglich wechselt das Mittagsangebot. Der Kuchen ist hausgemacht und die Abendkarte tänzelt zwischen mediterran und asiatisch. Mein Favorit, das Club Sandwich, beruhigt die Gemüter. Während die Eltern endlich tief durchatmen und sich mit Cappuccino (oder Rieslingsekt der Hausmarke Hahnmühle) auf die nächste Runde vorbereiten können, bekommen die pubertierenden Nervensägen glutenfreien Kuchen (einer steht immer zur Auswahl), vegane Burger und können Selfies neben den ausgefallenen Kronleuchtern machen.(#vollarty)

Ach Mutter, wir hätten uns so viel ersparen können. Und ja, du hattest natürlich Recht mit „Qualität vor Quantität“. Es tut mir leid. (#sorry)

Café Lichtenberg, Richmodstraße 13, Köln, 0221/2067251, Geöffnet:: tägl. 10 bis 0 Uhr

www.cafelichtenberg.de

Café Stanton, Schildergasse 57, Köln, Telefon: 0221 2710710, geöffnet Mo- Fr 9.30 – 1 Uhr, Sa 9.00 – 1 Uhr, So 10.00 – 1 Uhr

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