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Schmeckt's, Frau Floß?Khatchapuri und Khinkali – Warum das Marani in Köln-Kalk eine Reise wert ist

Lesezeit 4 Minuten
Das Interieur des Lokals ist zu sehen, an der Wand eine Aufnahme von Tiflis.

Das Marani ist in der Gestaltung eine Mischung aus deutschem Wirtshaus mit etwas georgischer Folklore; Blickfang ist die riesige Panorama-Ansicht von Tiflis.

Das Marani in Kalk serviert Georgische Spezialitäten wie gefüllte Teigtaschen und frisch gebackene Brote mit langen Käsefäden.

Vielleicht fangen wir mit einem kleinen Erdkunde-Exkurs an. Erstens, wo ist nochmal Georgien? Zweitens, wo ist eigentlich Humboldt-Gremberg? Letzteres gehört zum rechtsrheinischen Stadtbezirk Kalk. Das ehemalige Arbeiterviertel ist mittlerweile ein beliebtes Wohngebiet.

Georgien wiederum ist ein sogenannter Eurasischer Staat im Südkaukasus, also ziemlich genau auf der Schwelle zwischen Asien und Europa. Georgien wird im Norden von Russland, im Süden von der Türkei und Armenien und im Osten von Aserbaidschan begrenzt. Menschen, die Georgien bereist haben, schwärmen von imposanten Naturkulissen. Atemberaubende Gebirgspässe, glasklare Bergseen, mittelalterliche Dörfer, ganz viel unberührte Natur und frisch gebackenes Brot mit endlosen Käsefäden.

27.05.2025, Köln: Im Restaurant Marani gibt es georgische Gerichte. Gastrokritik „Julias Lieblingsort“ über das Restaurant Marani. Foto: Uwe Weiser

Georgisches Kulturgut: Khinkali sind gedämpfte Teigtaschen mit einem geformten Kamin.

Das Restaurant Marani ist genau der richtige Ort für Menschen, die entweder schon mal in Georgien waren oder aber eine Reise-Inspiration suchen - egal ob imaginär oder konkret. Das Ecklokal in der Taunusstraße ist optisch eine Mischung aus deutschem Wirtshaus mit Buntglasfenstern, Holzvertäfelung und gedrechselter Theke, dazu ein bisschen georgische Folklore und eine Handvoll moderner Elemente. Blickfang ist die riesige Panorama-Ansicht von der Hauptstadt Tiflis.

Dringende Empfehlung: Hungrig ins Marani

Ich empfehle dringend, zum einen sehr hungrig ins Marani zu gehen und zum anderen möglichst viele Interessenten mitzunehmen. Die Karte ist umfangreich und eine Entscheidung fällt wirklich schwer. Was auf gar keinen Fall übersprungen werden darf, ist eines der Brote. Die frisch gebackenen, gefüllten Teigfladen sind Teil der georgischen Identität und dürfen auf keiner Tafel fehlen. Der krosse, heiße Teig ist wahlweise mit fließendem Käse, geschmorten Bohnen oder Hackfleisch gefüllt.

Mein Favorit ist das Adjaruli Khatchapuri, ein mit geschmolzenem Käse gefülltes Teigschiff. Kaum kommt es aus dem Backofen, wird ein Ei in die Mitte geschlagen. Am Tisch verkleppert man dann ganz schnell das Ei mit der heißen Käsemasse und tunkt den Brotrand hinein. Diese Käsefaden-Eskalation ist nur ein Teil der Vorspeisen und stützt meine obige Empfehlung: Kommt hungrig, bringt Leute und/ oder Tupperdosen mit.

27.05.2025, Köln: Im Restaurant Marani gibt es georgische Gerichte. Gastrokritik „Julias Lieblingsort“ über das Restaurant Marani. Foto: Uwe Weiser

Das Restaurant Marani in Köln-Kalk

Die gemischte Vorspeisenplatte ist zumindest beim ersten Besuch unumgänglich. Badrijani sind gebratene Auberginenscheiben, die mit einer Kräuter-Walnuss-Paste bestrichen und zusammen gerollt werden. Pkhali ist eine aromatische Walnusspaste, die wahlweise mit gedünstetem Spinat oder Roter Bete gemischt und zu Bällchen oder Nocken geformt wird. Man kann die Vorspeisen mit oder ohne gebratenes Maisbrot bestellen. Das Brot ist relativ zäh, ähnlich wie eine sehr feste Polenta. Geschmacklich gefällt mir das allerdings gut, vor allem als Trägermedium für die verschiedenen Pasten. Granatapfelkerne, Dill und gebrannte Paprika vervollständigen die sehr gute, allerdings auch recht hochpreisige Vorspeisenplatte.

Liste der Klassiker ist lang und deftig

Die Liste der Georgischen Klassiker und Must-Eats im Marani ist noch relativ lang und deftig. Ein besonderes Augenmerk gilt den Suppen und Eintöpfen. Ostri ist eine Art Rindergulasch mit Zwiebeln, Knoblauch und Lorbeerblättern. Lobio: ein herzhafter Bohneneintopf mit gehackten Walnüssen und frischen Kräutern - um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wer es bis zu den Grillgerichten schafft, hat entweder zwei Tage gehungert oder das Käsebrot übersprungen. Ich bin kurz vorher zum ultimativen georgischen Kulturgut abgebogen: Khinkali - die gedämpften Teigtaschen mit dem geformten Kamin. Vier verschiedene Füllungen gibt es zur Auswahl. Vorsicht, die gefüllten Teigling sind bedeutend größer als ein handelsüblicher Raviolo.

Die große Theke des Lokals ist zu sehen.

Im Marani ist das Essen spannend, die Preise sind schon etwas gehobener.

Sie haben jetzt bis zum Ende der Betriebsferien Zeit, die Menükarte vom Marani zu studieren. Welches Käsebrot, welcher Eintopf, welche Khinkali-Füllung darf’s denn sein?

Fazit: Spannende georgische Küche mit herzlichem Service, recht hochpreisig.


Restaurant Marani, Taunusstraße 31, 51105 Köln, Öffnungszeiten: Mo + Mi-Do 17-22 Uhr, Fr 17-23 Uhr, Sa+So 14-22 Uhr, Telefon: 01512/0503302, Betriebsferien: 1.-16.Juni

Meine Auswahl:

Adjaruli Khatchapuri // frisch gebackenes, schiffchenförmiges Brot mit geschmolzenem Käse und Ei // 18,50 Euro

Adjaruli Lobiani // frisch gebackenes, schiffchenförmiges Brot mit Wachtelbohnen und Peperoni // 15,50 Euro

Gemischte Vorspeisenplatte mit gegrillten Auberginen-Röllchen, Petersilien-Basilikum-Walnusspaste, Spinatbällchen, Rote Bete-Bällchen und gebratenem Maisbrot // 27,50 Euro

Saciwi mit Brot // Gewürztes Hähnchen in Walnuss-Sauce mit georgischen Gewürzen // 15,50 Euro

Lula Kebab // Gegrillte Rinderhackfleischrollen in Fladenbrot mit Tomatensauce und Salat // 22,50 Euro