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LieblingsrestaurantWarum das „Haus Stemberg“ definitiv einen Ausflug wert ist

Lesezeit 3 Minuten
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Das „Haus Stemberg“ ist mit einem Stern ausgezeichnet.

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  • Restaurantkritiker Carsten Henn bricht selten in Begeisterungsstürme aus. Heute aber schon.
  • Wieso man sich für eine Graupensuppe extra ins Auto setzen sollte und wie es sonst im „Haus Stemberg“ schmeckt, lesen Sie hier.

Wenn Sie Graupensuppe mögen, müssen Sie nach Velbert. Und zwar sofort. Ab ins Auto und dann Bleifuß. Die „Kuhlendahler Perlgraupensuppe“ lohnt den Weg, denn besser kann eine solche Suppe nicht gekocht werden. Im „Haus Stemberg“ wird der rustikale Klassiker zu einer Köstlichkeit, die gleichberechtigt neben Hummer, Trüffel oder Kaviar steht. Die Graupen haben feinen Biss, die gebratene Mettwurst in Scheiben ist ein kleines Aromenwunder, und Sascha Stemberg schneidet das Gemüse herrlich klein, so dass man stets von allem etwas auf dem Löffel hat und der Geschmack wunderbar komplex ist.

Aber hier gibt es natürlich noch mehr zu essen, viel mehr. Und ein Konzept, dass die Runde machen sollte: „Zwei Küchen von einem Herd“. Dahinter steckt, dass Gäste sowohl von einer Karte mit feiner Regionalküche, wie auch von einer mit kreativer Spitzenküche wählen können. Und zwar wild gemixt, es gibt keinen Zwang mehrere Gänge zu essen, und falls sie ein Menü wählen, können sie Gänge tauschen. Diese große Freiheit ist der komplette Gegenentwurf zur sogenannten Autorenküche, die von ihren Gästen erwartet, genau das zu essen, was der Koch im Menü so anrichtet.

Stemberg kann Fisch und Fleisch

Einen Michelin-Stern und stolze 17 Punkte im Gault&Millau hat Sascha Stemberg sich erkocht. Auch mit Gängen wie dem al dente servierten Raviolo vom geschmorten Kalbsschwanz, das auf einer schlotzigen Scheibe Blutwurst liegt. Einen auf den Punkt gegarten Rücken vom bayerischen Rehbock richtet er mit Gänseleber an, die Cremigkeit verleiht, dazu gibt es Spitzkohl, Sellerie und Walnuss –  ein extrem schlüssiges Ganzes.

Fisch kann Stemberg auch, wie seine Bouillabaise zeigt, mit Fischen aus Nordsee und Atlantik, mit Garnelen sowie Knoblauchcroutons. Die großen Fischstücke kommen wunderbar zur Geltung, die Suppe selbst weist eine aromatische Tiefe auf. All das kommt herrlich heiß auf den Tisch – leider eine Seltenheit in deutschen Restaurants.

„Haus Stemberg“ als Lieblingsrestaurant

Man genießt in gemütlichen Räumlichkeiten, die genauso zwischen Gourmetrestaurant und gutbürgerlichem Landgasthof changieren wie die Küche, einige Plätze finden sich auch im Freien. Wichtiger noch ist aber der Service, und dieser ist hier betont herzlich, geleitet von Seniorchef Walter Stemberg, nur echt mit Zwirbelbart. Reservierungen werden nur telefonisch angenommen, man will von Anfang an persönlichen Kontakt.

Sie haben es sicher schon gemerkt: das „Haus Stemberg“ ist eines meiner absoluten Lieblingsrestaurants. Hier gibt es echtes Soul Food, hier macht jede Gabel glücklich, man bereut keine einzige Kalorie. Alle Speisen und noch mehr die Weine sind zudem gästefreundlich bepreist, so dass man selbst bei einer weiten Anfahrt das Geld wieder raus hat. Ich jubele ja selten uneingeschränkt, hier kann ich es aus vollem Herzen.

„Haus Stemberg“, Kuhlendahler Straße 295, 42553 Velbert-Neviges, Tel.: 02053 – 56 49,  Öffnungszeiten: Sa-Mi 12-15 & 18-23 Uhr

www.haus-stemberg.de

Henns Auswahl

- Kuhlendahler Perlgraupensuppe // 8 Euro

- Stemmis Bouillabaisse // 17 Euro

- Raviolo vom geschmorten Kalbsschwanz // 19 Euro

- Sanft gegarter Rücken vom Bayerischen Rehbock // 42 Euro

- Regional-Menü // 44 / 58 Euro (3 / 4-Gang)

- Degustations-Menü // 70 / 99 Euro (4 / 7-Gang)

Fazit: Sechs von sechs Sternen – Hier ist alles mit Herz und Verstand gekocht, noch dazu ist die Gastlichkeit vorbildlich.

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