Serie mit Hunde-Therapeut Masih SaminDie drei größten Mythen über Hunde und was an ihnen dran ist

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Hunde-Verhaltenstherapeut Masih Samin mit zwei hHunden im Wald.

Masih Samin ist Veraltenstherapeut für Hunde und versteht die Tiere ganz genau.

Zuerst durch die Tür? Im Bett schlafen? Mit dem Schwanz wedeln? Im letzten Teil unserer Serie klärt Hunde-Therapeut Masih Samin häufige Streitpunkte. 

Vier Wochen lang haben wir uns gemeinsam mit dem Hunde-Verhaltenstherapeuten Masih Samin um typische Probleme gekümmert, die Hundehalter mit ihren Tieren haben. Wir haben versucht, die Ursachen für das unerwünschte Verhalten der Tiere zu klären und Lösungsmöglichkeiten und Alternativen anzubieten. Alles mit dem Ziel, die Hunde besser zu verstehen.

Im heutigen letzten Teil beschäftigen wir uns mit typischen Mythen rund um Hunde. Mit Mythen sind in diesem Fall Streitpunkte oder häufige Diskussionen gemeint, die Hundehalter untereinander führen. Doch welcher Standpunkt ist am Ende der Richtige? Masih Samin klärt auf. 

Mythos 1: „Der Hund darf nicht zuerst durch die Tür gehen“

Viele Hundebesitzer achten penibel darauf, dass der Hund nicht vor ihnen durch die Tür geht, sondern immer folgen soll. Mit diesem Verhalten soll die Rangfolge zwischen Tier und Mensch dargestellt werden: Der Hund hat dem Menschen zu folgen. Auf keinen Fall soll das Tier zuerst in die Wohnung gehen oder auf die Straße treten. Was ist dran an dieser Behauptung?

„Nicht viel“, sagt Masih Samin. Im Gegenteil sei es manchmal sogar notwendig, den Hund zuerst durch die Tür gehen zu lassen. „Wer macht sonst die Tür zu, wenn der Mensch zuerst draußen ist?“, fragt er sich. Da er selbst sieben Hunde zu Hause hat, wäre das bei ihm besonders schwierig umzusetzen. 

Samin hat viel mit Straßenhunden gearbeitet und dort beobachtet, dass eine Hündin immer als Erstes ihre Welpen in einen Raum schickt. „Erst danach geht sie selbst und schließt damit im übertragenen Sinne hinten ab. Dieses Vorgehen dient also einem Sicherheitsaspekt und hat nichts mit Macht oder Dominanzgebaren zu tun“, macht Samin klar. 

Mythos 2: „Der Hund darf nicht im Bett schlafen“

Manche Menschen finden es entspannend und gemütlich, wenn der Hund mit im Bett liegt, andere wiederum halten das für furchtbar unhygienisch. Dementsprechend oft wird Masih Samin gefragt, ob es denn nun ok sei, den Hund mit ins Bett zu nehmen. Auf diese Frage hat er eine ganz eindeutige Antwort: „Das ist eine ganz persönliche Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss.“

In seinen Augen ist die Frage nach dem gemeinsamen Schlafen weniger eine hygienische Entscheidung, sondern eine der Sicherheit. Hunde schlafen nämlich eigentlich nebeneinander, um einander sternförmig vor möglichen Feinden abzusichern. Außerdem ist es weniger kalt, wenn Fell an Fell liegt. Samins Fazit zu dieser Frage lautet also: „Wenn sowohl die Hunde als auch die Menschen dazu Lust haben, sollten sie es machen.“  

Mythos 3: „Wenn Hunde mit dem Schwanz wedeln, freuen sie sich“

Wedelnder Schwanz bedeutet automatisch Freude. Das denken sich vor allem Menschen, die nicht so viel mit Hunden zu tun haben. Hundebesitzer wissen dagegen, dass Hunde zwar auch aus Freude mit dem Schwanz wedeln, aber eben nicht nur. In Wirklichkeit bedeutet Schwanzwedeln, dass der Hund aufgeregt ist – und zwar im positiven oder auch im negativen Sinne. 

„Auch wir Menschen kennen die unterschiedlichen Arten von Aufregung. Wenn wir uns auf etwas freuen, fühlt sich das ganz anders an, als wenn wir zum Beispiel Angst vor einer Prüfung haben“, erklärt Samin. Es ist also nicht möglich, ein Verhalten des Hundes immer nur in eine Richtung zu interpretieren. Entscheidend ist deshalb immer der jeweilige Kontext. 

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