Henns GeschmackssacheWie gut ist das Essen in der Rooftop-Bar im Hotel Wasserturm?

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf Tische und Lounge-Hocker in der Bar Botanik.

In der Bar Botanik sitzen die Gäste auf Lounge-Möbeln und an kleinen Tischen.

Die im Sommer neu eröffnete Bar im Hotel Wasserturm ist auch mit einem ambitionierten Küchenkonzept gestartet, unser Gastrokritiker hat getestet, wie gut die Gerichte neben den Drinks bestehen.

Die Bar Botanik in der 11. Etage von Europas größtem, ehemaligen Wasserturm, soll an die Atmosphäre eines botanischen Glashauses erinnern und macht schon mit ihrem Namen klar, worum es geht: Getränke. Vor allem um Cocktails, denn an Weinen gibt es gerade ein gutes Dutzend. Aber es gibt eben auch ein gutes Dutzend Speisen, was für eine Bar ein stolzes Angebot ist. 

Und mit Michael Szofer hat man einen Küchenchef engagiert, der bereits im Bayerischen Hof in München und der Traube Tonbach gearbeitet hat. Dort sitzt man aber zum Essen besser, denn in der Bar Botanik gibt’s niedrige Lounge-Möbel oder kleine Tische, die den Genuss erschweren; – und recht laute Musik, die zu einer Bar passt, zu einem Speiseraum weniger.

Die Theke der Bar Botanik im Hotel Wasserturm.

In der Bar Botanik im Hotel Wasserturm geht es vor allem um Getränke, doch auch die Küche ist ambitioniert gestartet.

Die Trüffelfritten sind heiß und knusprig

Statt einer klaren kulinarischen Linie setzt man darauf, für jeden etwas im Angebot zu haben. Bei den Vorspeisen zum Beispiel Trüffelfritten mit Parmigiano Reggiano und Dip – das einzige Gericht, was an diesem Abend an vielen anderen Tische bestellt wird. Sie sind heiß, knusprig, und es gibt sogar ein paar Trüffelscheiben obenauf, auch wenn es insgesamt schmeckt, als wäre ein wenig mit Trüffelöl nachgeholfen worden.

Schale mit Trüffelfritten

Die Trüffelfritten kommen mit Trüffelscheiben auf der Schale.

Schwach fällt das belanglos gewürzte und breiig wirkende Tatar von Bio-Karotten mit Gartenkresse und confiertem Eigelb aus. Auch der einzige vegetarische Hauptgang enttäuscht, bei dem Auberginen-Scheiben mit Rote-Bete-Würfeln kombiniert werden, wobei bittere und süße Noten unharmonisch aufeinandertreffen. Solider gelingt die klassische Kombination von Büffel-Burratina mit Kirschtomaten, die hier 24 Stunden gegart wurden, wodurch die Aromen konzentriert werden.

Noch empfehlenswerter ist der Hamachi, dem durch Erbsen und Passionsfrucht sowohl vegetale wie fruchtige Akzente verliehen werden. Unter den vier Hauptgängen findet sich auch einer mit Fisch, wenig überraschend ist es Lachs, hier in Label-Rouge-Qualität. Halbierte Radieschen und „Allerlei vom Mais“ gibt es dazu, darunter auch Popcorn, das auf die Tranche drapiert wird, aber nicht mehr als ein modischer Gag ist. Im Ganzen trotzdem ein überzeugendes und handwerklich einwandfreies Gericht.

Die Zitrusfrucht-Filets sind ein Säurepeeling für die Zunge

Der absolute Standard in Sachen Desserts ist momentan der innen flüssige Schokokuchen mit ein bisschen Obst als Deko. Das ist konzeptionell langweilig und reißt hier auch in der Ausführung nicht vom Hocker. Interessanter erscheint da das zweite Dessert, allerdings schmecken die Sous vide gegarten Ananas-Stücke in ihrer Süße so als kämen sie aus der Dose, die Nocke Matcha-Eis ist beim Servieren zerlaufen, und die Zitrusfrucht-Filets sind ein Säurepeeling für die Zunge.

Teller mit confiertem Lachs, Radieschen, kleinen Maiskolben und Popcorn.

Lachs in Label-Rouge-Qualität mit Radieschen und „Allerlei vom Mais“ zum Beispiel Popcorn.

Auf der Habenseite sind die Cocktails hier sehr gelungen, der duzende Service freundlich und die Aussicht von der 360-Grad-Terrasse beeindruckend. Im Sommer ein Hot-Spot unter den Bars!

Fazit: Als Bar definitiv ein Tipp. Wenn man vor allem essen möchte, nicht. Tolle Aussicht, hohe Preise

Henns Auswahl: Trüffelfritten 11 // Euro Hamachi / Erbse / Passionsfrucht // 17 Euro Burratina vom Büffel / Kirschtomate // 16 Euro Bio-Karotten-Tartar // 15 Euro Confierter „Label Rouge“ Lachs // 29 Euro Aubergine / Bio Bete / Kerbel 19// Euro Death by Chocolate// 10 Euro Ananas Sous vide // 12 euro „Sharing is Caring - for two or more“ 4 Gänge 64 Euro / 6 Überraschungsgänge // 78 Euro

Bar Botanik,  Kaygasse 2, 50676 Köln, Tel. 0221-20080 Öffnungszeiten: Di-Sa 17-1 Uhr www.wasserturm-hotel-cologne.com

KStA abonnieren