Henns GeschmackssacheSo schmeckt's im neuen Restaurant „Augustin“ von Sternekoch Eric Werner

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Im „Augustin“ sitzt man unter einem wunderschönen Lampen-Meer

Im „Augustin“ sitzt man unter einem wunderschönen Lampen-Meer

„Fokussierte Viktualienküche“ nennt Spitzenkoch Eric Werner das Essen in seinem zweiten Kölner Restaurant, dem „Augustin“.

 Ich wette, die meisten Gäste erzählen zuerst vom „Lichter-Garten“, wenn man sie fragt, wie ihr Besuch im „Augustin“ war. Denn allerlei verschiedene Lüster und Lampen finden sich an der fünf Meter hohen Decke des Hotelrestaurants, das sich im 1904 erbauten Kolpinghaus befindet, mitten im Kunibertsviertel. 70 Plätze gibt es, 90 zusätzliche im idyllischen Innenhof mit der Statue des heiligen Antonius. Der „Schutzpatron“ des „Augustin“ ist allerdings Spitzenkoch Eric Werner, der damit nach dem Michelin-besternten „Astrein“ im November sein zweites Restaurant eröffnet hat.

„Fokussierte Viktualienküche“

Als Küchenchef holte er sich Andre Mazanke ins Team. So schön der Blick nach oben auch sein mag, wichtiger ist natürlich, was sich auf dem Teller abspielt. „Fokussierte Viktualienküche“ nennt Werner seinen Stil, der andernorts als feinbürgerlich firmiert. Serviert werden unter anderem Rinderkraftbrühe, Perlhuhn-Brust, Steak oder Zander mit Sauerkraut.

Carsten Henn

Carsten Henn

Carsten Henn, geboren 1973 in Köln, besitzt einen Weinberg an der Terrassen-Mosel, hält Hühner und Bienen und teilt sein Leben mit Katzen. Er arbeitete nach seinem Studium (unter anderem Weinbau) als ...

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Der Brotkorb mit dreierlei Dips für stolze 7 Euro setzt finanziell die Marke: Im „Augustin“ kostet es ein wenig mehr. Das liegt auch daran, dass Werner ein Produkt-Fetischist ist, dem gute frische Zutaten eine Herzensangelegenheit sind. „Himmel & Äd“ für 28 Euro ist trotzdem eine ziemliche Ansage.

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Spitzenkoch Eric Werner in seinem zweiten Restaurant „Augustin“

Spitzenkoch Eric Werner in seinem zweiten Restaurant „Augustin“

Natürlich sucht man nach Parallelen zum Hauptrestaurant, wenn ein Starkoch wie Werner etwas Neues eröffnet. Eine ist tatsächlich vorhanden: die Qualität der vegetarischen Speisen. Großartig zum Beispiel das hausgemachte Tofu von der roten Linse mit einem erfrischend-fruchtigen Salat von der grünen Papaya und Wasabi-Mandel-Crunch. Das ist klug kombiniert und fein aufeinander abgestimmt. Top auch die mit geräucherter Steckrübe gefüllten, knusprig angebratenen Kartoffel-Ravioli. Nicht ganz so überzeugend ist ein Gericht, das wohl als „Klassiker des Hauses“ konzipiert ist: Der Büsumer Krabbensalat bleibt aromatisch blass, das dazu gereichte Brot mit seinen Röstaromen wirkt plump.

Herausragendes Wildscheinfilet

Herausragend dagegen das leicht gebeizte Wildschweinfilet. Da stimmt alles: Produkt, Garpunkt, Temperatur, Beilagen, Aromen. Auch die Desserts können überzeugen, erreichen aber nicht dieses Niveau. Der Schokoladenkuchen zum weißen Espresso-Eis würde warm serviert noch mehr punkten, und der optisch pfiffigen, gefüllten jungen Kokosnuss mit Tapiokapudding und Passionsfruchtsorbet mangelt es an Balance.

Romantischer Innenhof mit eisernen Stühlen

Im Innenhof gibt es weitere 90 Plätze

Zu all dem gibt es nicht nur Schreckenskammer-Kölsch vom Fass, sondern auch ein gutes Dutzend offene Weine (6-15 Euro), sowie über 80 Flaschenweine – alle von Eric Werner kundig ausgewählt. Im tiefsten Winter kann es auch mal kühl werden, und bei vollem Haus schon mal etwas laut, aber das Essen kommt schnell und wunderbar heiß an den Tisch, die Hauptspeisen sind groß und man sitzt in einem Raum, der nicht nur wegen des Lichter-Gartens eine ganz eigene Atmosphäre hat. Fazit: Fazit: Sehr gute, höherpreisige feinbürgerliche Küche mit überzeugenden Zutaten. Besonderes Ambiente. Bewertung: Fünf von sechs Sternen

Restaurant Augustin, Dagobertstraße 32, 50668 Köln Tel. 0221 - 95 31 33 54 Di 18 - 22, Mi-Sa 12 - 14 & 18 - 22, So 17 - 22 Uhr augustin-restaurant.com

Henns Auswahl 

Büsumer Krabbensalat in Krabbe serviert (Augustin)

Büsumer Krabbensalat in Krabbe serviert (Augustin)

Tofu von der Roten Linse // 17 Euro Büsumer Krabbensalat // 21 Euro Wildschweinfilet leicht gebeizt // 32 Euro Rinderkraftbrühe á la Hochzeitssuppe // 13 Euro Kartoffel-Ravioli // 26 Euro Schokoladenkuchen // 10 Euro Junge Kokosnuss // 12 Euro

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