Lieblingsort„Giovanna“ ist kein Café, sondern Kaffeeladen – ein großer Unterschied

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Hier muss man sich nicht für Kaffee-Gewohnheiten rechtfertigen. 

Köln – Die Kaffeeszene ist ihrem liebsten Produkt nicht ganz unähnlich: bitter-süß und regelmäßig überhitzt. Warme Luft spielt eine tragende Rolle. Nein, das soll hier nicht die große Abrechnung mit der Kaffee-Szene werden, ganz im Gegenteil. Ich liebe Food-Nerds, ich bin selber einer und halte unaufgefordert Monologe über italienische Zwiebelgewächse, aber mich nervt regelmäßig die Ansprache in Kaffeeröstereien. Ich erwische mich dabei, wie ich mir das Vokabular zurecht lege, um nicht wie der größte Senseo-Trottel dazustehen und kassiere trotzdem diesen genervten Augenroller „Ach, gemahlen?“ Ja, ich weiß. Und ich schäme mich.

Die Macher von „Giovanna“ importierten den Kaffee selbst

Anna Schättgen und Gio Hidalgo kennen diese Szene nur zu gut. Sie gehören dazu. Die zwei Frauen lernten sich in einer Kaffeerösterei in Köln kennen und gründeten 2020 ihren eigenen Kaffeeladen, zunächst online. Anna und Gio importieren und rösten ihren Kaffee selbst: „Wir haben ausschließlich Kaffee aus Ecuador. Zwischen dem Kaffeebauern und deiner Tasse stehen nur wir.“

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Der Kaffee kommt aus Ecuador und wird selbst geröstet. 

Gio ist in Ecuador aufgewachsen und hat nachhaltige Landwirtschaft studiert. Anna ist eine erfahrene Systemgastronomin und Kaffee-Expertin. Nachhaltigkeit und fairer Handel gehören zu den Grundsätzen der zwei Gründerinnen. Mit Hilfe eines Crowdfundings konnten sie den Laden finanzieren. Giovanna ist kein lauschiges Café mit Kuchenvitrinen, sondern ein Kaffeeladen. Nichtsdestotrotz kann man bei Giovanna nicht nur tütenweise Kaffee kaufen, man kann sich auch durch die verschiedenen Getränke probieren. Bisher klingt alles nach Vokabeltraining und Erniedrigung. Anna hat sogar einen Podcast: Kaffeesahne, natürlich. Ich atme tief durch: Herdkanne – mit Milch – eher wenig fruchtig – mea culpa, mea maxima culpa.

Außergewöhnlicher Geschmack, total nettes Team

Und dann? Stellt sich raus, die sind total nett. Man muss sich nicht für seine Trinkgewohnheiten rechtfertigen, man wird nicht kulinarisch gemaßregelt, man kann (wenn man möchte) unfassbar viel über Kaffeesorten, Röstungen, den italienischen und den skandinavischen Stil, Brühverfahren, nachhaltigen Kaffeeanbau und die Kooperative in Ecuador erfahren, man kann aber auch einfach nur sein Getränk genießen.

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Der Kaffee von Gio und Anna beeindruckt ohne Worte. Sein Geschmack ist außergewöhnlich, anfänglich sogar ein bisschen überfordernd. Man schnuppert und schmeckt und überlegt. Milch und Zucker? Kann man machen, wird man vermutlich nach und nach intuitiv reduzieren, weil der Kaffee das gar nicht braucht. Anna steht derweil lächelnd hinter der Theke und wartet quasi auf ihren Einsatz: die mehrstufige Erklärung, warum dieser Kaffee so außergewöhnlich schmeckt und wirkt. Aber das soll sie Ihnen lieber persönlich erzählen. Oder auch nicht. In Stille genießen und anschließend nachlesen geht übrigens auch.

Giovanna Kaffee // Guter Kaffee aus Köln, Kleiner Griechenmarkt 33, 50676 Köln, Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18 Uhr + Sa 10-16 UhrAuf Instagram anschauen

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Julias Auswahl im Kaffeeladen „Giovanna"

Cappuccino // 3 Euro

Trapez Canephora Flat Wies // 3 Euro

Chakra Warmi, natural anaerob // 250 g // 11 Euro

Espresso // 2 Euro

Filterkaffee // 2,50 Euro 

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