Vegane Gerichte und Schoko-SchnapsHamburger Koch übernimmt Neuehrenfelder Traditionslokal

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Tim Rosnau steht hinter der Bar und zapft ein Bier.

Tim Rosnau ist der neue Wirt im Moselstübchen.

Hamburger Flair zieht nach Neuehrenfeld. Koch Tim Rosnau ist der neue Inhaber des Moselstübchens. Einiges hat sich verändert, der Name bleibt.

Die lange Suche nach einem Nachfolger hat nun doch gefruchtet: Tim Rosnau ist der neue Mann im Moselstübchen. Der „waschechte“ Hamburger (Definition laut Rosnau: Mindestens drei Generationen müssen aus Hamburg stammen) steht seit Oktober am Zapfhahn in der Traditionskneipe an der Landmannstraße.

Noch viel häufiger steht er allerdings in der Küche. Der 30-Jährige hat mit 14 angefangen in einer Bäckerei zu arbeiten, um sein Taschengeld aufzubessern. Nach dem Abi hat er im legendären Hotel Atlantic, dem Wohnsitz von Udo Lindenberg, eine Kochlehre gemacht.

Wirt im Moselstübchen bekam selbst designte Tasse von Udo Lindenberg

Vom Sänger und Künstler bekam er zum Abschluss der Lehre tatsächlich eine selbst designte Tasse. „Ich wollte immer in die Küche, hochwertige Lebensmittel verarbeiten, das hat mir immer Spaß gemacht“, erzählt Rosnau, der derzeit noch fast jedes Wochenende nach Hamburg fährt.

In Hamburg war er zuletzt selbstständig mit Foodtrucks und Caterings, fand es aber zunehmend anstrengend, alle Bälle in der Luft zu halten. „Ich wollte einen eigenen Laden, einen festen Ort, an dem ich Dinge ausprobieren kann. Zum Moselstübchen kam ich durch Zufall. Meine Partnerin kommt aus Solingen, so lag es nahe, auch mal in Köln die Augen aufzuhalten.“

Hamburger Koch kommt nach Australien und Bali nach Köln

So stieß der Gastronom, der seine Lehr- und Wanderjahre auch in Neuseeland, Australien und als Tauchlehrer auf Bali absolvierte, auf die Anzeige von David Black, seinem Vorgänger. Die Modalitäten der Übergabe waren schnell geregelt mit David Black, der den Laden fünf Jahre geführt hat.

Im Oktober fing Rosnau an aufzuräumen, wie er es nennt. „Ich habe neue Geräte für die Küche angeschafft, im Hof die Verkabelungen neu gemacht und dort alte hässliche Lampen abgehängt.“ Gerade hat er den ersten Kneipen-Karneval in seinem Laden mit Bravour hinter sich gebracht.

Eine Gruppe von 15 Leuten hat es tatsächlich geschafft, im Laufe des Donnerstages 100 Liter Kölsch zu vernichten
Tim Rosnau, Inhaber des Moselstübchens

Über das Fassungsvermögen seiner Gäste wundert er sich noch heute: „Eine Gruppe von 15 Leuten hat es tatsächlich geschafft, im Laufe des Donnerstages 100 Liter Kölsch zu vernichten“, staunt der Hanseat, der zwar das hauseigene Reissdorf gerne trinkt, von Hause aus aber herbere Biere, wie Holsten, bevorzugt. Dass nach den fünf Tagen Karneval der Boden komplett neu gemacht werden musste, verbucht er unter dem Punkt Aufräumen.

Nun strahlt der Parkettboden jedenfalls wieder im alten Glanz. Anklänge an seine norddeutsche Herkunft finden sich derweil nicht in Form von Hamburg-Devotionalien in der Kneipe, sondern ausschließlich auf der Speisekarte. Fischbrötchen sind ein Muss, genau wie der Labskaus, der wohl ein echter Neuzugang in der Ehrenfelder Gastro-Szene ist.

Rosnau scheut keine Mühen, das typisch norddeutsche Seemanns-Reste-Essen originalgetreu zuzubereiten. „Ich habe bei keinem einzigen Metzger in Köln gepökelte Rinderbrust auftreiben können“, berichtet er. Jetzt stellt er die unverzichtbare Zutat einfach selbst her und legt das Fleisch in ein spezielles Nitrit-Salz ein. 

In Köln-Ehrenfeld gibt es bürgerliche Klassiker auch als vegane Variante

Viele bürgerliche Klassiker, wie Rindergulasch und Ochsenbäckchen, gibt es auch in einer veganen Variante. Viele Gäste sind Stammkunden, die teils sogar täglich zum Essen kommen. Das Erbe des Moselstübchens, das seit 60 Jahren am gleichen Standort zu finden ist, weiß Rosnau zu schätzen.

An Namen und Interieur wird nichts geändert, nur die „Moselmilch“ ist neu auf der Getränkekarte: Ein Schnaps aus Wodka und weißer Schokolade, den er selber mischt und der sich prima mit dem Labskaus verträgt – am besten hinterher.


Moselstübchen in Neuehrenfeld: Auszug aus der Karte

Das Kölsch kostet 1,90 Euro. Auf der Speisekarte stehen Fisch- und Fleischgerichte, diese gibt es auch als vegane Variante. Currywurst mit fruchtiger Soße, Röstzwiebeln und Pommes gibt es für 11,90 Euro, Rindergulasch mit Spätzle 17,90 Euro, Tomaten-Fischbouillon mit Gemüse und Frutti di Mare 8,90 Euro, Fischbrötchen mit Matjes 5,50 Euro.

Moselstübchen, Landmannstraße 3, geöffnet Dienstag bis Sonntag ab 17 Uhr.

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