„Hatten noch renoviert“Traditionscafé Kommödchen in Nippes schließt nach 38 Jahren

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Franz und Ingrid Lauer Kommödchen

Franz und Ingrid Lauer legen im Kölner Café Kommödchen großen Wert auf Gemütlichkeit – darum auch der Kamin. (Archivbild)

Köln – „Durch die Pandemie ist man um Jahre zurückgeworfen worden“, sagt Franz Lauer vom Café „Kommödchen“. Vor wenigen Tagen verkündeten er und seine Frau Ingrid Lauer nach monatelanger Corona-Pause ihren Abschied: Das Traditionscafé in der Merheimer Straße wird es nicht mehr geben. „Nach 38 Jahren verabschieden wir uns, beschleunigt durch die Pandemie, in den Ruhestand. Wir danken allen Gästen für ihre Treue“, schrieb das Ehepaar auf Facebook.

Es soll kein Café mehr anstelle des Kommödchen geben

Das Café war über die Sommermonate geschlossen geblieben. Offen hatten sie noch gelassen, ob sie im Herbst zurückkehren – nun also der Schlussstrich. „Wir wollten eigentlich weitermachen, hatten noch renoviert, den Boden und die Holzvertäfelung abgeschliffen, neu gestrichen“, erzählt Lauer dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Aber dann hätten sie nicht die nötige Motivation für einen Neuanfang gefunden. „Ich bin 63, die Hälfte unserer Mitarbeiter ist über die Pandemie weggegangen und wir wollen nicht mehr von vorne anfangen“. Verlorene Umsätze aufholen, sich mit Personalproblemen herumschlagen, die derzeit viele Gastronomen haben: Es reiche.

Auch soll es kein Café mehr an der Stelle geben, da die Lauers Eigentümer des Ladenlokals sind und selbst in dem Haus wohnen. Sie könnten ihr Lebenswerk nicht einfach so an fremde Hände übergeben. Und die Söhne seien mit ihrem Studium beschäftigt und würden den Betrieb auch nicht fortführen. „Heute ist die Lage am Rande des Viertels außerdem auch keinem mehr zu raten, damals als wir noch Pioniere in der Branche waren, kamen die Leute von überall her“, so Lauer.

Die Wehmut bleibt. Die Atmosphäre sei stets familiär gewesen: mit Gästen wie mit Mitarbeitern. Von der Bedienung hätten schon drei in einem Maxi Cosi auf  einem Tisch gestanden. „Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt“.

Kölner Café Kommödchen mit langer Geschichte

Die Resonanz der Gäste auf Facebook ist durchweg positiv. Eine Nutzerin schreibt: „Das ist echt schade, ich kann mich noch gut an eure Anfangszeit erinnern, bei euch habe ich gelernt für die Schule und Abschlussprüfung, das ist 38 Jahre her. Danke für die schöne Zeit“. Eine andere: „Ich hab sehr gern für euch gearbeitet und es war der beste Ort, um an meinen Examensarbeiten zu arbeiten“.

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Das Café  war eine Institution in Nippes und blickt auf eine langjährige Geschichte zurück: 1983 wurde aus einer ehemaligen Bäckerei das „Kommödchen“. Gäste schätzten die Gemütlichkeit der Einrichtung und die selbst gebackenen Kuchen. Das „Kommödchen“ lockte mit zwei offenen Kaminen, an denen man sich an kalten Tagen aufwärmen konnte. Stolz erzählte Franz Lauer 2018 dieser Zeitung noch, dass nicht nur Veedelsbewohner das Café aufsuchten, sondern Besucher aus der ganzen Stadt kamen – sogar aus Bergisch Gladbach. 

Zu seinem Namen kam das Café, weil sich hier ursprünglich laut Lauer rund acht Kommoden befanden. Die Möbelstücke mussten dann den Tischen für die Gäste weichen. Diese schreinerte Lauer selbst. 

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