Henns Restaurantkritik„Limbourg“ im Belgischen – „Hier kocht jemand mit Leidenschaft“

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Das „Limbourg“ auf der Limburger Straße im Belgischen Viertel. 

Köln – Als ich im Frühjahrs-Lockdown das Take-away-Angebot des „Limbourg“ testete, wusste ich: Hierher kehrst du zurück, wenn man endlich wieder vor Ort essen kann. Gesagt, getan.

Thomas Minderop, einer der besten Maître der Stadt und unter anderem bekannt vom „Aura“, leitet hier nun gewohnt quirlig-witzig mit ansteckender Freude den Service. Auch die räumliche Gestaltung des „Limbourg“ mit dem offenen Mauerwerk und dem kleinen Innenhof sorgt für eine angenehme Atmosphäre.

Spitzenweine aus Kroatien und ein großes Menü mit eigenem Namen

Die Weinkarte ist zwar noch ausbaufähig, hat aber neben einigen üblichen Verdächtigen auch ein paar rare Spitzenweine kroatischer Winzer zu bieten. Das liegt natürlich an Alen Radic, dem Inhaber und Küchenchef des „Limbourg“. Bei seiner Menükarte fällt auf, dass alle Gerichte zuerst auf Französisch verzeichnet sind – als Hinweis darauf, welcher kulinarischen Tradition er sich verbunden fühlt.

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Das offene Mauerwerk im „Limbourg“ sorgt für ein heimeliges Ambiente.

Seinem großen Menü verleiht er sogar einen Namen: „L’odeur de la forêt“ (Der Geruch des Waldes). So etwas ist eine Seltenheit geworden, da es dem Koch einen engen Rahmen vorgibt und stilistische Stringenz verlangt. Zusätzlich gibt es Gerichte á la carte, auch das ist im Fine Dining mittlerweile eher die Seltenheit. Die B-Note ist also schonmal prima. Das gilt ebenfalls für das hübsche Geschirr und das wirklich gute, selbstgebackene Brot mit zweierlei Dips.

Im „Limbourg“ kocht jemand mit Leidenschaft

Als Gruß aus der Küche wird ein Saiblingstatar mit Yuzu in einem essbaren Schälchen serviert. Schöne Kombination, die den Gaumen angenehm wachküsst, aber schwer zu verspeisen ist. Zu groß, um es in einem Stück zu essen, zu instabil um abzubeißen. Auch die Kombination Maronensuppe / frisch gehobelte Trüffel / Rosenkohl ist von Radic klug gewählt, allerdings deutlich zu süß abgeschmeckt. Gelungener gerät seine würzig-schlotzige Carbonara-Variation mit Räucheraal und Kaviar. Allerdings hätten die Spaghetti mehr al dente sein dürfen.

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Gruß aus der Küche: Saiblingstatar mit Yuzu

Bei den Hauptgängen vereint Radic dann Sachetti-Pasta mit Hüttenkäse, Cranberry, Kürbis und Brokkoli (klingt wild, passt aber ausgesprochen gut), und Steinbutt klassisch mit Krustentier-Velouté. Beim Fisch merkt man, dass Radic ein echter Genießer ist: die köstliche Flosse wird in einem kleinen Schüsselchen apart serviert. Es würde niemandem auffallen, wenn diese Kleinigkeit nicht käme, aber sie macht den Unterschied.

„Hanf wird legalisiert, auch im Dessert“

Mit dem Spruch „Hanf wird legalisiert, auch im Dessert“ serviert Minderop schließlich schmunzelnd einen Nachtisch der Hanf-Mandel-Crunch, Feige und Tonka-Mascarpone-Eis harmonisch zusammenbringt.

Die letzte Perfektion des Fine Dining mag im „Limbourg“ zwar fehlen, aber hier kocht jemand mit Leidenschaft. Da verzeiht man gern manch kleinen Fehler.

Fazit: Lustvolle, kreative Küche mit französischem Fundament, in heimeligem Ambiente. Bewertung: Fünf von sechs Sternen

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Spaghetti „Carbonara“ mit Räucheraal und Kaviar

Probiertes

• 6-Gang-Menü // 110 € (mit Weinbegleitung 160 €) • Spaghetti „Carbonara“ / Räucheraal / Kaviar //22,50 € • Steinbutt mit Krustentier-Velouté // 32,50 € • Feige / Hanf-Mandel-Crunch / Tonka-Mascarpone-Eis //12,50 €

Limbourg im Belgischen Viertel, Limburger Straße 35, 50672 Köln, Tel. 0221-2508880Öffnungszeiten: Mo-Do 17-24 Uhr, Fr-Sa 17-1 UhrMehr Infos: www.limbourg-restaurant.de

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