Schmeckt's, Frau Floß?So schmecken die Tapas in der „Genussbar“ in Neuehrenfeld

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Innenansicht der Tapasbar Genussbar in Neuehrenfeld

Der Gastraum der Genussbar am Lenauplatz, im Sommer sitzt man auch hervorragend draußen.

In der „Genussbar“ am Lenauplatz stehen 17 internationale Tapas auf der Karte. Wie sie schmecken, hat Gastrokritikerin Julia Floß getestet.

Neuehrenfeld hat seit Mitte letzten Jahres eine neue Tapasbar. Schon beinahe idyllisch gelegen direkt am Lenauplatz prangt der Schriftzug „Genussbar“ über der Eingangstür. Sonnenschirme und Außenbestuhlung stehen bereits in den Startlöchern. Im Sommer kann man hier ganz hervorragend draußen sitzen, Aperol schlürfen und so’n bisschen italienische Piazza-Vibes spüren. Aber so weit sind wir leider noch nicht.

Julia Floß

Julia Floß

Julia Floß ist ausgebildete Köchin und Patissière und hat viele Jahre in verschiedenen von Gault-Millau und Guide Michelin ausgezeichneten Küchen gearbeitet, bevor sie Journalismus und Medienkommunika...

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Die Genussbar hat es irgendwie geschafft, dass ich mit sehr großen Erwartungen nach Neuehrenfeld gereist bin. Vielleicht lag es am selbstbewussten Namen, vielleicht an der schillernden Welt der sozialen Medien. Das Ding an Food-Fotos ist: Im Internet sieht alles immer ein bisschen hübscher aus, als in echt. Wenn irgendwelche Influencer drei Filter über ihre Acai-Bowl legen, dann interessiert das tendenziell niemanden. In der Gastronomie geht das nicht. Da müssen die Teller genau so aussehen, andernfalls sind die Gäste enttäuscht und das noch bevor da irgendjemand die Gabel reingesteckt hat. Diese simple Regel gilt für alles, was auf dem Foto zu sehen ist: Salatgarnituren, Garnelen-Größen, Saucenspiegel – einfach alles.

Außenansicht der Genussbar in Neuehrenfeld.

„Genussbar“, der Name des Lokals weckt hohe Erwartungen.

Tapas-Mix mit Fragezeichen

Die Genussbar hat sich einiges vorgenommen. 17 verschiedene Tapas stehen auf der Karte. Von italienischen und spanischen Klassikern über frittierte Hähnchenteile mit Mango-Coleslaw bis hin zu Ceviche vom Lachs mit Avocado und Sushireis. Ich suche bei derlei Tapas-Konzepten immer ein bisschen nach dem roten Faden oder so etwas wie einer kulinarischen Handschrift. Die Portionsgröße reicht noch nicht für einen Küchenstil. Die Genussbar lässt mich mit diversen Fragezeichen zurück. So unterschiedlich die Gerichte sind, so unterschiedlich gut erreichen sie den Gast. Das Bunte Bete-Carpaccio mit Ziegenkäse legt leider einen einigermaßen belanglosen Start hin. Das Gemüse schmeckt nach wenig, der Ziegenkäse auch, das Himbeerdressing kann da leider auch nichts mehr reißen. Schade.

Die Hackfleischbällchen in Tomatensugo sind wiederum völlig solide. Kompakt und dennoch nicht zu fest, so wie Albondigas sein sollen. Viel süßer darf die Sauce nicht mehr werden, aber den Fleischbällchen steht das ganz gut. Die zwei Gewinner des Abends sind die knusprigen Hähnchenstücke mit Mango-Coleslaw und der frittierte Blumenkohl. Beide Gerichte überzeugen mit knusprig frittierten Teighüllen, saftigem Inneren und anständigen Beilagen. Dem saftigen Hähnchen wird ein knackiger Weißkohlsalat mit cremigem Dressing und süßer Mango zur Seite gestellt. Der Blumenkohl bekommt – simpel, aber gut – einen dicken Klecks Joghurt.

Blick auf die Theke in der Genussbar

Blick auf die Theke der Genussbar.

Von „ohne alles“ bis „Aromenpower“

Ich glaube, mich haben am meisten die Qualitäts- oder besser Würz-Schwankungen irritiert. Die Steak-Fajitas und auch die geschichtete Aubergine lesen sich auf der Menükarte komplex und ausgefallen, davon war auf beiden Tellern wenig zu schmecken. Dafür liest sich das Kichererbsengemüse so’n bisschen einfach, ist auch optisch wirklich kein Highlight (sehr viel beige), allerdings hatte dieses Schälchen mehr Aromenpower als sämtliche seiner Vorgänger zusammen. Beim Kürbis-Curry ist irgendetwas ganz arg schiefgelaufen, serviert werden knüppelharte Gemüsestücke in Kokosmilch ohne alles.

Das Dessert und die gebratenen Gambas sorgen wiederum dafür, dass auch die letzten Reste mit Brot oder Löffelchen wahlweise ausgekratzt oder aufgesogen werden.

Was soll man dazu sagen? Die Genussbar ist ein netter Ort. Hier kann man schön zusammen sitzen, Drinks bestellen und sich ein paar Happen teilen. Ich würde mir allerdings mehr kulinarische Stringenz wünschen. Vielleicht ist die Karte zu groß? Vielleicht sollte man ein paar Rezepte nochmal überarbeiten oder sich ein paar generelle Gedanken über die Küchenrichtung machen. Aktuell fühlt sich die Menükarte noch nicht an, wie aus einem Guss und das schmeckt man auch.

Fazit: Sympathische Tapasbar, kulinarisch ist da noch Luft nach oben. | Bewertung: 3 von 6 Spitzen

Genussbar, Eichendorffstraße 49, 50825 Köln | Öffnungszeiten: Di-Do 17.30-23 Uhr, Fr+Sa 17.30-0 Uhr, Telefon: 0163/9250739 | www.genussbars.de

Teller mit frittiertem Blumenkohl

07.02.2024 Köln: Gastronomie Tapasbar Genussbar in Neuehrenfeld Lenauplatz Frittierter Blumenkohl Foto: Martina Goyert

Julia Floß' Auswahl:

  • Bunte Beete-Carpaccio mit gebackenem Ziegenkäse // 8,50 Euro
  • Frittierter Blumenkohl mit Knoblauchjoghurt und Kräutern // 6,90 Euro
  • Hackfleischbällchen in Tomatensugo // 6,90 Euro
  • Kichererbsengemüse mit Aubergine und Zucchini // 6,90 Euro
  • Geschichtete Aubergine mit Mozzarella, Parmesan und Tomatensugo // 6,90 Euro
  • Fried Chicken // Frittierte Hähnchenstücke mit Coleslaw und Mango // 8,90 €
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