Henns Geschmackssache„Troyka" – Spitzenküche mit russischem Einfluss

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gedeckte Tische in einem Raum mit zwei großen Fensterfronten

Blick in den Gastraum des Troyka in Erkelenz.

In hochmodernem Ambiente bietet das „Troyka" spektakuläre Gerichte mit russischem Einfluss. Unser Restaurantkritker Carsten Henn war vor Ort und hat das Restaurant in Neu-Immenrath getestet.

„Achtung Rübenverkehr“ verkündet ein Warnschild– das sehe ich nicht alle Tage auf dem Weg zu einem Gourmet-Restaurant. Aber das „Troyka“ ist in vielerlei Hinsicht sehr ungewöhnlich. Aus dem Russischen übersetzt bedeutet der Name „Dreigespann“. Dieses bilden der in Sibirien geborene und in Kasachstan aufgewachsene Koch Alexander Wulf, Koch Marcel Kokot und Sommelier Ronny Schreiber. Sie sind Freunde und Geschäftspartner im neu erbauten und im März 2021– mitten in der Pandemie – eröffneten Restaurant am Ortsrand von Neu-Immenrath.

Hochmodern ist es, mit großem, gläsernen Weinhumidor, einem geheimen DJ-Raum und einem LCD-Bildschirm über der offenen Küche, auf dem man beobachten kann, wie die Gerichte am Pass angerichtet werden. Und es sind spektakuläre Speisen darunter, wie der tiefgefrorene Schwertfisch, der in dünne Scheiben geschnitten und von einer warmen Waldpilz-Vinaigrette begleitet wird, wobei Sanddorn für saure Akzente sorgt. Klingt wild, funktioniert aber hervorragend.

Schwertfisch-Gericht auf einem Teller

Schwertfisch mit Waldpilzen und Sanddorn.

Dasselbe gilt für die „Russian Waffel“, die Kaltwasser-Garnelen mit Kapern, Bete und einer Waffel vereint, in der sie stecken – weshalb das Ganze aussieht wie ein riesiger, exotischer Krebs. Luxuriöser Ora King Lachs wird mit Miso, Sake und Kaviar angerichtet, heimischer Damhirsch mit Topinambur, Rotkraut und Moosbeeren. Im Zentrum steht fast immer ein Edelprodukt von bemerkenswerter Qualität, das aromastark flankiert wird. Dabei treten die russischen Einflüsse manchmal deutlich, manchmal gar nicht hervor, was ich angenehm undogmatisch finde.

quadratisches Gebäude, das im Halbdunkeln beleuchtet wird, rechts ein Parkplatz

Das Troyka von außen.

Die Küche des „Troyka“ ist kraftvoll, eigenständig und überraschend. Da bleibt es nicht aus, dass manches – aber nur sehr weniges – nicht ganz aufgeht. Der Gänseleberterrine im russischen Windbeutel mit Erdnuss und Eberesche fehlt es an Schwung und der Gang ist viel zu sättigend im Menü. Das Dessert mit Variationen vom Dry Aged Kürbis wirkt zu verkopft, und die Pralinen aromatisch ausbaufähig – pfiffig ist allerdings, dass man auf einem Backgammon-Brett auswürfeln muss, wer die letzte Praline erhält.

Ronny Schreiber serviert dazu eine ebenso passende wie spannende Weinbegleitung. Rund 700 Positionen weist seine Weinkarte auf. Wie das ganze Service-Team agiert auch er ausgesprochen freundlich und annonciert detailliert. Besteck wird übrigens nicht eingedeckt, das nimmt sich jeder Gast aus einer eigenen Besteckschublade.

drei Männer in schwarzer Kochkleidung stehen vor einem gedecketen Tisch und blicken in die Kamera

Die Geschäftsführer des Troyka von links nach rechts: Koch Marcel Kokot, Sommelier Ronny Schreiber und Koch Alexander Wulf.

Es ist sicher keine leichte Zeit für ein russisches Restaurant, obwohl das Team des „Troyka“ sich offen gegen den russischen Angriffskrieg ausgesprochen, und kürzlich zwei Ukrainer eingestellt hat. Auf der Theke finden sich eine russische und die ukrainische Flagge, verbunden durch ein Herz.

Fazit: Hochklassige Spitzenküche und eine beeindruckende Weinauswahl in modernem Ambiente

Bewertung: 5 von 6 Spitzen

Troyka, Rurstraße 19, 41812 Erkelenz Neu-Immenrath Öffnungszeiten: Do-Sa ab 18, So 12-14 & ab 18 Uhr Tel.: 02431/ 9 455 355 www.troyka.de

Probiertes

Kürbis-Kalamansi angerichtet auf einem grauen Teller

Dry Aged Kürbis-Kalamansi.

  • 6-Gang-Menü // 159 Euro
  • Upgrade Gänseleberterrine // 28 Euro
  • Bistro-Menü (3 Gänge) // 69 Euro
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