Serie: Urban FarmingWeide hinterm Wohnhaus

Lesezeit 3 Minuten

Köln – Es ist noch gar nicht lange her, da hatte sich der Mensch zu entscheiden: Wollte er Hühnereier und Gemüse aus dem eigenen Garten, zog er aufs Land. Bevorzugte er Kultur und Cafés, lebte er in der Stadt. Heute möchten viele Leute auch in der Stadt auf Eier aus dem eigenen Garten nicht verzichten. Und müssen das offenbar gar nicht: Längst ist Urban Farming (städtisches Landwirtschaften) zum Hobby vieler Städter geworden. Aus Kulturlandschaft wird Ackerland, aus Gärten werden Weiden.

Nutztierhalter müssen ihre Tiere beim Veterinäramt der jeweiligen Stadt anmelden. Das ist wichtig, weil Hühner, Ziegen und Schafe häufig ausreißen und dann der Halter ausfindig gemacht werden muss. Außerdem muss der Tierarzt beim Ausbruch von Tierseuchen alle potenziell betroffenen Tiere in der Stadt untersuchen, um eine Ausbreitung zu verhindern. Deshalb müssen sich Nutztierhalter auch bei der Tierseuchenkasse melden und dort einzahlen. Wer sein Tier noch nicht bei der Stadt gemeldet hat, kann das jedoch jederzeit nachholen.

Infos zu Bezugsquellen, zur artgerechten Haltung und zum richtigen Futter der verschiedenenTiere gibt es bei der Landwirtschaftskammer oder den jeweiligen örtlichen Zuchtvereinen.

Eigenes Gemüse auf dem Balkon zu ziehen ist für viele schon normal. Aber auch Hühner und Schafe sind in der Stadt immer häufiger zu Hause: „Die Nutztierhaltung in der Stadt ist eindeutig ein Trend“, sagt Egbert Lechtenböhmer vom Veterinäramt der Stadt Köln. Etwa 300 Kölner besitzen Bienenstöcke. Außerdem sind rund 200 Rinder, 300 Schweine, 1800 Schafe und Ziegen und mehr als 10000 Hühner oder anderes Geflügel in Köln gemeldet, Tendenz steigend. Die Dunkelziffer ist noch höher, denn „nicht jeder weiß, dass er sein Nutztier bei mir anmelden muss“, sagt Lechtenböhmer.

Der typische Nutztierhalter in der Stadt ist nach Lechtenböhmers Erfahrung gebildet und macht sich Gedanken über die Herkunft seiner Nahrung: „Die meisten wollen die Massentierhaltung nicht. Sie wollen wissen, dass ihre Tiere es gut haben.“ Den Trend im privaten Bereich sieht Lechtenböhmer vor allem im Bereich Schafs-, Geflügel- und Bienenhaltung. Rinder und Schweine seien immer noch eher klassische Bauernhoftiere.

Keine Einschränkungen

Rechtlich gesehen gibt es für Nutztierhalter kaum Einschränkungen. „Bei den Hühnern etwa sind die Normen für den Platzbedarf in der Landwirtschaft so klein, das erfüllen die privaten Halter allemal“, erklärt der Veterinäramtsleiter. Bislang hat er mit städtischen Nutztierhaltern vor allem gute Erfahrungen gemacht. Den meisten Tieren gehe es sehr gut. Ärger gebe es eher mal mit den Nachbarn, die sich beschweren, weil die Hühner zu laut gackern.

Wir stellen in einer Serie drei Hobbylandwirte vor, die sich lieber selbst Hühner, Schafe oder Bienen im Garten halten, als Eier, Milch und Honig unkompliziert im Supermarkt einzukaufen. Weil sie wissen wollen, wo ihr Essen herkommt. Weil sie auch jenseits von Computerbildschirmen etwas mit den Händen schaffen möchten. Oder weil ihre Kinder auch in der Stadt wie auf dem Land aufwachsen sollen.

KStA abonnieren