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100 Ideen für Köln„Ich wünsche mir eine Ehrenamtsvermittlung für angehende Rentner“

3 min
Der Politikwissenschaftler Sebastian Kurtenbach erforscht das städtische Zusammenleben.

Der Politikwissenschaftler Sebastian Kurtenbach erforscht das städtische Zusammenleben.

Der Politikwissenschaftler Sebastian Kurtenbach möchte, dass Menschen, die in den Ruhestand gehen, einen Überblick bekommen, wie sie sich ehrenamtlich engagieren könnten.

Was ist meine Idee für Köln?

Meine Idee ist, dass alle Kölnerinnen und Kölner, die bald in Rente gehen, ein Angebot zur Beratung für ein Ehrenamt bekommen. Ein solches kann regelmäßig, aber auch zeitlich begrenzt sein. Denn diejenigen, die jetzt in Rente gehen, haben einen hoffentlich langen und gesunden Ruhestand vor sich und zugleich bringen sie viele Kompetenzen mit, die in dieser Stadt dringend gebraucht werden. Allerdings ist es nicht immer so einfach zu wissen, wo man sich engagieren kann, und manchmal braucht man auch einfach einen „Stups“ über die Schwelle.

Dafür gibt es bereits heute die Kölner Freiwilligenagentur, die einen guten Überblick über die Engagementmöglichkeiten bietet. Ein Teil der Infrastruktur ist also da. Jetzt geht es darum, dass man sie mit den Menschen zusammenbringt, die nun in Rente gehen, und das ist gar nicht so kompliziert, wie man glaubt.

Warum wäre das gut für die Stadt?

Köln ist eine lebenswerte Stadt. Damit das so bleibt, kann man sich nicht alleine darauf verlassen, dass andere dafür sorgen. Alle würden davon profitieren, wenn es mehr Engagierte gäbe aus der Generation der so genannten Baby-Boomer, die jetzt in Rente geht und besonders groß ist. Vor allem Kinder- und Jugendliche würden von einem noch stärkeren Engagement der Baby-Boomer-Generation profitieren, beispielsweise bei der Förderung von Lesekompetenzen, aber auch im Sport und der kulturellen und naturbezogenen Bildung. Vom Engagement profitieren also nicht nur alle, sondern Köln hat auch dauerhaft etwas davon. Die meisten der Kinder, die heute in Kitas und Grundschulen sind, werden das Jahr 2100 erleben. Wenn wir jetzt das generationenübergreifende Engagement vor allem der Älteren stärken, zahlt sich das sehr lange aus.

Wie könnte die Umsetzung gelingen?

Es gibt einen ganz einfachen Weg: das Einwohnermelderegister. Die Stadt Köln hat, wie alle Kommunen in Deutschland, ein Verzeichnis über die Einwohner der Stadt mit Adresse und Geburtsdatum. Ein Gratulationsbrief zum Beispiel zum 65. Geburtstag der Oberbürgermeisterin oder des Oberbürgermeisters verbunden mit einem QR-Code, der zu einer Terminbuchung für ein unverbindliches Gespräch zum Thema Engagement führt, wäre recht simpel umzusetzen. Nicht alle werden ihn nutzen, aber es ist ein einfacher Weg für eine systematische Ansprache. Es ist alles da, man muss nur die technische Infrastruktur dafür bereitstellen und die Freiwilligenagentur in die Lage versetzen, gute Beratungsgespräche durchzuführen, das ist aber nicht kompliziert.

Was braucht es dafür?

Drei Dinge braucht es für die Umsetzung. Erstens die Mittel für Druck und Porto. Die Jahrgänge, die bald in Rente gehen, umfassen zwischen 13.000 und 16.000 Menschen in Köln. So viele Briefe müssten also rausgehen. Zweitens braucht es eine technische Infrastruktur zur Terminbuchung, die datenschutzkompatibel ist. Die Stadt Köln hat hier schon Erfahrungen gesammelt, wie das gehen kann. Es geht also. Drittens müssen die Ehrenamtsagentur oder Kooperationspartner auch in der Lage sein, solche Gespräche anzubieten. Daher wäre ein Bündnis für Engagement, bei dem Beratungsteams gebildet werden, sinnvoll und kostensparend. Auch das geht. Die Devise lautet also: einfach mal machen und nicht nach Gründen suchen, wieso es nicht geht.


Zur Person

Sebastian Kurtenbach, geb. 1987, ist Politikwissenschaftler und lehrt an der Fachhochschule Münster sowie an der Ruhr-Universität Bochum. Der gebürtige Kölner beschäftigt sich vor allem mit der Erforschung städtischen Zusammenlebens und der Gestaltung kommunaler Sozialpolitik.

Zur Serie

„100 Ideen für Köln“ ist die neue Serie des „Kölner Stadt-Anzeiger“, die der Stadt neue Impulse verleihen soll: „100 Ideen für Köln“. Was muss passieren, damit die viertgrößte Stadt Deutschlands mit ihrer Strahlkraft in die Region zukunftsfähig bleibt? Was ist dringend zu verbessern? Was fehlt in dieser Stadt? Im Vorfeld der Kommunalwahl am 14. September sammeln wir besten Vorschläge, Lösungen und Visionen – auch als Inspiration für die künftige Stadtspitze. Dazu fragen wir nicht nur prominente Vertreter der Stadtgesellschaft, sondern auch Sie, liebe Leserinnen und Leser: Stimmen Sie ab über die ersten 50 Ideen für Köln.