KVB-Lockdown am 11.11.Wer ein Taxi nahm, bekommt Geld zurück

Lesezeit 4 Minuten
Polizisten und Feiernde stehen am 11.11. auf den gesperrten Gleisen der KVB an der Unimensa in Köln.

Polizisten und Feiernde auf den gesperrten Gleisen der KVB an der Unimensa

Der Andrang am 11.11. hat nach und nach den kompletten Bahnverkehr in der Kölner Innenstadt lahmgelegt. Wie konnte es dazu kommen? Indes kündigt die KVB an, für entstandene Kosten ihrer Kunden aufzukommen.

Es war 10.30 Uhr am 11.11., als der Totalausfall des öffentlichen Nahverkehrs in der Kölner Innenstadt seinen Lauf nahm. Nachdem am frühen Morgen planmäßig und wie in den Vorjahren schon die Straßenbahn-Linie 9 im Zülpicher Viertel getrennt worden war, kam nun die Linie 18 hinzu.

Zwischen Eifelwall und Poststraße – also auch über den viel frequentierten Barbarossaplatz – fuhren schon eine halbe Stunde vor dem offiziellen Sessionsbeginn keine Bahnen mehr. Zigtausende Feiernde waren zuvor auf die Straßen und damit die Schienentrassen auf der Luxemburger Straße geströmt und hatten jeglichen Bahn- oder Autoverkehr unmöglich gemacht.

Schon zu dieser Zeit waren aber auch an anderen Orten in der Stadt immer mehr Menschen auf den Straßen und Schienen, sogar vereinzelt in U-Bahn-Tunneln – teils bereits stark angetrunken. Die Gefahr, dass Bahnen der KVB Feiernde an- oder sogar überfahren, wuchs von Minute zu Minute.

Zeitgleich machten immer neue Bilder des überfüllten Zülpicher Viertels und der angrenzenden Straßen die Runde, und die Bereitschaftspolizei musste den Ordnern helfen, den Druck der Menschenmassen von dem einzigen Eingang am Zülpicher Wall zu nehmen. In den Vor-Corona-Jahren hatte es an Karneval immer wieder Unfälle mit KVB-Bahnen gegeben, teils mit tödlichem Ausgang.

U-Bahn-Tunnel am 11.11. in Köln ab dem Mittag gesperrt

Polizei-Einsatzleiter Rüdiger Fink, der im ständigen Austausch mit dem Koordinierungsstab der Stadt stand, meldete sich gegen 12 Uhr bei der Betriebsleitung der KVB. Die Anweisung war klar: Die Bahnen sollen den Barbarossaplatz nicht mehr anfahren, die Menschen sollen ferngehalten werden vom Zülpicher Viertel. Die KVB stellte daraufhin den kompletten U-Bahn-Verkehr in der Innenstadt ein. Sowohl über die Ringstrecke, als auch über den Tunnel unter dem Neumarkt und Hauptbahnhof ging nun nichts mehr. Die Bahnen der Linien 3, 5, 12, 15, 16 und 18 fuhren nun nicht mehr in die Innenstadt. Fink wies zudem die Deutsche Bahn an, den Bahnhof Süd für Regionalzüge zu sperren.

Der Bahn-Lockdown in der Kölner Innenstadt war schließlich komplett, als am Nachmittag auch die oberirdische Trasse der Linien 1, 7 und 9 zwischen dem Gürtel und Neumarkt nicht mehr befahren wurde. „Gegen 17 Uhr wurden Personen auf den Gleisen der Schleife Aachener Weiher gemeldet. Ein dauerhaftes Fernhalten der Personen von den Gleisen war aus polizeilicher Sicht nicht möglich“, teilte ein Polizeisprecher mit. Bis in die frühen Morgenstunden stand das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs weitgehend still. Bis 6 Uhr am Morgen wurden nacheinander alle Linien wieder befahren, nachdem die Schienen von der AWB gereinigt wurden.

Feierkonzept sollte KVB-Verkehr schützen

Im Vorfeld des 11.11. waren die KVB auch am „Runden Tisch Karneval“ beteiligt, der in die Planung des städtischen Sicherheitskonzepts eingeschaltet wurde. Dieses Konzept sah ausdrücklich nur einen Eingang ins Zülpicher Viertel an der Unimensa vor, um den Barbarossaplatz zu entlasten und damit den KVB-Betrieb weitgehend aufrechtzuerhalten. Störungen oder Verzögerungen an der viel befahrenen Kreuzung hätten Auswirkungen auf den Bahnbetrieb bis ins Rechtsrheinische, hieß es.

Die von der Stadt beauftragte Crowd-Managerin wies in ihrem Gutachten zur Verteilung der Menschenmengen in dem Viertel besonders auf das Problem mit KVB-Bahnen hin. Besondere Schutzmaßnahmen wie Bauzäune oder andere Absperrungen kamen etwa auf der Luxemburger Straße oder der Aachener Straße nicht zum Einsatz, um die KVB-Schienen zu isolieren.

Wie üblich nach Großveranstaltungen soll noch im Laufe dieser Woche bei der KVB intern eine Manöverkritik folgen, in der die Lehren aus dem größten Bahn-Stillstand der vergangenen Jahre gezogen werden. Auch die Polizei werde „die Einsatzerfahrungen in die Nachbereitung mit den Konzeptverantwortlichen einbringen“, sagte ein Polizeisprecher. Dazu zählten „insbesondere die Erkenntnisse zu baulichen Gegebenheiten der Zugänge sowie zu Ausweich- und Entfluchtungsflächen“.

Wer nun auf die Bahnen in der Innenstadt angewiesen war, hatte ein Problem. Viele gingen lange Strecken zu Fuß oder fuhren – teils trotz hohen Alkoholpegels – zum Beispiel mit einem Leihrad der KVB. Für alle, die sich ein Taxi genommen haben, hat die KVB eine gute Nachricht: Das Unternehmen sagte zu, die Kosten für Fahrten zu übernehmen, die wegen des weitgehenden KVB-Lockdowns entstanden sind. Die sogenannte „Mobilitätsgarantie“ gelte auch für den 11.11., sagte ein KVB-Sprecher. Bis 20 Uhr werden bis zu 30 Euro erstattet, von da an sogar 60 Euro. Das Antragsformular gibt es bei www.kvb.koeln.

KStA abonnieren