Anwohner der Kölner Flora klagenBotanischer Garten schließt oft vor Sonnenuntergang

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Die Anwohnerinnen Elisabeth Giesen (v.l.), Brigitte Zschocke und Franziska Unterberg kritisieren die Stadt wegen der unklaren Öffnungszeiten des Botanischen Gartens.

  • Nachdem der „Kölner Stadt-Anzeiger“ über ein Paar berichtete, das in der Flora eingeschlossen wurde, meldeten sich mehrere Anwohner bei der Zeitung.
  • Sie kritisieren, dass in der Flora oft vor Sonnenuntergang, der offiziellen Schließzeit, die Tore verriegelt werden.
  • Die Anwohner schlagen eine Lösung vor, wie die Öffnungszeiten verständlicher werden.

Köln-Riehl – Vor einiger Zeit, erzählt Franziska Unterberg, habe sie ein Baby über den Zaun der Flora entgegengenommen, bevor der Vater des Kindes selber hinüberkletterte. Sechs bis acht Besuchern, die im Botanischen Garten eingeschlossen wurden, half die Anwohnerin allein in den letzten beiden Jahren heraus.

Vor zwei Wochen  berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“ über ein Paar, das im Botanischen Garten hinter verschlossenen Toren stand und daraufhin die unklaren Öffnungszeiten kritisierte. Daraufhin meldeten sich mehrere Anwohner bei dieser Zeitung: Sie  betonen, das Problem sei längst bekannt – alle vier  wurden schon selbst eingeschlossen. Trotz Lösungsideen sei bisher nichts getan worden.

„Es wird oft vor Sonnenuntergang geschlossen“

„Bis vor fünf Jahren bin ich gejoggt – da wurde ich auch mal eingeschlossen“, sagt Unterberg. Zusammen mit zwei weiteren Anwohnerinnen, Elisabeth Giesen und Brigitte Zschocke, sitzt sie auf einer Bank am Eingang der Flora. Damals,  erzählt sie,  sei sie einfach über das Gitter geklettert. „Da war ich noch sportlich“, sagt sie lachend. Schon vor einigen Jahren habe sie als Mitglied des Freundeskreises Botanischer Garten vorgeschlagen, die Öffnungszeiten klarer zu formulieren.

Momentan heißt es zu den Schließzeiten der Tore nämlich: bei Dämmerung, im Sommer spätestens 21 Uhr. Doch was genau „Dämmerung“ bedeutet, sagen auch Elisabeth Giesen und Brigitte Zschocke, interpretiere jeder Wärter anders. „Es wird oft vor Sonnenuntergang geschlossen“, sagt Zschocke. „Sind Wolken am Himmel, dann machen sie auch früher zu.“

Unterberg schlug Uhr am Tor vor

Ähnliches berichtet auch ein Anwohner, der anonym bleiben will, in einem Leserbrief: „Wir wurden schon hinauskomplimentiert, als wir die Abendsonne noch auf der Stirn hatten, und ein anderer Wärter ließ im Juli die Tore noch bis 21.30 Uhr geöffnet.“

Unterberg schlug bereits vor ein paar Jahren vor: „Machen Sie eine kleine Spieluhr an das Tor und stellen Sie da bei der morgendlichen Öffnung die genauen Schließzeiten ein.“ Daraufhin, sagt Unterberg, habe der Direktor des Botanischen Gartens gesagt, so etwas ginge nicht, das lasse sich nicht organisieren.

„Das ist so simpel, da einfach einen Zettel hinzuhängen“

Das sieht die Rentnerin anders. Unmöglich gibt es ihrer Meinung nach nicht – das sei alles eine Frage des Willens. „Ich werde mir einen Spaß machen und das hier ab Oktober an einem der Tore aufhängen“, sagt sie und zieht eine Folie mit  Zettel aus der Manteltasche. Auf der Vor-und Rückseite stehen dort für jeden einzelnen Tag im Oktober die Sonnenuntergangszeiten, die sie zusätzlich mit einem grünen Marker hervorgehoben hat. Am Rand hat sie rote Bändchen befestigt.

„Ich bin gespannt, wie lange das hängt“, sagt sie. „Das Wichtigste ist, dass man Informationen bekommt: Wann muss man den Garten verlassen? Dafür kämpfe ich seit zehn Jahren“, sagt die 80-Jährige. „Das ist so simpel, da einfach einen Zettel hinzuhängen.“

Brigitte Zschocke kritisiert zudem die Schließzeiten im Sommer. „Wenn der Sicherheitsdienst sowieso die ganze Nacht hier ist, sehe ich keinen Grund, wieso die Flora im Sommer nicht erst um 22 Uhr schließt“, sagt sie. Die Flora, findet auch Elisabeth Giesen, sei schließlich ein wunderschöner Garten. Sie selber sei mehrmals täglich dort.

Besonders in Zeiten von Corona kämen auch viele junge Leute nach ihrer Arbeit in den Botanischen Garten, um sich zu erholen und die dortige Pflanzenpracht zu genießen. Gerade für diese Menschen, finden die Anwohnerinnen, sollte die Flora ein Erholungsort bleiben.

Längere Öffnungszeiten laut Stadt nicht möglich

Manfred Kaune, Leiter des städtischen Grünflächenamtes, bestreitet, dass die Tore oft vor Sonnenuntergang schließen. Doch an besonders dunklen Tagen beginne der Dienst sehr pünktlich mit dem Schließen der Tore, damit er die Besucher noch gut sehen könne, während er an sehr hellen Tagen etwas länger warte. Ein Sicherheitsdienst, so Kaune, geleite Personen, die nach den Schließzeiten noch in der Flora sind, zum Ausgang.

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Längere Öffnungszeiten sind laut Kaune nicht möglich. Die Tiere, die in der Flora leben, bräuchten schließlich auch Ruhephasen. Eine Uhr, wie Unterberg sie vorschlug, sei nicht umsetzbar – Kaune befürchtet, dass sie von einigen Besuchern zum Spaß verstellt werden könnte. Außerdem sei die tägliche Umstellung der Uhr sehr aufwendig.

Doch es scheint ein Kompromiss in Sicht: „Den Vorschlag, die Sonnenuntergangszeiten für den laufenden Monat auszuhängen, greifen wir gerne auf.“

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