Kölner Naturdenkmal150 Jahre alter Baum im Botanischen Garten umgestürzt

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Die Reste des Baums hinter dem Schutzzaun, dahinter Träger für ein neues Gewächshaus.

  • Die Libanon-Zeder im Botanischen Garten war gut gepflegt, Anzeichen für eine Krankheit gibt es nicht.
  • Trotzdem ist der Baum plötzlich umgestürzt.
  • Nun beginnt die Suche nach dem Grund.

Köln – Fassungslos stehen drei Passantinnen an einem Zaun im Botanischen Garten. „Und ich habe mich schon gewundert, warum wir sie nicht von weitem gesehen haben“, murmelt eine Frau. Sie blicken auf einen gestapelten Haufen aus Zedernholzscheiben – die Überbleibsel der 150 Jahre alten Libanon-Zeder.

In der Nacht auf den vergangenen Samstag stürzte der Baum während eines Gewitters um. „Als meine Mitarbeiter mich informierten, dachte ich erst das wäre ein übler Witz“, sagt Stephan Anhalt, Direktor des Botanischen Gartens. Der Baum sei gut gepflegt gewesen und es habe keine Anzeichen für Krankheiten, Trockenheit oder Beschädigungen gegeben. Auch erste Untersuchungen durch eine Baumgutachterin bestätigen das. „Auffällig ist aber die geringe Größe des Wurzeltellers“, sagt Anhalt. Dieser sei nur rund drei Meter im Durchmesser gewesen. Bei einem Baum wie der 16 Meter hohen Zeder mit ihrer rund 20 Meter großen Baumkrone seien sonst mindestens zehn Meter zu erwarten. 

Stumpf des Kölner Baumes soll untersucht werden

Das könnte zusammen mit dem Gewitter der Grund für den Sturz sein. „Entscheidend ist nicht, wie stark ein Sturm insgesamt ist, sondern wie heftig einzelne Böen sind und die Richtung, aus der sie kommen“, sagt Anhalt. Möglicherweise sei der Boden nach den starken Regenfällen am vergangenen Donnerstag bereits aufgeweicht gewesen. „Dann wäre es eine tragische Verkettung von Zufällen gewesen“, so Anhalt. Genaueres lasse sich aber erst sagen, sobald der Stumpf des Baumes vollkommen ausgegraben sei. 

Hier lesen Sie mehr: Warum im Königsforst 43.000 Bäume gefällt werden mussten

Bis dahin werden noch viele Besucher vor dem Zaun stehenbleiben. Auch Jürgen Deichmann kann es kaum fassen. „Da kommen einem schon fast die Tränen“, sagt er. Seine Frau Hannelore und er sind regelmäßig in der Flora unterwegs und wollten Freunden aus Berlin den Botanischen Garten zeigen. Da sollte die Libanon-Zeder natürlich nicht fehlen, umso größer die Enttäuschung. „Zumindest lebt er noch in unserer Erinnerung“, sagt Hannelore Deichmann. 

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Aktuell baut die Stadt im Botanischen Garten neue Gewächshäuser, die ersten Stahlträger stehen bereits (hier lesen Sie mehr). Die Gebäude sollten in einer U-Form um die Libanon-Zeder entstehen, dabei sei laut Anhalt auf genug Abstand geachtet worden, um den Baum nicht zu beschädigen. Die Bauarbeiten selbst sind durch den Sturz nicht beeinträchtigt worden. „Wir hatten so gesehen noch Glück, dass die Zeder in der Nacht umgestürzt ist“, sagt Anhalt. So wurden weder Bauarbeiter noch Besucher verletzt. Nur der Schutzzaun um die Zeder sei beim Aufschlag getroffen worden.

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Für das nun freie Gelände beginnt jetzt die ausführliche Planung. Wahrscheinlich sollen kleinere Bäume gepflanzt werden, um die Sicherheit für Besucher und Gewächshäuser zu garantieren und gleichzeitig Schatten zu spenden.

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Ganz verschwinden wird die Libanon-Zeder aber nicht. Ihr Holz wird für die Inneneinrichtung des Tropenhauses verwendet werden. Und die Mitarbeiter des Botanischen Gartens konnten Zapfen und Samen des Naturdenkmals retten, aus denen weitere Bäume wachsen können. Bis diese umgepflanzt werden, dauert es aber wohl noch 20 Jahre.  

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