Statt Panini-AlbumKünstler gestalten Sammelbilder zur Fußball-EM – auch Kölner dabei

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Als Bewerbungsaufgabe für das Tschutti-Heftli musste der Kölner Künstler Günter Phiesel ein Porträt von Trainer Jürgen Klopp anfertigen.

Köln – Der Hype um die Sammelalben von Panini ist ungebrochen. Auch zur EM im kommenden Jahr werden Abertausende Menschen kleine Tütchen mit Stickern kaufen, sie in die Hefte kleben, sich zu Tauschbörsen verabreden. Es gibt viele Gründe für die Faszination der Bildchen. Eines aber gehört eher nicht dazu: Die Abbildungen der Spieler auf den Stickern. Sie sehen darauf oft so aus, als würden sie einen Reisepass beantragen.

Im Tschutti-Heftli ist das anders. Die Schweizer Initiatoren dieses ganz besonderen Sammelalbums und eine Fachjury wählen aus Hunderten Bewerbern internationale Künstler aus, die wunderbare und vielfältige Porträts der Profis gestalten. Zur kommenden EM ist mit Günter Phiesel auch ein Kölner dabei – nicht zum ersten Mal.

Tschutti-EM-Ausgabe: 24 Künstler aus sieben Ländern

Ausgewählt wurden die Künstler der Tschutti-EM-Ausgabe 2020 von einer Jury, in der neben Designern und der schweizer Fußballspielerlegende Andy Egli auch der Maler und ehemalige Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi saß, der seit dem Ende seiner Gefängnisstrafe in der Schweiz lebt. Entsprechend der Zahl der EM-Teilnehmer-Nationen, setzten sich 24 kreative Menschen aus sieben Ländern schließlich durch. Für den Auswahlprozess mussten sie Jürgen Klopp, den deutschen Trainer des FC Liverpool, porträtieren.

Währende fast alle Zeichnungen und Gemälden einreichten, bildete der Kölner Phiesel den amtierenden Welttrainer des Jahres aus Knete nach. „Für Jürgen Klopp sind zwei Dimensionen zu wenig“, begründet Phiesel, der, wenn er nicht Fußballer gestaltet, sich in vielen Stilen der Malerei, Illustration und auch des Designs betätigt. „Klopps markantes Gesicht mit der Brille und den sehr weißen Zähnen hat es mir ein bisschen leicht gemacht“, sagt Phiesel.

Der Kölner Künstler Günter Phiesel muss Spieler gestalten

Das sei bei den Spielern, die er nun nachkneten muss mitunter schwieriger, weil sie sich in Jugendlichkeit und Äußerlichkeit ähnelten. „Viele haben dieselben Frisuren: Immer so einen Deckel oben drauf.“ Anders als bei den bisherigen Tschutti-Heftlis müssen die Künstler nun nicht eine komplette Nationalmannschaft abbilden, sondern ihnen wurden aus allen Teams Spieler und ein Trainer zugelost. Phiesel muss unter anderem zwei Schweden, einen Finnen und einen Italiener gestalten. Und er bekam auch zwei Deutsche ab: Die beiden Bayern-Spieler Manuel Neuer und Serge Gnabry. Wohingegen Gnabry dann eine für Phiesel eher dankbare Frisur hat.

Der Künstler macht aus spezieller Knete etwa fünf Zentimeter große Mini-Büsten der Kicker, für jede braucht er einige Tage. Erst die grobe Form, dann der Feinschliff mit Modelierwerkzeug und Skalpell, als nächstes härten die Figuren im Backofen aus, dann bemalt er sie von Hand mit Acrylfarbe. Am Ende zeichnet er ein Stadion als Hintergrund und fotografiert seine Werke für das Heft.

Kölner Künstler ist Wiederholungssieger bei Tschutti-Heften

Phiesel, der nicht fotografiert werden möchte, weil er „nicht so gern im Rampenlicht steht“, ist Wiederholungssieger bei den Tschutti-Heften. Für die EM 2016 durfte er das belgische Team abbilden, damals entschied er sich für Malen. Er schätze das Tschutti-Projekt, die Vielfalt der Kunstwerke, die Mischung aus Kultur und Fußball, die Finanzierung durch Crowdfunding und den Charity-Charakter. Ein Teil des Erlöses spenden die Initiatoren an das Kinderhilfswerk Terre des Hommes.

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Günter Phiesel als Knetfigur, da er sich nicht fotografieren lassen möchte.

Internationalität ist auch der Grund, warum die Künstler bei dieser EM nicht eine einzelne Nation, sondern Fußballer verschiedener Länder gestalten sollen. „Europa hat Probleme, die man gemeinsam besser löst“, begründet Silvan Glanzmann vom Tschutti-Heftli im Luzerner Büro. Das Heft besteht dieses Mal aus fast 500 Bildern. Neben den 24 EM-Teilnehmer-Nationen ist auch ein, laut Glanzmann, „Best-of“ von Fußballerinnen im Album, zudem haben Kinder unter 13 Jahren darin auf einer Doppelseite ihre Lieblingsspieler dargestellt. Etwa drei Millionen Bildchen produzieren die Tschutti-Heftli-Macher. Sie werden in Zehner-Tütchen verkauft. 

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Klebebilder und Sammelheft sind ab Anfang April im Handel. Sie sind online zu haben, im Internet wird es auch Tauschbörsen geben, etwa über stickermanager.com. „Wir suchen natürlich immer auch physische Tausch- und Verkaufsstellen“, sagt Glanzmann. 2016 etwa gab es eine Tschutti-Tauschbörse im Designgeschäft Siebter Himmel im Belgischen Viertel. „Wer mitmachen möchte, kann sich gern bei uns melden“, wirbt Glanzmann.

www.tschutti-heft.li

www.guenter.phiesel.de

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