Notfallpraxis in ChorweilerRund 150 Menschen demonstrieren für Erhalt

Lesezeit 2 Minuten
Kai (7, l.) und Max (9) gehörten zu den rund 150 Demonstranten, die am Athener Ring den Erhalt der Praxis forderten.

Kai (7, l.) und Max (9) gehörten zu den rund 150 Demonstranten, die am Athener Ring den Erhalt der Praxis forderten.

Chorweiler –  Die Demonstranten kämpfen gegen die Zeit. In etwa acht Monaten, am 31. Dezember, schließt die seit 22 Jahren bestehende Notfallpraxis Chorweiler. Rund 150 Menschen haben sich am Athener Ring versammelt und gegen das Ende der Ambulanz protestiert. „Die Praxis muss hierbleiben“, skandiert die Menge und hält Plakate in die Luft. Darauf steht „Recht auf ärztliche Grundversorgung für alle“ oder „Standort Chorweiler muss erhalten bleiben“.

Maria Zabounis sitzt am Rande der Versammlung in ihrem Rollstuhl, ein Plakat in der Hand. „Ich bin auf die Praxis angewiesen. Sonst muss ich mir ein Taxi bis zum nächsten Krankenhaus nehmen und bei meinem wenigen Geld kann ich mir das nicht leisten.“ Die nächsten Kliniken befinden sich in Nippes, Longerich und Dormagen, die nächsten Notfallpraxen in Nippes, Ehrenfeld und Dormagen – wobei letztere um 22 Uhr schließt. Fällt Chorweiler weg, sagen die Demonstranten, sei der Bezirk ärztlich unterversorgt. Sie befürchten, dass künftig weitere Arztpraxen altersbedingt schließen, da der Bezirk für junge Mediziner „wenig attraktiv erscheint“.

Das Ende der Anlaufstelle treffe vor allem Menschen mit finanziellen Problemen, eingeschränkter Mobilität und Senioren – in Chorweiler eine große Zahl der Bewohner. Zudem sei das Bus- und Bahnangebot im Bezirk schlecht. „Die Praxis muss hierbleiben, es gibt keine Alternative“, betont Helga Wagner, Mitorganisatorin der Demo. Den Vorschlag, mit der Ambulanz an das Heilig-Geist-Krankenhaus nach Longerich zu ziehen, nennt sie einen „faulen Kompromiss“. Die Bezirksvertretung Chorweiler ist ebenfalls gegen die Schließung.

Hintergrund der Proteste ist eine umstrittene Neustrukturierung der Kölner Notdienste, durchgeführt von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Notfallpraxen sollen künftig an Krankenhäuser angegliedert sein, um deren überlasteten Ambulanzen nicht schwerwiegend Erkrankte abzunehmen. Fünf von insgesamt zehn Kölner Standorten müssen schließen. Die Dependancen in Weiden, Lindenthal und am Krankenhaus Severinsklösterchen haben ihre Arbeit bereits eingestellt. Mülheim und Chorweiler folgen.

Im Gegenzug hat eine neue zentrale Notdienstpraxis an der Uniklinik eröffnet. Die KV argumentiert, dass Köln nach der Umstrukturierung weiterhin überdurchschnittlich gut versorgt sei. „Das Landesgesundheitsministerium sagt aber auch, dass es grundsätzlich Spielräume für Notfallpraxen außerhalb von Krankenhäusern gibt“, so Ursula Buetgen, Praxis-Mitarbeiterin und Mitorganisatorin der Demo. Das habe eine Anfrage beim Ministerium ergeben. Hier hätte die Kassenärztliche Vereinigung Möglichkeiten, die Dependance an der Florenzer Straße zu erhalten, betont Buetgen. „Es ist der Auftrag der KV, die gesundheitliche Fürsorge in der gesamten Gesellschaft sicherzustellen“, sagt Wagner. „Wir fordern die KV und Politiker aller Parteien auf, mit den Bürgern in einen öffentlichen Dialog zu treten und den Standort zu erhalten.“

KStA abonnieren