Streiten mit StilSchüler aus Köln-Chorweiler nehmen am Wettbewerb „Jugend debattiert“ teil

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von links nach rechts: Tanisha, Noelia, Sophie und Luis debattierten die Frage, ob Mobbin in der Schule härter bestraft werden sollte.

Tanisha, Noelia, Sophie und Luis (v.l.) streiten über die Frage, ob Mobbing in der Schule härter bestraft werden sollte.

Seit 2015 nimmt die Heinrich-Böll-Gesamtschule an „Jugend debattiert“ teil. Jetzt entschied die Jury, wer die Schule im Regional-Finale vertritt. 

Gleich in ihrer Eröffnungsrede im Freizeitzentrum der Heinrich-Böll-Gesamtschule (HBG) legt Tanisha vor dem Publikum, bestehend aus Oberstufenschülern, die Zahlen auf den Tisch. „500.000 Schüler erfahren bundesweit Mobbing, das ist jeder sechste“, sagt sie und erklärt auch, dass mit „Mobbing“ das Schikanieren aufgrund von Herkunft, Sexualität oder anderer Eigenschaften über einen längeren Zeitraum hinweg gemeint ist. Ihre Teamkollegin Noelia erinnert außerdem daran, dass „Schüler, die Mobbing erfahren, eine hohe Suizidrate haben“. Die Frage der Debatte, „Sollte Mobbing härter bestraft werden?“, beantworten sie daher mit „ja“, denn „härtere Strafen retten Leben.“

Die Diskussion dauert genau zwölf Minuten bei „Jugend debattiert“

Tanisha und Noelia stehen im Finale der Sekundarstufe II ihrer Schule des bundesweiten Wettbewerbs „Jugend debattiert“: Jeweils vier Schüler in zwei Teams nehmen an den Debatten teil, die klar durchstrukturiert sind: Alle Teilnehmenden haben Zeit für eine zweiminütige Eröffnungsrede, anschließend folgt die zwölfminütige Diskussion, in der die Teams ihre Argumente austauschen.

Am Ende hat jeder noch einmal eine Minute für einen Schlusssatz. Methoden und Strategien zur Argumentation hatten sie sich zuvor in mehreren Workshops angeeignet. „Dabei haben wir auch schon Debattenrunden veranstaltet, hier vor dem Publikum ist das aber nochmal etwas anderes“, sagt Nils Becker, Schulkoordinator der HBG, der den Wettbewerb betreut. „Denn es ist ja keine Performance, sie müssen spontan auf die Argumente der anderen eingehen“.

Die Gegenposition zu Tanisha und Noelia nehmen heute Sophia und Luis ein. Sie argumentieren, dass härtere Strafen kontraproduktiv sein könnten, da „Mobber“ ihren Opfern außerhalb der Schule in der Freizeit nachstellen könnten. Außerdem ginge es Mobbern oft selbst „seelisch nicht gut“, auch könnten Schüler fälschlich des Mobbings bezichtigt werden. Sie wollen daher lieber auf Prävention setzen, durch Unterricht, „in dem eine vernünftige Streitkultur vermittelt wird.“ Dabei gleicht ihre persönliche Meinung viel eher Tanishas und Noelias Position, denn bei „Jugend debattiert“ muss man eben auch Meinungen vertreten, die nicht die eigenen sind.

 „Es ist schwierig, wenn die Argumente nicht von Herzen kommen“, meint Sophia, „man versucht eben, sich in eine Person hineinzuversetzen, die diese Meinung vertritt“. Genau darum gehe es, sagt Becker. „Es ist immer gut, sich die Argumente der Gegenseite anzueignen, dann kann man sie auch besser widerlegen.“ Strategien wie diese sind an der HBG nicht nur Teil des Wettbewerbs, sondern auch des Deutschunterrichts. „Wir wollen die Schüler davon wegbekommen, dass sich der Lauteste durchsetzt, sondern dahin bringen, dass sie sich als Team begreifen und sich sprachlich weiterentwickeln“, so Becker.

Die Jury machte es sich nicht leicht mit ihrer Entscheidung und beriet sich länger als üblich. Schließlich entschied sie sich für Tanisha, die durch Faktenwissen und konstruktives Nachfragen überzeugte. Sie wird ihre Schule nun beim Finale der Regionalrunde im Leonardo-da-Vinci-Gymnasium in Nippes vertreten.

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