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„Mein Stiefvater ist ein Terrorist“Nachbarinnen sagen im Rizinbomber-Prozess aus

Lesezeit 3 Minuten
Die Angeklagte Yasmin H. in Düsseldorf vor Gericht

Die Angeklagte Yasmin H. in Düsseldorf vor Gericht

Köln – „Mein Stiefvater ist ein Terrorist.“ Diesen Satz soll ein Stiefsohn von Sief Allah H. im März 2018 gegenüber einer Nachbarin geäußert haben, einer heute 40-jährigen Altenpflegerin. Am Donnerstag sagte die Frau im „Rizinbomber-Prozess“ vor dem 6. Strafsenat Oberlandesgerichts Düsseldorf aus, der für Staatsschutzsachen zuständig ist.

Sief Allah H. (31) und seine Frau Yasmin H. (43) sind angeklagt, von Herbst 2017 an in Chorweiler einen islamistischen Bombenanschlag mit dem hochgiftigen Biokampfstoff Rizin vorbereitet zu haben; Mitte des vergangenen Jahres wurden sie festgenommen.

Den fraglichen Satz habe der Stiefsohn eines Abends bei einer kurzen Unterhaltung im Fahrstuhl unvermittelt von sich gegeben, sagte die Zeugin; dann sei der Junge, der mit seiner Familie im ersten Stock wohnte, ausgestiegen, und sie sei weiter zur neunten Etage gefahren.

„Wenn Allah sagt, wir sollen töten, dann töten wir“

Belastender sind die Worte, welche die Nachbarin unmittelbar von Yasmin H., die 2004 zum Islam konvertiert ist, gehört haben will. Einmal, bei einem Gespräch vor dem Wohnblock, sei die Rede auf den Islam gekommen. Nach einer positiven Bemerkung der Angeklagten über ihre Religion habe sie, die Nachbarin, eingewandt, der Islam sei „nicht nur gut“, das zeigten die in seinem Namen verübten Terroranschläge, die einem Angst machen könnten. Yasmin H., die Nicht-Moslems als „Ungläubige“ bezeichne, habe erwidert: „Wenn Allah sagt, wir sollen töten, dann töten wir.“ Und weiter: „Wenn wir das tun, kommen wir in ein Reich mit viel Geld und einem schönen Leben.“

Fenster komplett abgeschottet

Dazu sagte die Zeugin: „Sie meinte das ernst. Sie hat das nicht als Witz gemeint.“ Zum damaligen Erscheinungsbild Yasmin H.s merkte sie an, sie habe stets Kleidung getragen, die nur das Gesicht freigelassen habe; einmal habe sie sie sogar „voll verschleiert“ gesehen. An der Wohnung der Nachbarn sei ihr – so hatte sie schon bei ihrer polizeilichen Vernehmung gesagt – aufgefallen, dass die Fenster „mit Alufolie und Gardinen komplett abgeschottet“ gewesen seien. „Ich habe gedacht: Die armen Kinder, da kommt kein Licht rein.“

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Hatte die Altenpflegerin erwähnt, in Gegenwart von Sief Allah H. habe seine Frau, mit der er häufig Streit hatte, „verängstigt“ gewirkt, so sagte eine andere frühere Nachbarin, 29 Jahre alt und alleinerziehende Mutter von drei Kindern, über Yasmin H.: „Man hat ihr angesehen, dass sie viel Stress hatte. Vielleicht war es ihr zu viel mit den Kindern.“ Näher darum gekümmert, was bei den Nachbarn vor sich ging, habe sie sich nicht: „Ich habe selber viel Stress und Probleme“; sie habe keinen Anlass zu „gucken, wie andere Leute leben“.

Bisher sind für den Prozess ein Dutzend weitere Verhandlungstage bis Ende November vorgesehen.

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